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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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verängstigte, bemitleidenswerte Kinder versammelten sie sich um den Wagen, wühlten hoffnungsvoll unter den Kartons und begannen bereits damit, sie auf den schwarzen Boden zu entladen.
    »He!« sagte sie scharf. »Laßt die Finger davon.«
    Ihre Hände zuckten zurück, als hätten sie sich verbrannt. Mrs. Berthelson kletterte unnachgiebig aus dem Wagen, schnappte sich die Bestandsliste und stapfte zu Crowley hinauf.
    »Ihr müßt noch warten«, sagte sie zu ihm. »Die Sachen müssen erst noch überprüft werden.«
    Er nickte, warf Masterson einen Blick zu, befeuchtete seine trockenen Lippen und wartete. Sie alle warteten. So war es immer gewesen. Wie Mrs. Berthelson wußten sie, daß es keine andere Möglichkeit gab, die Lieferung zu erhalten. Und wenn sie ihre Lieferung nicht erhielten, ihre Lebensmittel und Medizin und Kleidung und Geräte und Werkzeuge und Rohmaterialien, dann waren sie nicht in der Lage, mit ihrem Schiff zu starten.
    In dieser Welt, im »Drüben«, existierten solche Dinge nicht. Zumindest nicht so, daß sie von irgend jemandem benutzt werden konnten. Ein flüchtiger Blick hatte sie davon überzeugt – sie konnte den Trümmerhaufen mit eigenen Augen sehen. Sie hatten nicht sonderlich achtgegeben auf ihre Welt. Sie hatten alles vergeudet, in schwarze Asche und Trümmer verwandelt.
    Mrs. Berthelson war nie sehr an den Beziehungen zwischen dieser und ihrer eigenen Welt interessiert gewesen. Sie war damit zufrieden zu wissen, daß beide existierten und daß sie von einer zur anderen und wieder zurück wechseln konnte. Und sie war die einzige, die wußte, wie. Verschiedentlich hatten Leute von dieser Welt, Angehörige dieser Gruppe, versucht, mit ihr »zurückzugehen«. Es war immer fehlgeschlagen. Wenn sie den Transit vollzog, blieben sie zurück. Es war ihre Kraft, ihre Fähigkeit. Keine geteilte Begabung – sie war froh darüber. Für jemanden, der Geschäfte tätigte, eine überaus profitable Begabung.
    »In Ordnung«, sagte sie mit fester Stimme. Während sie dort stand, wo sie sie alle im Auge behalten konnte, begann sie damit, jede Kiste abzuhaken, die vom Wagen abgeladen wurde. Diese Routine war exakt und fest umrissen; sie war ein Teil ihres Lebens. Solange sie sich zurückerinnern konnte, hatte sie Geschäfte in einer klar abgegrenzten Art und Weise abgeschlossen. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, wie man sich in der Geschäftswelt behauptete. Sie hatte seine festen Prinzipien und Regeln übernommen, und danach handelte sie nun.
    Flannery und Patricia Shelby standen an einer Seite zusammen. Flannery hatte das Geld, die Bezahlung für die Lieferung. »In Ordnung«, sagte er leise, »jetzt können wir ihr sagen, daß sie sich zum Teufel scheren soll.«
    »Sind Sie sicher?« fragte Pat nervös.
    »Die letzte Ladung ist hier.« Flannery grinste steif und strich sich mit zitternden Händen durch sein dünner werdendes schwarzes Haar. »Jetzt kann’s losgehen. Mit diesem Zeug ist das Schiff bis oben hin voll. Wir können uns sogar hinsetzen und schon jetzt etwas davon essen.« Er deutete auf einen prallvollen Pappkarton mit Lebensmitteln. »Speck, Eier, Milch, richtiger Kaffee. Vielleicht frieren wir’s nicht ein. Vielleicht sollten wir eine Letzte-Mahlzeit-vor-dem-Flug-Orgie feiern.«
    »Es wäre wunderbar«, sagte Pat sehnsüchtig. »Es ist lange her, seit wir das letzte Mal solche Verpflegung hatten.«
    Masterson schritt herüber. »Wir sollten sie umbringen und in einem großen Kessel kochen. Magere alte Hexe ... vielleicht gibt sie eine gute Suppe ab.«
    »In den Backofen«, berichtigte Flannery. »Etwas Pfefferkuchen für unterwegs.«
    »Ich wünschte, ihr würdet nicht so reden«, meinte Pat beunruhigt. »Sie ist so ... nun, vielleicht ist sie eine Hexe. Ich meine, vielleicht sind Hexen so ... alte Frauen mit seltsamen Fähigkeiten. Wie sie ... dazu in der Lage, durch die Zeit zu reisen.«
    »Verdammtes Glück für uns«, sagte Masterson knapp.
    »Aber sie versteht’s nicht. Oder? Versteht sie, was sie macht? Daß sie uns alle retten könnte, wenn sie ihre Fähigkeit mit uns teilte? Weiß sie, was mit unserer Welt geschehen ist?«
    Flannery dachte nach. »Wahrscheinlich weiß sie’s nicht ... oder es kümmert sie nicht. Ein Gemüt wie das Ihre, nur Geschäft und Profit ... Wucherpreise von uns kassieren und das Zeug mit einem unglaublichen Gewinn verkaufen. Und der Witz ist, daß Geld für uns keinen Wert hat. Wenn sie Augen im Kopf hätte, würde sie’s wissen. In dieser Welt ist es

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