Eine Handvoll Buchstaben
mir nämlich gerade, dass hier eine wunderbare Idee für eines meiner Bücher verborgen liegt.
„Wir haben uns gestritten, bevor ich mit meinen Eltern zu diesem bescheuerten Campingausflug mitgefahren bin“, spricht Markus frei heraus.
„ Das ist natürlich unangenehm“, sage ich verständnisvoll wie ein Therapeut zu seinem Klienten.
„Wir wollen nur das Beste für dich und … und bald ist es so oder so vorbei, dann gehst du deine eigenen Wege und deshalb wollen wir dich noch dabei haben, bei uns. Du bist unser Sohn“, sagt Helga und die Worte brechen aus ihr heraus wie Wasser aus einem Gebirgsbach.
Es hat etwas ganz Rührendes, wenn man bei einer Familienvereinigung dabei ist.
„Ist dein Freund jünger“, frage ich, um das Gejammer und den schlechten Einfluss von Helga keine Präsenz zu geben und um meine neue Romanidee ein wenig voranzutreiben und Informationen zu sammeln.
„Er ist auch sitzen geblieben.“
„Oh“, ist mein einziger Kommentar und Flippy mischt sich in die Runde ein, indem er auf den Schoß von Markus hüpft und sich von ihm streicheln lässt, aber eigentlich ist er an dem vibrierenden Minidildo interessiert – er hebt jetzt schon zwei Ohren, wenn das kleine Ding surrt.
„Also, seit ihr beide Holzköpfe“, sage ich und Helga öffnete abrupt die Augen und auch Max glaubt, dass er zu viel gesoffen hat, und sich verhört hat.
„Kevin!“, sagt Vincent.
„Ja, Vincent?“
„Warum beleidigst du Markus“, fragt mich mein Freund.
„Ich beleidige ich nicht, einer von den beiden ist für den anderen sitzen geblieben … stimmt’s oder hab ich recht?“ Eigentlich habe ich keine Ahnung, was ich da sage, aber in einem Schwulenroman wäre das der leidenschaftliche Knackpunkt.
„MARKUS?“, fragt auf einmal seine Mutter.
„Nein, Mam, ich bin echt so schlecht, nur Hannes ist besser in der Schule und er hat es wegen mir nicht geschafft, zufrieden?“, sagt er laut und grantig und seine Muskeln sind angespannt, bei der nächsten üblen Äußerung oder Frage meinerseits steht der Junge auf und geht.
Sein Handy vibriert, Flippy stellt beide Ohren auf, Helga öffnet mit einem Feuerzeug die nächste Flasche und Max frisst in sich hinein.
„Markus , es tut mir wirklich leid, wenn ich zu persönlich gefragt habe“, sage ich, weil es mir wirklich leid tut. Ich hätte nicht so egoistisch sein sollen, und meine neuen Freunde als Rechercheobjekte benutzen sollen. Eigentlich sind sie ja ziemlich cool.
„Schon okay“, sagt der Junge verständnisvoll.
„Ähm“, sagt Helga und bevor sie weiterspricht muss sie wieder einen Schluck aus der Flasche nehmen, Flippy bellt mit aufgestellten Ohren den vibrierenden Minidildo an, Max schaufelt, Helga sauft und ich sage: „Muss man ständig am Handy spielen?“
„Keine Streitigkeiten meine Lieben“, sagt Vincent und ich blicke Helga an, die sagt, dass sie von meiner komischen Art Freundschaften zu schließen, nicht gerade begeistert sei.
„Ach, Helga, jetzt sei nicht so verbohrt, es tut leid. Ich hab überreagiert. Sag, was du sagen wolltest.“
Ich hoffe, ich konnte diesen Spagat nochmals hinkriegen.
„Ähm“, beginnt sie wieder, weil sie schon ziemlich einen sitzen hat und sagt dann zu mir, als nichts vibriert: „Du bist doch ein gescheiter Junge, oder?“
Hat Helga mich gerade „Junge“ genannt. Ich liebe sie.
„Kommt auf die Situation darauf an.“
„Unser Sohn braucht Nachhilfe in so ziemlich allen Gegenständen, hilf ihm!“
Und ich sehe meinen Urlaub vor mir im See schwimmen und dann untertauchen und nicht mehr auftauchen. Jetzt
„Ja, das könnte ich, aber es sind doch Ferien. Markus braucht auch seine Ruhe.“
Er nickt verzweifelt, hat Tränen in den Augen, hasst seine Eltern und sein Handy vibriert erneut. Jetzt keift der Hund aus Leibeskräften, schnappt sich das Handy, Max schaufelt Essen in sich hinein, Helga gibt sich den letzten Schluck der Flasche und braucht eine neue und das Hand ist im Maul des Hundes verschwunden.
Markus schreit wie eine Tunte.
Max lacht.
Helga meint, dass das Handy so teuer gewesen wäre.
Und ich schreie den Hund an, dass er das Handy ausspucken soll.
Er spuckt es aus, aber die Tastatur hat Bissspuren abbekommen.
Ich knie vor dem Hund und dem ausgespuckten Handy. Ich wische den Sabber mit meinem T-Shirt ab und sage: „Reicht eine Nachhilfestunde am
Weitere Kostenlose Bücher