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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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fast sofort wieder auf.
    »Bitte glauben Sie mir, Mr. Quail«, sagte McClane. »Wir sind nur durch reinen Zufall darauf gestoßen. Bei unserer Arbeit ...«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Quail. Er wirkte jetzt müde. Die Droge schien sich mehr und mehr auf sein Bewußtsein auszuwirken. »Wo, sagte ich, sei ich gewesen?« murmelte er. »Auf dem Mars? Kann mich kaum erinnern ... ich weiß, ich wäre gern einmal dort. Das möchte jeder. Aber ich ...« Seine Stimme wurde immer leiser. »Nur ein Buchhalter, ein unwichtiger Buchhalter.«
    Lowe richtete sich auf. »Er möchte ein falsches Erinnerungs-Implantat«, sagte er zu seinem Vorgesetzten, »das der tatsächlichen Reise entspricht, die er unternahm. Und einen falschen Anlaß, der der richtige Anlaß ist. Er sagt die Wahrheit. Er steht völlig unter Narkidrin. Die Erinnerung an die Reise ist sehr lebendig – zumindest unter Narkose. Aber offensichtlich kann er sich unter anderen Umständen nicht daran entsinnen. Irgend jemand hat seine bewußten Erinnerungen gelöscht, wahrscheinlich in einem Militärlabor der Regierung. Er wußte nur noch, daß eine Reise zum Mars besondere Bedeutung für ihn hat, ebenso wie die Rolle eines Geheimagenten. Das konnten sie nicht löschen. Es ist keine Erinnerung, sondern ein Wunsch, zweifellos der gleiche, der ihn ganz zu Anfang dazu bewog, sich freiwillig für Aufträge von Interplan zur Verfügung zu stellen.«
    »Was sollen wir machen?« erkundigte sich Keeler, der andere Techniker, bei McClane. »Die wirkliche Erinnerung mit einem falschen Erinnerungsmuster bedecken? Wir können die möglichen Folgen nicht abschätzen. Er könnte sich an die tatsächliche Reise erinnern, und die Verwirrung könnte zu einer Psychose führen. Er muß gleichzeitig mit zwei sich widersprechenden Erinnerungen in seinem Kopf zurechtkommen: daß er zum Mars flog und daß er nicht flog. Daß er wirklich ein Agent von Interplan ist und daß er es nicht ist, es statt dessen mit einer Illusion zu tun hat. Ich glaube, wir sollten ihn aufwecken, ohne ihm ein falsches Erinnerungsmuster eingegeben zu haben, und ihn nach Hause schicken. Die Sache ist zu heiß.«
    »Einverstanden«, meinte McClane. Dann fiel ihm etwas ein. »Können Sie vorhersagen, an was er sich erinnern wird, wenn er aus der Narkose erwacht?«
    »Schwer zu sagen«, entgegnete Lowe. »Wahrscheinlich wird er jetzt eine trübe, diffuse Erinnerung an seine wirkliche Reise haben. Und er hätte wahrscheinlich erhebliche Zweifel an ihrer Echtheit. Wahrscheinlich nähme er an, wir hätten bei unserer Programmierung Mist gebaut. Und er erinnert sich daran, hierhergekommen zu sein. Das wäre nicht gelöscht – es sei denn, Sie zögen eine Löschung vor.«
    »Je weniger wir an diesem Mann herumpfuschen«, sagte McClane, »desto lieber ist es mir. Wir sollten unsere Finger aus dieser Sache heraushalten. Wir waren dumm genug – oder hatten Pech genug –, einen echten Interplan-Agenten zu enttarnen, dessen Tarnung so perfekt war, daß bis jetzt nicht einmal er selbst wußte, was er war – oder noch ist.« Je eher sie diesen Mann, der sich selbst Douglas Quail nannte, loswurden, desto besser.
    »Wollen Sie die Pakete drei und zweiundsechzig in seine Wohnung schmuggeln lassen?« fragte Lowe.
    »Nein«, erwiderte McClane. »Und wir geben ihm die Hälfte seiner Gebühren zurück.«
    »›Die Hälfte‹! Warum die Hälfte?«
    »Es scheint mir ein guter Kompromiß zu sein«, sagte McClane schwach.
     
    Es ist wirklich gut, wieder auf der Erde zu sein, sagte sich Douglas Quail, als ihn das Taxi zurück zu seiner Wohnung am Stadtrand von Chicago brachte.
    Der eine Monat auf dem Mars begann bereits in seiner Erinnerung zu verblassen. In ihm war nur das Abbild von tiefen, gähnenden Kratern, einer immerwährenden, uralten Erosion von Hügeln, von Vitalität, von Bewegung selbst. Eine Welt aus Staub, auf der wenig geschah, wo man einen Großteil des Tages damit zubrachte, den transportablen Sauerstoffbehälter wieder und immer wieder zu kontrollieren. Und dann die Lebensformen, die anspruchslosen und unscheinbaren graubraunen Kakteen und Eingeweidewürmer.
    Tatsächlich hatte er verschiedene eingehende Exemplare der Marsfauna mitgebracht. Er hatte sie durch den Zoll geschmuggelt. Schließlich stellten sie keine Gefahr dar; in der dichten irdischen Atmosphäre konnten sie nicht überleben.
    Er griff in seine Jackentasche und tastete nach dem Behälter mit den marsianischen Eingeweidewürmern ...
    Und fand statt dessen

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