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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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Doch er schien der Einzige zu sein, der Reue zeigte, denn die Inschrift auf dem Grabstein des Mannes, der ihn niederstreckte, lautet: »Er starb für die Ehre von Skagway.«
    Es kamen so viele künftige Goldschürfer in das Gebiet, ohne im Mindesten auf das Wetter und die Landschaft vorbereitet zu sein, dass die kanadische Regierung von jedem verlangte, einen Jahresvorrat (eine Tonne) an Lebensmitteln und Ausrüstung mitzubringen, um so einer flächendeckenden Hungersnot vorzubeugen. Es fiel der North West Mounted Police zu, auf dem Gipfel des White Pass zu überprüfen, ob die Glücksritter über die erforderliche Ausrüstung verfügten. Schneeschuhe waren rasch überflüssig, da dank tausender Füße bereits ein festgetretener Pfad entstanden war. Um all die Ausrüstung transportieren zu können, musste jeder Goldsucher mehrere Dutzend Male die fast vierzig Meilen lange Strecke über einen steilen Pass überwinden. Das größte Problem stellten die völlig überlasteten Packtiere dar. In einem Sommer starben über dreitausend von ihnen auf dem White Pass Trail, was ihm den Beinamen »Dead Horse Trail« einbrachte. »Gestern ist ein Pferd mit Absicht in den Abgrund des Porcupine Hill getreten«, schrieb ein Journalist aus dieser Zeit. »Einer der Männer, die dabei waren, meinte: ›Es sah nach Selbstmord aus, Sir. Ich halte es für möglich, dass ein Pferd sich das Leben nimmt, und das hier reicht aus, um es an diesen Punkt zu bringen … Ich weiß nicht, aber ich würde wohl auch eher Selbstmord begehen, als mich von manchen der Männer über diesen Pfad führen zu lassen.‹«
    Die einzige Alternative, der Chilkoot Trail durch die Stadt Dyea, war nicht viel besser. Auch er war gleichermaßen
brutal für Tier und Mensch. »Welchen Weg man auch geht, man wünscht immer, man hätte den anderen genommen«, sagte einer der Männer, die beide Pfade erklommen hatten. Schon bald blieb den Menschen keine Wahl mehr. Skagway wurde, unter anderem wegen seines beneidenswert tiefen Hafenbeckens, als Haltestelle für die Schmalspurbahn ausgewählt. Nach einem schweren Lawinenunglück, das den Chilkoot unter sich begrub, war Dyea endgültig dem Untergang geweiht, und seine Bevölkerungszahl schwand gegen null. Als die Eisenbahn im Jahr 1900 fertig gestellt wurde, war auch der Goldrausch nahezu vorüber.
    Heute bildet Skagway gemeinsam mit dem Chilkoot Trail (mit dreiunddreißig Meilen das größte Freiluftmuseum der Welt), der verwaisten Stadt Dyea und einem Besucherzentrum in Seattle (dem wichtigsten Ort, wo sich die Goldsucher für die Reise ausstaffiert hatten) den Klondike Gold Rush National Historic Park. Wir verbrachten einige Stunden damit, über die hölzernen Bürgersteige zu spazieren und die Köpfe in einige der Gebäude aus dem vorletzten Jahrhundert zu stecken. Es war nicht schwer, sich in dieser gut erhaltenen Stadt das rege Treiben vorzustellen, besonders beim Anblick der Touristenströme eines Kreuzfahrtschiffes, die auf uns zukamen.
    Skagway bestätigte ein weiteres Mal, dass mich unsere Reise verändert hatte. Als wir ein kleines, dem Goldrausch am Klondike gewidmetes Museum besuchten, fragte ich mich, ob auch ich mich vom Versprechen des unfassbaren Reichtums in den herrlichen Norden hätte ziehen lassen. Doch beim Anblick der vielen alten Fotos stellte ich entsetzt fest, wie grausam die Goldsucher mit ihren Hunden und Pferden umgesprungen waren. »Ich muss zugeben«,
schrieb ein Packer, »ich war so brutal wie alle anderen, aber wir waren alle verrückt - verrückt nach Gold, und wir taten Dinge, die wir zeit unseres Lebens bereuen werden.« Wie schrecklich, all das nur für Gold zu tun … sein Mitgefühl zu verlieren, die Menschlichkeit … für Geld. Nichts ist so etwas wert.
    Als wir Skagway verließen, kehrten wir auch Alaska endgültig den Rücken, obwohl wir aufrichtig hofften, dass es nicht für immer sein würde. Innerhalb von knapp zehn Stunden legten wir die Strecke nach British Columbia zurück und landeten in einem winzigen Städtchen namens Steamboat Mountain, wo es außer dem Campingplatz nicht allzu viel zu geben schien. »Lass uns früh losfahren«, war während des ganzen Jahres unser Running Gag gewesen, was üblicherweise 11 Uhr vormittags bedeutet - wenn wir Glück hatten. Aber wenigstens einmal gelang es uns: Nach einer kurzen Nacht auf diesem schlammigen, stechmückenverseuchten Campingplatz mit gerade einmal 15 Ampere Stromleistung (normalerweise, wenn alles gleichzeitig läuft,

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