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Eine Frau flieht vor einer Nachricht

Eine Frau flieht vor einer Nachricht

Titel: Eine Frau flieht vor einer Nachricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Grossman
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sagt Ora und kriegt die Worte nur schwer über die Lippen.
    Neta? Auf einen Schlag flieht das Blut aus seinem Gesicht. Was ist mit Neta?
    Ora schaut ihn lange und verzweifelt an.
    Ist sie in Ordnung? Er fleht sie an, was ist ihr passiert?
    Sie ist okay, sie ist ganz in Ordnung, deine Freundin.
    Was ist dann mit ihr?
    Sie klang sogar sehr nett, witzig.
    Hast du mit ihr gesprochen?
    Nein.
    Was dann?
    Schwerfällig biegt Ora vom Weg ab, in ein dichtes Wäldchen. Sie schleppt sich durch Dornen und Büsche, stolpert, kommt wieder auf die Beine, und Avram hinter ihr her. Sie klettert auf eine kleine Klippe von hohen grauen Felsen, und er hinter ihr her. Plötzlich befinden sie sich in einem kleinen schattigen Krater, in dem das Licht gedämpft ist, als nähme die Sonne ihre Strahlen dort weg.
    Ora sinkt auf den Boden, setzt sich auf eine Stufe im Fels und verbirgt ihr Gesicht in den Händen: Hör zu, ich hab etwas getan … Das ist nicht in Ordnung, ich weiß, aber ich hab in deiner Wohnung angerufen und deine Nachrichten abgehört.
    Bei mir zu Hause? Er richtet sich auf. Das kann man?
    Ja.
    Wie?
    Es gibt so einen Code, einen allgemeinen, wenn man keinen eigenen eingibt, das ist wirklich nicht kompliziert.
    Aber warum?
    Frag mich nicht
    Ich versteh nicht. Warte …
    Avram, ich hab das gemacht, und so ist es nun mal. Ich konnte mich nicht beherrschen. Erst hab ich bei mir angerufen, und dann sind die Finger von allein weitergehüpft.
    Die Hündin drängt sich zwischen sie, bietet Ora ihren warmenKörper als Polster an, Ora legt die Arme auf sie, ich weiß nicht, was mich da geritten hat. Hör zu, ich … Ich schäme mich dafür.
    Aber was ist passiert? Was hat sie getan? Hat sie sich was getan?
    Ich wollte nur Netas Stimme hören, verstehen, wer sie ist. Ich habe gar nicht daran gedacht …
    Ora – er schluchzt ihren Namen fast –, was hat sie gesagt?
    Du hast mehrere Nachrichten. Zehn. Neun sind von ihr. Und eine von deinem Chef im Restaurant. Sie sind in einer Woche mit dem Umbau fertig, er möchte, dass du wieder bei ihm arbeitest. Er mag dich sehr gern, Avram, das hört man an seiner Stimme. Und sie machen auch eine Einweihungsfeier.
    Aber Neta, was ist mit Neta?
    Setz dich hin. Ich kann nicht, wenn du so über mir stehst.
    Avram hat sie anscheinend nicht gehört, er starrt auf die grauen Felsen, die um sie herum aufragen. Er spürt, sie bedrängen ihn.
    Ora legt ihre Wange auf den Körper der Hündin; vor ungefähr eineinhalb Wochen hat sie angerufen, vielleicht ist es auch länger her, und gebeten, du sollst sofort zurückrufen. Danach hat sie es noch ein paarmal probiert, nur deinen Namen gesagt, »Avram, Avram? Bist du da?« »Avram, nimm mal ab«, solche Sachen.
    Avram kniet sich ihr gegenüber hin. Der Kopf ist ihm plötzlich zu schwer. Die Hündin, mit der Ora schmust, wendet sich ihm zu, ihr Blick ist dunkel und weich.
    Und danach kam eine Nachricht von ihr, wo sie sagt – Ora schluckt, ihr Gesicht bekommt auf einmal den Ausdruck eines erschreckten Mädchens –, sie müsse dir etwas Wichtiges erzählen, und danach, warte, lass mich überlegen, ja, die letzte Nachricht ist von vorgestern Abend. Ora stößt einen eiskalten Lacher aus: Siehst du, dieselbe Zeit, zu der Ofer seine letzte Nachricht hinterlassen hat.
    Avram hockt in sich zusammengesunken da, erwartet den Schlag. Ihn wird man nicht überraschen.
    Avram, hier ist Neta, sagt Ora mit hohler Stimme, ihr Blick hängt irgendwo in weiter Ferne, ich bin in Nueba, und du bist schon unheimlich lange nicht zu Hause und rufst nicht die zurück, die dich lieben …
    Avram nickt, als erkenne er Neta hinter Oras Stimme.
    Ich hatte jetzt eine Zeit, da dachte ich, ich wär vielleicht schwanger – fügt Ora hinzu, bewegt die Lippen kaum, als spräche ein Bauchredner aus ihr –, ich hatte nicht den Mut, dir das zu sagen, und so bin ich hierhergefahren, um zu überlegen, was ich mache, mich selber zu organisieren, aber zum Schluss war es dann doch nichts, wie immer bei mir, falscher Alarm, also musst du dir keine Sorge machen, mein Geliebter.
    Und dann kam das Pfeifen, sagt Ora.
    Er starrt sie an: Was? Ich versteh nicht. Was hast du gesagt?
    Was gibt’s da zu verstehen? Ora kommt wieder zu sich und wird gleich wieder scharf: Was genau hast du nicht verstanden? Ist da ein fremdes Wort? »Schwangerschaft«, verstehst du? »Falscher Alarm«, verstehst du? »Geliebter«, verstehst du?
    Sein Gesicht erstarrt in einem Ausdruck endlosen Staunens.
    In einer kantigen

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