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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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war in das eine hineingeschritten, in die besondere Kette, in der sich die zusammengewürfelte Kolonie damit abrackerte, ihr Schiff zu bauen. Sie hatte dieses »Drüben« durch ihren Besuch Wirklichkeit werden lassen. Es zur Realität eingefroren. Es aus den vielen Potentialitäten, aus der Unmenge von Möglichkeiten herausgefischt.
    Jetzt mußte sie ein anderes herausfischen. Dieses besondere »Drüben« hatte sich als unbefriedigend erwiesen. Der Markt war gesättigt.
    Der Wagen fuhr in das gemütliche Städtchen Walnut Creek hinein und kam an gefälligen Läden und Häusern und Supermärkten vorbei, bevor Mrs. Berthelson es lokalisierte. Es gab so viele »Drüben«, und ihr Geist war alt ... aber nun hatte sie es entdeckt. Und sobald sie es gefunden hatte, wußte sie, daß es das richtige war. Ihr angeborener Geschäftssinn bestätigte es ihr, und jenes besondere »Drüben« rastete in ihr ein.
    Angesichts der anderen Möglichkeiten war diese einzigartig. Das Schiff war fertig und gründlich getestet. Im »Drüben« jenseits von »Drüben« erhob sich die Rakete, erzitterte, als die Automatik die Schleusen schloß, und jagte dann aus der Schutzhülle der Atmosphäre hinaus auf den Morgenstern zu.
    In einigen »Drüben«, den nutzlosen Sequenzen von Fehlschlägen, explodierte das Schiff und fiel in weißglühenden Trümmern auseinander. Diese Möglichkeiten ignorierte Mrs. Berthelson – sie waren nutzlos für sie.
    In einigen »Drüben« war der Start überhaupt ein Fehlschlag. Die Turbinen feuerten, Abgase strömten aus ... und das Schiff rührte sich nicht vom Fleck. Aber dann sprang die Besatzung heraus und begann, die Turbinen zu kontrollieren und die defekten Teile zu suchen. Damit war also nichts gewonnen. In späteren Abschnitten an der Kette, in Subsequenzen, war der Schaden repariert, und der Start verlief erfolgreich.
    Aber eine Kette war richtig. Jedes Element, jedes Glied entwickelte sich perfekt. Die Druckschleusen schlossen sich, und das Schiff wurde abgedichtet. Die Turbinen feuerten, und mit einem Zittern erhob sich die Rakete über die Ebene aus schwarzer Asche. In einer Höhe von knapp fünf Kilometern rissen sich die Hecktriebwerke los. Das Schiff taumelte, ging in einen kreischenden Sturzflug über und raste zur Erde zurück. Verzweifelt wurden die Not-Landetriebwerke, die für einen Einsatz auf der Venus vorgesehen gewesen waren, eingeschaltet. Die Geschwindigkeit des Schiffes verlangsamte sich. Für einen quälenden Augenblick schwebte es über dem Boden, dann krachte es in den Schutthaufen, der vom Mount Diablo übriggeblieben war. Dort blieben die Überbleibsel des Schiffes liegen, verbogene Metallfragmente, die in düsterem Schweigen qualmten.
    Erschüttert und sprachlos torkelte die Besatzung aus der Rakete heraus, um den Schaden in Augenschein zu nehmen. Um die erbärmliche, vergebliche Arbeit erneut zu beginnen ...
     
    Crowley lag halb eingesunken in der schwarzen Asche und tastete schwach nach einer klaffenden Wunde in seiner Wange. Ein gesplitterter Zahn pochte. Ein dicker Brei aus Blut rann in seinen Mund, der salzige Geschmack seiner eigenen Körperflüssigkeit, die hilflos aus ihm herausquoll.
    Irgendwo in der trüben Dämmerung rührte sich Flannery. Eine Frau stöhnte. Die Verletzten und Sterbenden lagen zwischen den Felsen und verbeulten Schiffsteilen verstreut. Ein aufragender Schemen näherte sich, stolperte und taumelte vorbei. Künstliches Licht flackerte. Es war Tellman. Plump torkelte er über die zerfetzten Überbleibsel ihrer Welt. Er starrte Crowley dümmlich an; seine Brille hing an einem Ohr, und Teile seines Unterkiefers waren zerschmettert. Plötzlich brach er zusammen und stürzte mit dem Gesicht voran in einen qualmenden Hügel aus Ausrüstungsgegenständen.
    Crowley versuchte auf die Knie zu kommen. Masterson beugte sich über ihn und brachte immer wieder die gleichen, unverständlichen Worte hervor.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, krächzte Crowley.
    »Wir sind fertig. Erledigt.«
    »Ich weiß.«
    In Mastersons erschüttertem Gesicht schimmerten die ersten Anzeichen von Hysterie. »Glauben Sie ...«
    »Nein«, murmelte Crowley. »Es ist nicht möglich.«
    Masterson begann zu kichern. Tränen rannen über den Schmutz auf seinen Wangen. Dicke Feuchtigkeitstropfen sickerten an seinem Hals entlang und in den versengten Kragen. »Sie war’s. Sie hält uns fest. Sie will, daß wir hierbleiben.«
    »Nein«, wiederholte Crowley. Er verbannte diesen Gedanken. Das

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