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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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waren erwachsen und in die Welt hinausgezogen, lebten überall verstreut. Einer nach dem anderen waren sie zur Welt gekommen, hatten in Walnut Creek gelebt, sich durch die trockenen, von der Sonne verbrannten Sommer geschwitzt und waren dann fortgegangen, einer nach dem anderen, wie sie gekommen waren. Sie und der Laden alterten und welkten mit jedem Jahr ein wenig mehr dahin, wurden ein wenig gebrechlicher und finsterer und unansehnlicher.
    Sehr früh an diesem Morgen fragte Jackie: »Was hast du vor, Oma?« Obgleich er natürlich wußte, was sie vorhatte. Sie würde wie immer mit ihrem Wagen fortfahren. Es war die samstägliche Reise. Aber er liebte es, sie zu fragen. Ihn reizte die Gleichförmigkeit der Antwort. Er mochte es, immer die gleiche Antwort zu erhalten.
    Auf eine andere Frage gab es eine weitere, sich nie ändernde Antwort, aber die reizte ihn nicht so sehr. Es war die Antwort auf die Frage: »Darf ich mitkommen?«
    Mühsam schleppte Edna Berthelson Kartons und Kisten aus dem rückwärtigen Bereich des Ladens zu dem rostigen, betagten Lieferwagen. Staub bedeckte das Fahrzeug. Die roten, metallenen Flanken waren verbeult und korrodiert. Der Motor lief bereits; er keuchte und heizte sich in der Mittagssonne auf. Einige Hühner pickten im Staub neben den Rädern. Unter der Ladenveranda hockte ein dickes, weißes, struppiges Schaf. Mit uninteressiert blickenden Augen folgte es träge und gleichgültig den Aktivitäten des Tages. Autos und Lieferwagen rollten über den Mount Diablo Boulevard. An der Lafayette Avenue schlenderten einige Passanten dahin: Farmer und ihre Frauen, Landarbeiter, einige Stadtfrauen in ihren geschmacklosen weiten Hosen und Blusen aus bedrucktem Kattun, in Sandalen und mit großen, farbigen Kopftüchern. Vor dem Laden spielte ein blechern klingendes Radio Popmusik.
    »Ich habe dich etwas gefragt«, sagte Jackie ungeduldig. »Ich habe dich gefragt, was du vorhast.«
    Mrs. Berthelson bückte sich steif und nahm den letzten Armvoll Kartons auf. Der größte Teil der Ladung war in der letzten Nacht von Arnie, dem Schweden, verstaut worden, einem stämmigen, weißhaarigen Angestellten, der die schwere Arbeit im Laden erledigte. »Wie?« murmelte sie undeutlich, und ihr graues, faltiges Gesicht verzog sich, als sie sich konzentrierte. »Du weißt ganz genau, was ich vorhabe.«
    Jackie folgte ihr traurig, als sie den Laden wieder betrat und nach ihrem Auftragsbuch sah. »Darf ich mit? Bitte, darf ich mitkommen? Du läßt mich nie mitkommen – du läßt nie irgend jemanden mitkommen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Mrs. Berthelson scharf. »Es geht niemanden was an.«
    »Aber ich möchte mitkommen«, erklärte Jackie.
    Listig wandte die kleine alte Frau den Kopf und sah zu ihm zurück, einem schmollenden, farblosen Vogel, der in eine völlig rätselhafte Welt hinausstarrte. »Das will jeder.« Dünne Lippen verzogen sich zu einem geheimnisvollen Lächeln, und Mrs. Berthelson sagte weich: »Aber niemand kann’s.«
    Jackie mochte so etwas gar nicht hören. Die Hände tief in die Taschen seiner Jeans geschoben, zog er sich in eine Ecke zurück und verschloß sich vor dem, was ihm verweigert wurde. Er lehnte alles ab, an dem er nicht teilhaben konnte. Mrs. Berthelson ignorierte ihn. Sie zog ihren verschlissenen blauen Pullover um die dünnen Schultern, setzte die Sonnenbrille auf, schloß hinter sich die Fliegentür und stolzierte munter zum Lieferwagen.
    Den Wagen zu schalten, war ein schwieriges Unterfangen. Eine Zeitlang zerrte sie ärgerlich am Schaltknüppel, pumpte das Kupplungspedal hoch und nieder und wartete ungeduldig darauf, daß die Zahnräder ineinandergriffen. Kreischend und rasselnd rastete der Gang schließlich ein. Der Wagen ruckte ein wenig nach vorn, und Mrs. Berthelson brachte den Motor auf Touren und löste die Handbremse.
    Als der Wagen ruckelnd die Zufahrt hinunterrasselte, löste sich Jackie aus dem Schatten des Hauses und lief hinterher. Seine Mutter war nirgendwo zu sehen. Nur das dösende Schaf und die beiden scharrenden Hühner konnten zuschauen. Selbst Arnie, der Schwede, war verschwunden, wahrscheinlich auf der Suche nach einer kalten Cola. Jetzt war die Gelegenheit günstig. Jetzt war die beste Gelegenheit, die er je hatte. Und früher oder später hatte sie sich ohnehin ergeben müssen, weil er dazu entschlossen war, mitzukommen.
    Jackie fand an der Ladeklappe des Lieferwagens Halt, zog sich hoch und landete mit dem Gesicht nach unten inmitten des Haufens aus

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