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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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brauchen wir 50, aber 30 reichen zur Not auch aus), waren wir nicht in Versuchung, uns länger als notwendig dort aufzuhalten. Tim schwor, er würde dafür sorgen, dass wir spätestens um neun Uhr früh wieder auf der Straße wären.
    »Oh du Ungläubige«, bemerkte er beim Anblick meiner skeptischen Miene. Ja, so bin ich: Doreen Orion, vom verlorenen Stamm der asiatischen Juden. Um halb neun waren wir unterwegs.
    Ehe wir den Campingplatz verließen, plauderte ich mit der Besitzerin über die vielen Campingplätze und Restaurants entlang des Alaska Highway, die zum Verkauf standen, was mir besonders aufgefallen war, nachdem wir die Grenze nach British Columbia überquert hatten. Auch sie würden verkaufen, meinte sie. Es sei wirklich schwer gewesen,
das Geschäft am Laufen zu halten, besonders in diesem Jahr, als sich die hohen Ölpreise negativ auf den Tourismus niedergeschlagen hatten. Abgesehen davon mussten sie ihren eigenen Strom erzeugen. Während des Winters arbeiteten sie beide auf einem Bohrturm im nahegelegenen Fort Nelson (Einwohnerzahl: 4200). Es sei ein schweres Leben, sagte sie. Nicht zum ersten Mal auf unserer Reise war ich dankbar für mein Schicksal.
    In Alaska war die Lage an der Moskitofront schon schlimm genug gewesen, in British Columbia jedoch schienen die Biester noch größer und noch beißwütiger zu sein, falls das überhaupt möglich war. Ich meine, diese kleinen Teufel würden den neuen Airbus neidisch machen.
    Auf der Fahrt durch Alberta knallten die Tiere wie eine Schwadron Kamikaze-Flieger auf die Windschutzscheibe.
    »Wir sind unter Beschuss!«, rief Tim. »Schutzschilde hoch!«
    »Aye«, erwiderte ich. »Volle Kraft auf die Schutzschilde, Sir. Aber sie hält nicht mehr lange durch.« Über mehrere Meilen widmeten wir uns unserem Stegreif-Tribut an James Doohan, den Scotty aus Raumschiff Enterprise , der, wie wir hörten, soeben verstorben war.
    Unser Campingplatz in der Nähe von Edmonton fiel vor allem durch eine geradezu groteske Käferart auf, die längere Beine besaß als ein Supermodel auf Stelzen. Bei dem Geschrei, das ich veranstaltete, trug ich gewiss nicht zur Verbesserung des Rufs der Amerikaner auf der Welt bei. Das Gute war, dass die Stadt behauptete, das größte Shopping Center der Welt zu besitzen - es stand sogar im Guinness-Buch (obwohl es im Vorjahr ausgestochen worden war und sich nur noch als größtes Einkaufszentrum Nordamerikas bezeichnen durfte). Also nahmen wir den
Jeep und machten einen Ausflug zur West Edmonton Mall. Wir mussten dieses Wunder mit all den Hotels, dem Vergnügungs-, dem Wasserpark (mit Bungeesprung über dem Wellenbecken), der Minigolf-Anlage, den Seelöwen, einem Aquarium, einer Arkade, dem Casino, einem Kino, einer Nachbildung der Santa Maria und natürlich den über achthundert Geschäften unbedingt sehen. Eine kleine Abwechslung ist ja gut und schön, aber lassen wir uns nicht allzu sehr davon mitreißen.
    Trotzdem kaufte ich nichts.
    Nach kurzen Stopps in Missoula, Montana (um ein paar weitere Mail-Freunde von der Arbeit zu treffen) und Pinedale, Wyoming (um Lisa und Jim in ihrer Hütte zu besuchen), kehrten wir nach Colorado zurück. Dort landeten wir zufällig genau an derselben Flying-J-Raststätte, wo wir an diesem ersten schrecklichen, verregneten Tag unserer Probefahrt vergeblich nach einer Übernachtungsmöglichkeit gesucht hatten. Die Baustelle gab es immer noch (Hey, wie ist es möglich, dass es nicht einmal acht Monate dauerte, um den fast tausendfünfhundert Meilen langen Alaska Highway zu bauen?), doch diesmal hatten wir keine Mühe, die richtige Ausfahrt zu finden (na schön, es war Mittag, und die Sonne schien). Als Nächstes fuhren wir an der Ausfahrt zu diesem College vorbei, auf dem wir unfreiwilligerweise gelandet waren. Mittlerweile konnten wir sogar darüber lachen und staunten nur, wie weit wir gekommen waren.
    Etwa eine Fahrtstunde von Denver entfernt hielten wir bei einer Einkaufsmeile an. Es war Tims Idee gewesen, shoppen zu gehen, und er hatte auch einen ganz bestimmten Laden im Auge: Carhartt. Er wollte sich Arbeitskleidung für seine neue Beschäftigung kaufen. Ich blieb solange im Bus.

    Man muss kein Psychiater sein, um zu begreifen, wieso ich trotz meiner lebhaften Erinnerung an viele Details unserer Reise überhaupt keine an den Moment habe, als wir endgültig aus dem Bus stiegen. Ich schätze, wir landeten auf dem Parkplatz von Vanture’s in Denver, luden so viel wir konnten in den Jeep und fuhren mehrmals

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