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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Umgebung substanzlos war und ich in einer Schattenwelt lebte.“
    Carol starrte ihn an und lachte plötzlich. Dann fuhr sie fort zu essen.
    „Möglicherweise“, sinnierte Cupertino, „bin ich in einem Gefängnis auf Ganymed, oder in einer psychiatrischen Klinik. Wegen meines Verbrechens. Und ich habe während der letzten drei Jahre seit deinem Tod begonnen, eine Phantasie weit um mich herum zu errichten.“
    „O Gott“, stieß Carol hervor und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich lachen oder mir Sorgen machen soll; es ist einfach zu …“ Sie gestikulierte. „Zu mitleiderregend. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich, Johnny. Bevor du deine Wahnidee aufgibst, würdest du es tatsächlich vorziehen, auch weiterhin zu glauben, daß die ganze Erde ein Produkt deiner Phantasie ist, daß du dir alles und jeden nur ausgedacht hast. Hör zu – glaubst du nicht auch, daß es wesentlich ökonomischer wäre, deine fixe Idee aufzugeben? Du brauchst doch nur zu akzeptieren, daß du mich nicht getötet hast …“
    Das Telefon klingelte.
    „Entschuldige mich.“ Hastig wischte Carol über ihren Mund, erhob sich und ging an den Apparat. Cupertino blieb auf seinem Platz sitzen und spielte düster mit einem Toastkrümel, der von ihrem Teller gefallen war; der Butterbelag verschmierte seine Finger, und er leckte sie automatisch ab, und erst dann wurde ihm bewußt, wie hungrig er war; es war Zeit für sein eigenes Frühstück, und er trat an den Herd und drückte in Carols. Abwesenheit die Knöpfe. Schließlich stand seine Mahlzeit – Schinken mit Rührei, Toast und heißer Kaffee – vor ihm.
    Aber wie kann ich leben? fragte er sich. Wie kann ich Nahrung zu mir nehmen, wenn es sich hierbei um eine Phantasiewelt handelt?
    Ich muß tatsächlich eine richtige Mahlzeit essen, entschied er. Zubereitet von der Klinik oder dem Gefängnis; die Mahlzeit existiert und ich esse sie wirklich – ein Zimmer existiert, Wände und ein Boden … aber nicht dieses Zimmer. Nicht diese Wände, nicht dieser Boden.
    Und – die Menschen existieren. Aber nicht diese Frau. Nicht Carol Holt Cupertino. Jemand anders. Ein Gefängniswärter oder ein Pfleger. Und ein Arzt. Vermutlich, dachte er, Dr. Hagopian.
    Soweit stimmt es, sagte sich Cupertino. Dr. Hagopian ist tatsächlich mein Psychiater.
    Carol kehrte in die Küche zurück und setzte sich wieder an ihr inzwischen kalt gewordenes Frühstück. „Dr. Hagopian. Er will dich sprechen.“
    Er eilte ans Videofon.
    Auf dem kleinen Bildschirm wirkte Dr. Hagopians Gesicht spöttisch und verzerrt. „Sie sind also doch dorthin gegangen, John. Nun? Was ist geschehen?“
    „Wo sind wir, Hagopian?“ fragte Cupertino.
    Der Psychiater runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht …“
    „Wir befinden uns beide auf Ganymed, nicht wahr?“
    „Ich bin in San Jose“, erwiderte Hagopian, „und Sie sind in Los Angeles.“
    „Ich glaube, ich weiß, wie ich meine Theorie beweisen kann“, erklärte Cupertino. „Ich werde mich nicht mehr von Ihnen behandeln lassen; wenn ich Gefangener auf Ganymed bin, wird es mir nicht gelingen, aber wenn ich, wie Sie behaupten, als freier Bürger auf der Erde lebe …“
    „Sie sind auf der Erde“, versicherte Hagopian, „aber Sie sind kein freier Bürger. Wegen des Mordanschlages auf Ihre Frau müssen Sie sich von mir psychiatrisch behandeln lassen. Das wissen Sie. Was hat Carol Ihnen gesagt? Hat sie Klarheit in die Ereignisse während jener Nacht gebracht?“
    „Ich würde sagen, ja“, nickte Cuptertino. „Ich habe erfahren, daß sie bei der Muttergesellschaft von Sechs-Planeten angestellt ist; allein das lohnt schon die Reise zur Erde. Ich mußte erfahren, daß sie von Sechs-Planeten engagiert wurde, um mich zu beobachten.“
    „B-bitte?“ Hagopian blinzelte.
    „Ein Wachhund. Um sicherzugehen, daß ich loyal bleibe; man muß befürchtet haben, daß ich den Behörden der Erde Details über den geplanten Aufstand verrate. Also haben sie Carol eingestellt, um mich zu überwachen. Ich habe ihr von den Plänen erzählt, und dies bewies ihnen, daß ich unzuverlässig bin. Also hat Carol möglicherweise Anweisung erhalten, mich zu töten; vermutlich versuchte sie es, aber es mißlang, und jeder, der damit zu tun hatte, wurde von den irdischen Behörden dafür bestraft. Carol entging dem, weil sie nicht offiziell als Angestellte von Sechs-Planeten geführt wurde.“
    „Warten Sie“, bat Dr. Hagopian. „Es klingt irgendwie plausibel. Aber …“ Er hob seine

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