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Eine handvoll Dunkelheit

Eine handvoll Dunkelheit

Titel: Eine handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Codebuch, das einem echten erstaunlich ähnlich sah ... Die Artikel der Firma wurden sorgfältig ausgesucht: Wann immer es möglich war, basierten sie auf den tatsächlichen Modellen der US-Army. Verschiedene Kleinigkeiten ohne eigentliche Bedeutung, die aber in das Netzwerk von Quails imaginärer Reise mit einbezogen wurden und mit seiner Erinnerung harmonisieren würden: eine alte Fünfzig-Cent-Münze aus Silber; verschiedene Zitate aus John Donnes Predigten, mit fehlerhafter Orthographie abgeschrieben und jedes einzelne auf einem anderen Zettel aus dünnem Seidenpapier; verschiedene Streichholzheftchen aus Bars auf dem Mars; ein Löffel aus rostfreiem Stahl mit der Gravur: EIGENTUM DER MARSKUPPEL NATIONALES KIBBUZIM; eine Drahtspule, die ...
    Der Kommunikator summte. »Mr. McClane, ich bedaure es, Sie stören zu müssen, aber es ist etwas sehr Seltsames geschehen. Vielleicht ist es besser, Sie kommen doch hierher. Quail steht zwar unter Narkose, und er spricht gut auf das Narkidrin an. Er ist völlig bewußtlos und aufnahmebereit. Aber ...«
    »Ich komme.« McClane befürchtete Schwierigkeiten und verließ sein Büro. Ein paar Augenblicke später trat er in den Behandlungsraum.
    Douglas Quail lag auf einem Hygienebett und atmete langsam und gleichmäßig. Seine Augen waren fast geschlossen. Er schien sich schwach – aber nur schwach – der Anwesenheit der beiden Techniker und nun auch der von McClane selbst bewußt zu sein.
    »Es gibt keinen Platz, um das falsche Erinnerungsmuster einzufügen?« McClane war verwirrt. »Löschen Sie doch einfach zwei Arbeitswochen. Er ist als Buchhalter beim West Coast Auswanderungsbüro angestellt, einer Behörde also. Demnach hat er im letzten Jahr ganz bestimmt zwei Wochen Urlaub gehabt. Das sollte reichen.« Unbedeutende Einzelheiten ärgerten ihn. Und würden es auch weiterhin.
    »Unser Problem«, meinte Lowe spitz, »ist völlig anders.« Er beugte sich über die Liege und sagte zu Quail: »Erzählen Sie Mr. McClane, was Sie uns gesagt haben.« An McClane gerichtet fügte er hinzu: »Hören Sie gut zu.«
    Die graugrünen Augen des reglos auf dem Bett liegenden Mannes richteten sich auf McClanes Gesicht. Die Augen, stellte dieser unbehaglich fest, waren starr geworden. Sie wirkten wie poliert und schienen aus einem anorganischen Material zu bestehen, wie geschliffene Halbedelsteine. Er war nicht sicher, ob er das mochte, was er sah. Der Glanz war zu kalt. »Was wollen Sie jetzt?« fragte Quail scharf. »Sie haben meine Tarnung zerstört. Verschwinden Sie, bevor ich Sie alle auseinandernehme.« Er musterte McClane. »Besonders Sie«, fuhr er fort. »Sie sind für diese Gegenaktion verantwortlich.«
    »Wie lange waren Sie auf dem Mars?« fragte Lowe.
    »Einen Monat«, gab Quail kratzend zurück.
    »Und in welcher Funktion waren Sie dort?« erkundigte sich Lowe.
    Die dünnen Lippen verzogen sich. Quail blickte ihn scharf an und antwortete nicht. Als er schließlich zu einer Erwiderung ansetzte, dehnte er die Worte, so daß sie vor Feindseligkeit trieften. »Agent für Interplan. Wie ich Ihnen bereits erzählt habe. Zeichnen Sie nicht alles auf, was gesagt wird? Spielen Sie Ihr Videotonband für Ihren Boß ab und lassen Sie mich in Ruhe.« Darauf schloß er die Augen. Der starre Glanz löste sich auf. McClane verspürte im gleichen Augenblick enorme Erleichterung.
    »Dies ist ein zäher Bursche, Mr. McClane«, sagte Lowe leise.
    »Das wird sich ändern«, gab McClane zurück, »wenn wir ihm seine Erinnerungskette wieder löschen. Dann ist er so sanftmütig wie zuvor.« An Quail gerichtet, fügte er hinzu: »Deshalb waren Sie also so versessen darauf, zum Mars zu reisen.«
    »Ich wollte nie zum Mars«, entgegnete Quail mit geschlossenen Augen. »Ich bin abkommandiert worden. Sie gaben mir die Order, und ich mußte hin. Klar, ich gebe zu, neugierig gewesen zu sein. Wer wäre das nicht?« Erneut schlug er die Augen auf und beobachtete die drei, besonders McClane. »Ein tolles Wahrheitsserum habt ihr hier. Es bringt Dinge ans Tageslicht, an die ich mich überhaupt nicht erinnern kann.« Er dachte nach. »Ich frage mich, was Kirsten damit zu tun hat«, sagte er mehr zu sich selbst. »Könnte sie mit drinstecken? Ein Interplan-Verbindungsmann, der mich im Auge behält ... um sicherzugehen, daß ich meine Erinnerung nicht wiedererlange? Kein Wunder, daß sie meinen Wunsch, zum Mars zu fliegen, so verspottete.« Er lächelte dünn. Das Lächeln – ein wissendes Lächeln – löste sich

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