Eine fremde Welt 3 - Fiona
nehme ihren Arm mit Blick auf sie. »Darf ich?« Als sie nickt, helfe ich ihr
dir Treppen ins Gebäude hinauf. Mit dem Aufzug fahren wir hoch in den
zweiten Stock und ich bringe sie in die vorbereitete Suite. Sie schaut sich
um, dreht sich zu mir und sieht mich fragend an. »Alle Räume bei uns
sehen so aus«, beantworte ich ihre unausgesprochene Frage. »Die Tür
dort drüben führt in ein Badezimmer. Du hast auch einen kleinen
Balkon mit einem Liegestuhl, hier liegt eine warme Wolldecke, in die du
dich, wenn du sonnenbaden möchtest, einwickeln kannst. Ich will, dass
du dich hier sehr schnell wohlfühlst. Dass du neu zu dir findest, dich
wieder spürst. Denn das tust du im Moment nicht, habe ich recht,
Fiona?« Ich spreche gleich weiter. »Ich erinnere dich aber trotzdem noch
mal an dein Versprechen, Fiona.« Sie schaut mich mit leerem Blick an.
Und flüstert mir mit rauer Stimme zu: »Ich halte meine Zusage, wenn du
deine hältst.« »Dass du niemanden sehen willst?«, sie nickt. »Das hast du.
Fiona, darf ich du zu dir sagen?«, sie blickt mich wieder an und nickt
zustimmend. »Fiona, ich mach dir nichts vor, die nächsten paar Stunden
werden nochmals ganz hart für dich. Ich kann dir das aber nicht
ersparen, ich muss diese Dinge wissen. Ich verspreche dir aber, dass ich
nicht von deiner Seite weichen werde und dass ich dich danach erst mal
in Ruhe lasse. Du wirst dich erholen, ausruhen können. Deine Wunden
heilen lassen. Kommst du mit mir? Jetzt gleich, damit du es hinter dir
hast? Es ist alles vorbereitet. Später bekommst du Essen, wenn du etwas
haben willst.«
Mit zitternden Händen kommt sie zu mir. »Ich habe Angst.« »Brauchst
du nicht, aber ich verstehe dich. Möchtest du einen Rollstuhl oder
schaffst du es, zu laufen?«, sie geht zu mir und ich führe sie sofort zu
Paul. Das für sie Unangenehmste gleich zuerst. Als sie den
gynäkologischen Stuhl sieht, ist es mit ihrer Fassung eigentlich schon
vorbei. »Fiona, schau mich an. Das ist Paul, er ist gut, er ist perfekt und
er ist schnell. Er muss kontrollieren, ob du verletzt bist, ich will es wissen
und laut Unterlagen musstest du genäht werden. Ich will sicher sein, dass
alles gut verheilt und gut vernäht wurde. Fiona, ich versprech dir, ich
bleibe bei dir. Ich möchte dich nicht betäuben, das ist Blödsinn und auch
nicht richtig.«
Sie atmet tief durch, kämpft mit sich, und mit Blick auf mich geht sie
zum Stuhl und setzt sich darauf. Dann geht es ganz schnell, sie zieht sich
ganz in sich zurück, ich sehe es in ihrem Blick, irgendwo da drinnen ist
ein verletztes Mädchen. Auf dem Stuhl nimmt sie meine Hand und
drückt sie. Nein, quetscht sie zusammen. Paul ist gründlich und flott.
Wie immer, er ist der Beste, erklärt ihr jeden Schritt laut, ob sie zuhört,
weiß ich nicht. Aber er tut nichts, ohne es anzukündigen. Nach wenigen
Minuten ist er fertig. Ich helfe Fiona, sich aufzusetzen und ihr ihre Hose
anzuziehen. Sie zittert so sehr, dass sie es allein nicht schafft. Dann gehe
ich weiter zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Hier das Gleiche, er schaut nach
den Verletzungen an ihren Stimmbändern. Dann gehen wir weiter zu
meinem Orthopäden. Dort wird Fiona geröntgt, die Rippen nach
Brüchen oder Quetschungen untersucht. Zwei wurden leicht
angeknackst, das örtliche Krankenhaus hat das übersehen. Thomas legt
ihr einen straffen Verband an. Und erklärt auch ihr genau jeden Schritt.
Zum Schluss gehen wir ins Labor. Danach kann sich Fiona fast nicht
mehr auf den Beinen halten. Ich bringe sie in ihr Zimmer und helfe ihr
in ihr Bett. »Schlaf, Fiona, schlaf lange und ausgiebig. Wenn du Hunger
oder Durst hast, klingle, egal, welche Uhrzeit. Wenn du was benötigst,
läute. Hast du mich verstanden?« Sie nickt, ist aber am Ende und schläft,
noch bevor ich den Raum verlasse, augenblicklich ein.
»Herr. McGregor! Ein Telefonat für sie. Eine Frau Mantello, Mia
Mantello, sie sagt, es sei wichtig.
Ich nehme den Hörer. »Hallo Mia!« »Nicht schimpfen, Jonathan,
niemand weiß, dass ich dich anrufe. Ich will gar nichts über Fiona
wissen. Ich möchte dir etwas über Fiona sagen, etwas, das weder Peter
oder Steven oder ihre Eltern wissen. Ich musste ihr versprechen, das
niemanden zu erzählen. Aber ich glaube, dass du das wissen solltest.«
»Sprich, Mia.« »Du musst aber dann auch etwas für mich tun.« »Mia!«
»Ich habe dir ein Formular gemailt. Das sollte Fiona unterschreiben, das
ist dringend.
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