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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Essensmengen vollgepackt: zu Bergen aufgetürmte Shrimps, riesige Schalen mit Erdbeeren, Kuchen, Brötchen, Salate, plattenweise rohe Austern. In der Mitte der beiden Längsseiten schwangen Männer mit weißen Mützen die Tranchiermesser über riesige Rinderkeulen und Schinken. Die Leute stürzten sich auf den Festschmaus, der im Nu verschwand. Im ersten Ansturm auf den Shrimpsberg sah ich Teris bronzefarbenen Brustpanzer. Sie hielt sich in Dicks Kielwasser, während er sich mit dem Eifer eines Menschen, der befürchtet, um seinen gerechten Anteil betrogen zu werden, über die Shrimps hermachte. Dabei unterhielt er sich ernsthaft mit zwei Männern im Abendanzug, die über die Austern herfielen. Als sie sich langsam dem Rinderbraten in der Mitte näherten, skandierten sie ihr Gespräch, indem sie Oliven aufspießten, Krabbenkuchen, Chicoree, alles, was auf ihrem Weg lag. Teri hoppelte hinterher, offenbar im Gespräch mit einer Frau in einem blauen, dicht mit Staubperlen besetzten Kleid.
    »Ich komme mir vor wie Pharao, der die Heuschrecken schwärmen sieht«, sagte eine vertraute Stimme hinter mir.
    Ich drehte mich um und sah Freeman Carter - den Alibistrafverteidiger bei Crawford, Mead. Ich grinste und legte die Hand auf den feinen Baumwollstoff seines Jacketts. Unsere Bekanntschaft reichte in die Zeit zurück, in der ich bei den gesellschaftlichen Anlässen der Kanzlei noch hinter Dick hergehoppelt war. Freeman war der einzige Partner, der sich je mit dem weiblichen Anhang unterhielt, ohne sich anmerken zu lassen, er tue uns damit einen Riesengefallen; deshalb wandte ich mich mit meinen juristischen Fragen an ihn, wenn ich das Gefühl hatte, das System wolle mich durch die Mangel drehen.
    »Was hast du denn hier verloren?«, wollte ich wissen. »Ich hab nicht damit gerechnet, Bekannte zu treffen.«
    »Liebe zur Musik.« Freeman lächelte grimmig. »Und was ist mit dir? Du bist der letzte Mensch, nach dem ich mich bei einer Veranstaltung für hundertfünfzig Mäuse umschauen würde.«
    »Liebe zur Musik«, äffte ich ihn ernst nach. »Der Cellist ist der Sohn eines Freundes - muss leider sagen, dass ich hier schmarotze, nichts für die gute Sache tue.« »Weißt du, Crawford, Mead scheint an Chicago Settlement einen Narren gefressen zu haben. Allen Partnern ist nahegelegt worden, pro Nase fünf Karten zu kaufen. Ich hab gedacht, es ist kollegial, wenn ich mitmache - als freundliche Abschiedsgeste für die Kanzlei.«
    »Du gehst? Wann? Und was hast du vor?«
    Freeman schaute vorsichtig über die Schulter. »Ich hab's ihnen noch nicht gesagt, also behalt's für dich. Es wird Zeit, dass ich eine eigene Kanzlei aufmache. Strafrecht ist bei Crawford nie besonders wichtig gewesen - ich weiß seit Jahren, dass ich die Verbindung lösen müsste -, aber es gibt in einer großen Kanzlei so viele Vorteile, dass ich einfach dabeigeblieben bin. Jetzt wächst die Kanzlei so schnell und entfernt sich so weit von der Arbeit, die ich für wichtig halte, dass es an der Zeit ist auszusteigen. Ich sag dir - und allen meinen Mandanten - offiziell Bescheid, sobald ich mich selbstständig gemacht habe.«
    Ein paar Grüppchen von Leuten, die das Gedrängel unten mieden, standen plaudernd herum. Freeman schaute immer wieder zu ihnen hinüber, um sich zu vergewissern, dass sie nicht mithörten, und wechselte schließlich unvermittelt das Thema. »Hier steckt irgendwo meine Tochter mit ihrem Freund. Ich weiß nicht, ob ich die beiden je wieder zu Gesicht kriege.«
    »Ja, mit dem Paar, mit dem ich gekommen bin, geht's mir genauso. Die beiden sind nicht besonders groß - wenn ich mich ins Getümmel stürze, finde ich sie nie im Leben. Ich hab mich übrigens schon gefragt, warum Dick hier ist. Eigentlich hätte ich gedacht, Flüchtlinge stehen auf seiner Liste ganz unten, so etwa in der Nähe von Frauen mi t Aids. Aber wenn die Kanzlei sich für Chicago Settlement starkmacht, führt er natürlich den Jubelchor an.«
    Freeman lächelte. »Dazu sage ich nichts, Warshawski. Schließlich sind er und ich immer noch Partner.«
    »Er ist doch nicht etwa derjenige, der die Aufträge anschleppt, die dir nicht gefallen, oder?«
    »Kling bloß nicht so hoffnungsvoll. Dick hat eine Menge dazu beigetragen, Crawford, Mead anzukurbeln.« Er hob die Hand. »Ich weiß, du hasst die Art von Recht, die er praktiziert. Ich weiß, du fährst liebend gern eine Schrottmühle und hast für seine deutschen Sportwagen nur Hohn und Spott übrig -«
    »Ich fahre keine

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