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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Junge«, sagte sie mit fester, ruhiger Stimme. »Ist es vorbei?«
    »Was, Mama?«
    »Der Aufmarsch …«
    »Ja.« Peter blickte hinter dem Rücken seiner Mutter zu seiner Schwester hinüber. Vanessa Nina nickte und hob fragend die Schultern. Daß sie Vanessa Nina hieß, verdankte sie einem Roman, den ihre Mutter während der Schwangerschaft gelesen hatte. Ein Name wie Musik … Vanessa Nina Wegener … und er hatte nichts dagegen, wie er nie etwas dagegen gehabt hatte, wenn sie einen Wunsch äußerte. Als Kind hatte die Tochter unter diesem Namen gelitten, aber jetzt war sie fast glücklich. Vanessa Nina … das war ein guter Name für eine Sängerin. Der blieb im Ohr. Die halbe Karriere, meinte der Manager, der schon hellhörig geworden war, obwohl Vanessa Nina Wegener erst ein halbes Jahr, so nebenher, an der Musikhochschule Köln Gesang studiert hatte.
    »Wir sind allein, Mama«, sagte Peter. »Der Pfarrer wartet am Ausgang.«
    Hinter ihnen knirschte der Wegrand unter hundert Schuhen. Die Fahnen wurden eingerollt und in die Schutzhüllen geschoben, die Instrumente des Kirchenbläserchors und der Jäger klapperten. Schirme wurden entfaltet, lautlos, sanft begann es zu regnen – kaum Tropfen, nur der Niederschlag der Nebelschwaden.
    Das gibt einen Bombenschnupfen, Leute. Daran verdient der alte Wegener noch im Grab. Sein Rhinoperm ist das meistgekaufte Schnupfenmittel! – So mochte mancher jetzt denken …
    »Laß mich los, Peter. Ich kann allein stehen«, sagte sie.
    »Mama …«
    »Bitte!«
    Sie ließen sie los, und sie ging die drei Schritte bis zum offenen Grab ohne Stütze. Sie starrte in die Tiefe. Den Sarg sah sie nicht mehr, er war zugedeckt mit Blumen und mit der Erde, die man mit einem Schäufelchen als letzten Gruß hinuntergeworfen hatte.
    Sie haben meine Rosen zerquetscht, dachte sie. Aber er weiß ja, daß sie auf ihm liegen. Jedes Jahr zum Geburtstag hat er mir langstielige Rosen geschenkt, zuletzt dreiundfünfzig, und immer waren in den roten Rosen zwei weiße Rosen. Für Peter und Vanessa Nina. »Und wo bist du?« hatte sie gefragt, jedes Jahr. Er hatte gelacht, mit jenem jungenhaften Lachen, in das sie sich damals sofort verliebt hatte – ein Lachen, das nicht allein aus seinem Mund, sondern auch aus seinen blauen Augen sprang. »Ich bin keine Rose, Irmi. Und eine Distel verdürbe den ganzen Strauß.«
    Hinter sich hörte sie Flüstern. Peter hielt Vanessa Nina zurück, die an die Seite ihrer Mutter wollte. »Laß sie jetzt allein«, sagte er leise. »Jetzt muß sie allein sein. Ich glaube, es gibt keine Frau, die einen Mann so geliebt hat wie Mama unseren Pa. Nini, sei jetzt still!«
    Sie blieb ganz nahe an der mit Tannengrün ausgeschlagenen Grube stehen, faltete die Hände vor ihrem Schoß und blickte in das Grab. Sie betete nicht. Sie sah auf die Blumenhaufen und die Erdbrocken und die wenigen hellbraunen Flecken, die dazwischen schimmerten. Der Sarg aus Eiche. Hellmuth Wegener.
    Siebenundzwanzig Jahre, dachte sie. Siebenundzwanzig Jahre Hand in Hand. Und jetzt läßt du mich allein. Die Welt ist leer geworden, Hellmuth, trotz der Kinder. Sie sind groß und gehen in Kürze ihre eigenen Wege. Was bleibt mir? Die Pharmazeutischen Werke, die Villa am Stadtwald, das Sommerhaus in Tirol, das Chalet im Wallis, das Landhaus an der Côte d'Azur, das Geld, das viele Geld … Was ist das alles ohne dich? Natürlich geht das Leben weiter, es gibt Millionen Witwen, und die Zeit bügelt alle Falten glatt in unserer Seele. Es geht immer weiter … Aber das wirkliche Leben waren diese siebenundzwanzig Jahre mit dir.
    Sie schrak nicht zusammen, als Peter wieder neben sie trat und seinen Arm unter ihren Ellenbogen schob. Sie hörte hinter sich Vanessa Nina schluchzen, die kleine Nini, wie Hellmuth sie genannt hatte, sein Spätzchen mit dem Silberstimmchen.
    »Wir müssen gehen, Mama«, sagte Peter. Er gab sich alle Mühe, seine Stimme nicht schwimmen zu lassen. Der unbewegliche Abschied seiner Mutter von ihrer einzigen, großen Liebe gefährdete seine männliche Selbstbeherrschung.
    »Gehen? Wohin?« Sie wandte langsam den Kopf und sah ihn durch den schwarzen Schleier an. Augen, die noch gar nicht gegenwärtig waren.
    »In den ›Rosengarten‹, Mama.«
    »Rosengarten?«
    »So heißt das Lokal, in dem das Totenessen stattfindet. Du weißt doch, Mama: der Sektempfang, das kalte Büffet, die offizielle Kondolationscour. Wir erwarten über achthundert Gäste!«
    »Laßt mich nach Hause bringen«, sagte sie und

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