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Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Titel: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil MacGregor
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im Umfeld der ersten Nilkatarakte, wo die Welt des Mittelmeers auf Schwarzafrika stößt, eine säkulare geopolitische Bruchlinie verläuft. Dort prallten die tektonischen Platten seit jeher aufeinander, was zu einem endemischen Konflikt führte, ganz gleich, wer gerade an der Macht war. Das ist Geschichte, welche die Politik von heute zu einem Gutteil erklären kann.
    Wenn man an der Weltkugel dreht, zeigt sich meiner Ansicht nach auch, wie unterschiedlich Geschichte aussieht, je nachdem, wer man ist und von wo aus man die Sache betrachtet. Obwohl sich heute also alle Objekte in diesem Buch aneinem Ort befinden, umfasst es viele verschiedene Stimmen und Perspektiven. Es stützt sich auf die gesammelte Expertise des Britischen Museums mit all seinen Kuratoren, Konservatoren und Wissenschaftlern, präsentiert aber auch Forschungsergebnisse und Analysen von führenden Gelehrten aus der ganzen Welt und enthält Einschätzungen von Menschen, die sich beruflich mit Objekten befassen, welche unseren historischen Gegenständen recht ähnlich sind: Der Leiter des British Civil Service beurteilt eine der ältesten erhaltenen administrativen Aufzeichnungen aus Mesopotamien (Kapitel 15), ein heutiger Satiriker schaut sich Reformationspropaganda an (Kapitel 85), und ein indonesischer Puppenspieler beschreibt, wieviel Geschick und Können solche Vorführungen erfordern (Kapitel 83). Auf außerordentlich großzügige Weise haben Richter und Künstler, Nobelpreisträger und religiöse Führer, Töpfer, Bildhauer und Musiker die Objekte mit Einblicken in ihre berufliche Erfahrung bereichert.
    Glücklicherweise enthält das Buch auch Stimmen aus den Gemeinschaften oder Ländern, in denen die Objekte entstanden sind. Das ist, so glaube ich, unabdingbar. Nur sie können erklären, welche Bedeutung solche Dinge heute in diesem Kontext haben: Nur ein Hawaiianer weiß, welche Bedeutung der Federhelm, den man Captain Cook und seinen Mitstreitern überreicht hat (Kapitel 87), heute, nach 250 Jahren europäischer und amerikanischer Einmischung, für die Inselbewohner besitzt. Niemand kann besser erläutern als Wole Soyinka, was es für einen Nigerianer heißt, die Bronze-Objekte aus Benin (Kapitel 77) heute im Britischen Museum zu sehen. Das sind wichtige Fragen, wenn man als Historiker Objekte betrachtet. Überall auf der Welt definieren sich nationale und regionale Identitäten zunehmend durch neue Lesarten ihrer Geschichte, und diese Geschichte ist häufig in Dingen verankert. Das Britische Museum ist nicht einfach nur eine Sammlung von Objekten: Es ist eine Arena, in der Bedeutung und Identität im globalen Maßstab diskutiert und ausgefochten werden, mitunter mit einiger Schärfe. Diese Debatten sind ein wesentlicher Teil dessen, was die Objekte heute bedeuten, nicht anders als die Auseinandersetzungen darüber, wo sie am besten ausgestellt oder beheimatet sein sollten. Diese Ansichten sollten von denjenigen formuliert werden, die am stärksten davon betroffen sind.
Die Grenzen der Dinge
    Alle Museen gründen auf der Hoffung – auf der Überzeugung –, dass das Studium der Dinge zu einem besseren Verständnis der Welt führen kann. Zu diesem Zweck wurde das Britische Museum ins Leben gerufen. Mit Nachdruck formulierte diese Vorstellung Sir Stamford Raffles; seine Sammlung überließ er nicht zuletzt deshalb dem Britischen Museum, weil er die Europäer davon überzeugen wollte, dass Java über eine Kultur verfügte, die mit Stolz neben den großen Zivilisationen des Mittelmeerraums bestehen konnte. Der Kopf des Buddha aus Borobudur (Kapitel 59) und die Bhima-Schattenpuppe (Kapitel 83) zeigen, wie beredt Objekte ein derartiges Plädoyer untermauern können, und ich bin mit ziemlicher Sicherheit nicht der Einzige, der bei Betrachtung dieser Gegenstände von Raffles’ Behauptung absolut überzeugt ist. Diese beiden Objekte führen uns zwei gänzlich verschiedene Augenblicke der Geschichte Javas vor Augen und demonstrieren damit die Langlebigkeit und Lebendigkeit dieser Kultur, gleichzeitig künden sie von zwei völlig unterschiedlichen Bereichen menschlichen Strebens – einer in sich gekehrten spirituellen Suche nach Erleuchtung und ausgelassener öffentlicher Belustigung. Mit Hilfe dieser beiden Objekte lässt sich eine ganze Kultur in den Blick nehmen, verstehen und bewundern.
    Das Objekt, das die Bestrebungen nicht nur dieses Buches, sondern des Britischen Museums insgesamt am besten auf den Punkt bringt, also den Versuch,

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