Eine fremde Welt 3 - Fiona
bezichtigt und einiges mehr.
Es sind massenweise böse, nicht wiedergutzumachende Worte in dieser
Zeit gefallen. Leider kann ich auch heute noch nichts dafür. Ich weiß bis
heute noch nicht ganz genau, was mir alles gehört. Gut, das entspricht
vielleicht nicht ganz der Wahrheit. Aber es ist eine große Menge, sehr
viel, und ich müsste eines sicherlich nicht mehr tun, nämlich arbeiten.
Nachdem meine Verwandtschaft mich in Amerika wie einen Aussätzigen
behandelt hat, um aber, als klar wurde, dass ich am Geldhahn sitze, sich
dann auf wundersame Weise besonnen haben, nur, um auf die andere
Art zu versuchen, an das Geld zu kommen. Sie versuchten, sich
einzuschleimen. Sind mir so auf die Pelle gerückt, dass ich mir die Mühe
gemacht habe und mein Vermögen mit einem Anwalt zusammen
durchgegangen bin und komplett neu aufgestellt habe. Ich habe mir
meine Besitztümer angesehen, und bin auf diese Villa mit Grundstück
am Genfer See gestoßen. Von da an nahm alles seinen Lauf. Die Idee
und das Geld ermöglichten es mir, meine eigene Klinik zu eröffnen. Ein
Klinikum nach meinen Vorstellungen, meinen Therapieplänen. Nie hätte
ich für möglich gehalten, dass dies so gut läuft. Die Lage am Genfer See
ist geradezu ideal. Dazu das Klima, die Landschaft, man kommt zur
Ruhe. Nach kompletter Renovation und ausgestattet mit allen
Sicherheitsbestimmungen und Sicherheitstechnik, damit auch reiche,
berühmte Patienten sicher sind, ist die Klinik eröffnet worden. Sicher vor
allem vor Paparazzi und auch vor nicht angemeldeten Gästen. Im oberen
Bereich der Villa habe ich mir eine großzügige Penthousewohnung
eingerichtet und in Genf selbst nochmals ein Haus am See gekauft.
Hierher oder in meine Wohnung dürfen nur meine Freunde.
Ausgesuchte Freunde. Aber ich bin so meistens erreichbar für meine
Kollegen oder auch Patienten, sollte etwas Dringendes anliegen. Meine
Mitarbeiter habe ich sorgfältig ausgewählt. Sie sind meiner Meinung nach
die besten Ärzte, die es im Moment gibt. Schon bald nach der Eröffnung
waren alle Betten besetzt mit sehr reichen, traumatisierten Gästen. Ich
kann meinen Erfolg fast immer noch nicht begreifen, aber bin auch stolz
darauf. Weil es mir jedoch so gut geht, ich so viel Geld habe, war es mir
von Anfang an ein Bedürfnis, dass ich auch Menschen helfe. Personen,
die keine Chance auf eine solche Behandlung haben. Deshalb sind in
meiner Klinik vierzig Prozent der Patienten Leute, die die Behandlung
nicht bezahlen. Mich macht es nicht zum Heiligen, denn das bin ich
nicht. Im Gegenteil, ich bin sehr hart, streng und meine Mitarbeiter
wissen dies auch, und auch meine Partnerinnen. Weiter bin ich in der
SM-Szene unterwegs. Ja, daher kenne ich auch Steven. Er hat mich mal
vor Jahren vor einem sehr großen Fehler bewahrt, als ich noch ein junger
Hüpfer war. Er war noch mehr Frischling und trotzdem war er der
Vernünftigere von uns zweien und hat mich zusammengestaucht und
nach Hause gefahren. Ich muss lächeln, wenn ich daran zurückdenke.
Er hatte einen Gefallen bei mir gut. Den hat er im letzten Jahr für seinen
Bruder Peter eingelöst. Peter ist nicht sein leiblicher Bruder, aber die
beiden sind zusammen aufgewachsen beziehungsweise die drei. Fiona
gehört auch zu dieser Familie. Ich schaue wieder auf sie. Und mir tut
mein Herz weh. Sie hat schwere Tage vor sich. Ich grübele vor mich hin.
5. Fiona
Einige Wochen vorher.
Ich bin Fiona, die Kleine, wie mich alle nennen. Ich bin vierundzwanzig
Jahre alt, klein, schlank und wie viele sich äußern quirlig, lustig, und ich
glaube auch, nett. Die Gesellschaft, um die ich mich niemals kümmere,
würde sagen, ich bin ein sogenanntes It-Girl. Dadurch, dass meine
Eltern vermögend sind, nehmen die meisten Außenstehenden an, dass
ich zu nichts anderem, als zu Party machen zu gebrauchen bin. Was
natürlich auf keinen Fall stimmt. Meinen Eltern war es wichtig, dass ich
zu Hause aufwachse. In eine normale Schule gehe. Keine Privatschule,
kein Internat, sondern in das örtliche Gymnasium. Vater meinte immer,
was soll daran schlechter sein. Und ich bin so froh darüber. Das Einzige,
was nicht so toll war, ist die Tatsache, dass ich mit dem Rad fahren
musste. Das Hin war nie ein Problem, aber zurück. Wir wohnen in den
Weinbergen, also ist der Nachhauseweg bergauf gegangen. Ich liebte es,
wenn meine Brüder Semesterferien hatten. Sie waren immer gnädig und
haben mich abgeholt. Nach der Schule
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