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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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KAFFEE-Knopf; zuerst erschien eine, dann eine zweite Tasse, von denen angenehmes Kaffeearoma ausging. „Für mich Sahne“, murmelte sie, „und für dich Sahne und Zucker. Du bist kindlicher als ich.“ Sie reichte ihm die Tasse; ihr Körpergeruch – warm und mild und schläfrig – vermischte sich mit dem Duft des Kaffees.
    „Du siehst nicht um einen Tag älter aus“, stellte Cupertino fest, „und doch sind seitdem über drei Jahre vergangen.“ Tatsächlich war sie sogar noch schlanker und geschmeidiger geworden.
    Ernst, die Arme noch immer verschränkt, ließ sich Carol am Küchentisch nieder und fragte: „Ist das verdächtig?“ Ihre Wangen hatten sich gerötet, ihre Augen funkelten.
    „Nein. Das war ein Kompliment.“ Er nahm ebenfalls Platz. „Hagopian hat mich hierher geschickt; er meinte, ich sollte dich besuchen. Offenbar …“
    „Ja“, unterbrach Carol, „ich habe ihn getroffen. Aus geschäftlichen Gründen mußte ich öfters nach Nordkalifornien; ich ging bei ihm vorbei … er hatte mich darum in einem seiner Briefe gebeten. Ich mag ihn. An sich solltest du inzwischen geheilt sein.“
    „Geheilt?“ Er zuckte die Achseln. „Ich bin gesund.“
    „Abgesehen von deiner idee fixe. Deiner grundlegenden, verrückten fixen Idee, die keine noch so sorgfältige Psychoanalyse beheben kann. Richtig?“
    „Wenn du damit meine Erinnerung meinst, daß ich dich getötet habe, ja“, bestätigte Cupertino. „Ich habe es getan – ich weiß, daß es geschehen ist. Dr. Hagopian dachte, daß du mir etwas darüber sagen könntest; nach dem, was er angedeutet hat …“
    „Ja“, nickte sie, „aber ist es das wirklich wert, mit dir darüber zu sprechen? Es ist so ermüdend, und, mein Gott, es ist erst sechs Uhr morgens. Kann ich nicht zurück ins Bett und später mit dir darüber reden, vielleicht gegen Abend? Nein?“ Sie seufzte. „In Ordnung. Nun, du hast versucht, mich zu töten. Du hattest einen Laserstrahler. Es war in unserem Konap in New Detroid-G, auf Ganymed, am 12. März 2014.“
    „Warum habe ich versucht, dich zu töten?“
    „Du weißt es.“ Ihre Stimme klang bitter; ihre Brüste wogten vor Widerwillen.
    „Ja.“ In all seinen fünfunddreißig Lebensjahren hatte er keinen ähnlichen ernsten Fehler gemacht. Das Wissen seiner Frau über die bevorstehende Revolte hatte ihr alle Vorteile bei der Scheidung verschafft; sie war in der Lage gewesen, ihm sämtliche Bedingungen zu diktieren. Schließlich waren sie bei den finanziellen Regelungen zu keiner Einigung gelangt, und er war zu dem Konap gegangen, daß sie gemietet hatten – damals wohnte er schon nicht mehr dort, sondern in einem eigenen kleinen Konap am anderen Ende der Stadt – und er hatte ihr offen und ehrlich gesagt, daß er ihre Ansprüche nicht erfüllen konnte. Und so war es zu Carols Drohung gekommen, sich an die Homöozeitung zu wenden, an die Nachrichten sammelnden Extensoren der New York Times und der Daily News, die auf Ganymed operierten.
    „Du hast deinen kleinen Laserstrahler herausgeholt“, erinnerte sich Carol, „und dich hingesetzt, damit gespielt, ohne viel zu sagen. Aber ich habe verstanden, was du damit ausdrücken wolltest; entweder akzeptierte ich deine unfairen Bedingungen, die …“
    „Habe ich mit dem Laserstrahler geschossen?“
    „Ja.“
    „Und habe ich dich getroffen?“
    „Du hast mich verfehlt“, entgegnete Carol, „und ich bin aus dem Konap gelaufen und weiter durch den Korridor bis zum Aufzug. Ich fuhr bis zum Wachbüro in der ersten Etage und rief von dort aus die Polizei an. Als sie eintraf, fand sie dich im Konap.“ Ihre Stimme klang matt. „Du hast geweint.“
    „Mein Gott“, stieß Cupertino hervor. Für eine Weile sprach keiner von ihnen ein Wort; sie tranken ihren Kaffee. Die blasse Hand seiner Frau zitterte, und ihre Tasse klirrte gegen den Untersetzer.
    „Natürlich“, fuhr Carol nüchtern fort, „habe ich das Scheidungsverfahren dann abgeschlossen. Unter diesen Umständen …“
    „Dr. Hagopian dachte, du würdest vielleicht wissen, warum ich mich an deinen Tod erinnern kann. Er sagte, du hättest dies in einem Brief angedeutet.“
    Ihre blauen Augen glitzerten. „In dieser Nacht hast du das nicht geglaubt; du hast gewußt, daß ich nicht getroffen wurde. Amboynton, der Distriktsanwalt, hat dir die Wahl gelassen zwischen psychiatrischer Behandlung oder einer Anklage wegen Mordversuches ersten Grades; natürlich hast du die erste Alternative gewählt – und so bist du mit

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