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Eine glückliche Ehe

Eine glückliche Ehe

Titel: Eine glückliche Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dröhnend. »Auf allen vieren zur Hochzeit. Das gibt Stimmung, Wegener!«
    Er schenkte wieder Kognak ein, ließ die Flasche herumgehen und verteilte seine Machorkazigaretten, die im Stab gefürchtet waren. »Sie haben ein Gutes, sie machen immun gegen Gas jeder Art!« hieß es im Bataillon. »Wenn es zu einem Gaskrieg kommt, – unser Bataillon wird überleben, auch ohne Gasmaske!«
    »Noch eine Viertelstunde!« sagte Hauptmann Hillemann. »Ich glaube, ich muß mir anmaßen, selbst die Trauung vorzunehmen …«
    Juni 1944.
    Ein sonniger Tag mit erträglicher Wärme.
    Über der teils zerbombten Innenstadt von Köln lag ein blauer Himmel. Die Menschen waren dabei, die Trümmer wegzuräumen, ihre Wohnungen zu flicken, mit alten Steinen und Ziegeln Neues zu bauen, die Fenster mit Drahtglas erneut dicht zu machen. Vor den Geschäften standen die Menschen in Schlangen: Sonderzuteilung von 100 Gramm Zucker und 200 Gramm Brot. Alte Frauen tauschten Zigarettenmarken gegen Milchmarken, vor den Fleischereien stauten sie sich mit Kannen und Töpfen in den Armen, um Wurstbrühe zu ergattern. Wasser mit ein paar Fettaugen, aus dem man eine Suppe machen konnte, mit Nudeln oder Grieß, Graupen oder auch nur Mehl. Auch Brotaufstrich konnte man daraus machen, dick eingekocht mit Salz und anderen Gewürzen: Leberwurstersatz, nur die Farbe stimmte nicht.
    Im Standesamt Köln-Lindenthal, im geräumigen Zimmer II, mit dem Führerbild als einzigem, aber unübersehbarem Schmuckstück, war der große Tisch mit Blumen und einem blankpolierten Stahlhelm dekoriert. Hinter dem Stahlhelm stand in einem silbernen Rahmen (vom Standesamt geliehen für die Dauer der Zeremonie) das Foto des Fähnrichs Hellmuth Wegener, ein lachendes Jungengesicht mit braunen Haaren und fröhlichen Augen. Der noch nicht vom Leben gezeichnete Mund verbarg Energie und Zärtlichkeit.
    Vor dem Tisch saßen in einer Reihe nebeneinander, von links nach rechts, der Onkel Hannes Lohmann, der Apotheker Johann Lohmann und die Braut Irmgard Lohmann, in einem blaßblauen, wadenlangen Kleid, im frisierten blonden Haar einen schmalen Kranz aus gelben Rosen, die Lohmann nur durch Beziehungen, und weil er Apotheker war, von einer Gärtnerei am Stadtwald bekommen hatte. Neben der Braut saß Heribert Bluttke, Freund Johann Lohmanns, ein Transportunternehmer, dem man alle Lastwagen eingezogen hatte bis auf einen alten dreirädrigen Tempowagen, mit dem er jetzt Trümmerumzüge machte, die Hälfte für Bargeld, die Hälfte für Naturalien.
    Einen Strauß roter Rosen – aus der gleichen Gärtnerei, Kostenpunkt vier Pf und Kindergrieß – hielt Irmgard auf ihrem Schoß. Sie blickte stumm auf den grauen Stahlhelm und das Foto, ihr kindliches Gesicht war angespannt, völlig hingegeben dem Augenblick.
    Hinter dem Tisch stand der Standesbeamte Peter Schmitz VII, der Größe des Geschehens bewußt. Durch das Fenster flutete die Sonne über seine gelbbraune Parteiuniform. Glänzt wie Kinderscheiße, dachte Lohmann unfeierlich. Überhaupt ist das alles hier ein Affentheater. Ferntrauung. Daß Irmi zu so etwas fähig ist! Wo hat meine Erziehung versagt? Wenn ihre Mutter noch lebte, wäre das alles anders gekommen, dachte er. Aber damals, beim großen Angriff auf Köln, im Mai 43, hatte sich Frau Lohmann, als sie mit zwei Koffern in der Hand die Treppe zum Luftschutzkeller hinuntergestürzt war, einen Oberschenkelhalsbruch geholt und war ein paar Tage später an einer Embolie gestorben.
    »Noch zehn Minuten!« sagte Schmitz VII feierlich. Er rückte seinen Uniformrock gerade, und Lohmann wunderte sich, daß die Kinderscheiße nicht an seinen Fingern kleben blieb. Er hatte nie Sympathie für diese ›politischen Leiter‹ empfunden, und seine Freunde, die selbst eine Uniform trugen, weil man es ihnen befohlen hatte, besuchten ihn nur in Zivil. »Jetzt wird Ihr Bräutigam an der Front ebenfalls vor einem Tisch stehen und an Sie denken, Fräulein Lohmann. Welch eine erhebende Stunde. Ein junger Held und ein deutsches Mädchen finden sich zum ewigen Bund in Deutschlands schwerster, aber größter Zeit! Außerdem ist es zum erstenmal, daß im Standesamt Lindenthal eine Ferntrauung stattfindet.«
    So einen Blödsinn gibt es auch nur selten, dachte Johann Lohmann und schielte zu seiner Tochter. Sie saß kerzengerade, den Rosenstrauß auf dem Schoß, und sah mit einem verträumten Lächeln das Foto von Hellmuth Wegener an. Sie liebt ihn wirklich, dachte Lohmann. Ist das zu glauben?! Kennt nur seine Briefe,

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