Eine Handvoll Dunkelheit
Fahne befestigt war. Sung-wu konnte das eingestickte Zeichen erkennen, und für einen Augenblick überwältigte ihn die Ohnmacht. Dort war es, direkt unter ihm; direkt vor seiner Nase hatte sich alles abgespielt, und jeder hatte es sehen können – ungestraft. Die Fahne war mit einem großen T versehen.
„Sie …“, begann er, aber der korpulente Inder schnitt ihm das Wort ab.
„Die Tinkeristen“, brummte er und nippte an seinem Zitronensaft.
Sung-wu griff nach seiner Aktentasche und stolperte auf die Treppe zu. Unter ihm setzten sich die beiden kräftigen Kauks bereits in Bewegung. Der Inder gab ihnen rasch ein Zeichen. „Hier!“ Grimmig stiegen sie hinauf, mit feindseligen, kleinen blauen Augen, rotgerändert und kalt wie Stein; unter ihren Gewändern zeichneten sich ihre Muskeln ab.
Sung-wu suchte in seinen Manteltaschen und holte die Splitter-Pistole hervor; er entsicherte sie und richtete sie auf die beiden Kauks.
Aber nichts geschah; die Pistole versagte. Wild schüttelte er sie, und Rostflocken und einzelne Stückchen Isoliermaterial flatterten davon. Sie war nutzlos, unbrauchbar; er warf sie fort und sprang dann mit dem Wagemut der Verzweiflung über die Brüstung.
Er prallte auf, rollte sich ab, kollidierte mit der Wand einer Hütte und kam unsicher wieder auf die Beine.
Er rannte. Hinter ihm drängten sich die beiden Kauks durch die Menschentrauben, die ziellos umherwimmelten. Gelegentlich erhaschte Sung-wu einen Blick auf ihre weißen, schweißüberströmten Gesichter. Er bog um eine Ecke, hastete an schäbigen Hütten entlang, sprang über einen Abwassergraben, kletterte über Abfallhaufen, schlitterte und rollte und lag schließlich keuchend hinter einem Baumstamm und hielt die Aktentasche noch immer umklammert.
Von den Kauks war nichts zu sehen. Er war ihnen entkommen.
Er sah sich um. In welcher Richtung befand sich sein Schiff? Er schirmte seine Augen gegen die Spätnachmittagssonne ab, bis er die gewölbten, röhrenförmigen Umrisse seines Schiffes erkennen konnte. Es lag fern zu seiner Rechten und war in dem abnehmenden Licht kaum zu sehen, das allmählich den Himmel verdüsterte. Sung-wu richtete sich mühsam auf und begann vorsichtig in diese Richtung zu wandern.
Er befand sich in einer furchtbaren Situation; die gesamte Region war pro-tinkeristisch – selbst der von der Kammer eingesetzte Manager. Und die Tinkeristen waren nicht nur auf eine Klasse begrenzt; der Kult hatte bereits die höchsten Schichten erreicht. Und nicht nur Kauks bildeten die Anhänger; in diesem Gebiet konnte man sich nicht einmal auf Bantus oder Mongolen oder Inder verlassen. Ein ganzer Landstrich gehörte dem Feind, der auf ihn lauerte.
Elron, alles war schlimmer, als der Arm befürchtet hatte! Kein Wunder, daß man nach einem Bericht verlangte. Ein ganzes Gebiet war zu einem fanatischen Kult übergelaufen, zu einer gewalttätigen extremistischen Gruppe von Häretikern, die eine diabolische Doktrin lehrten. Er erschauderte – und wanderte weiter, vermied jeden Kontakt mit den Bauern auf den Feldern, den menschlichen und den Robotern. Er beschleunigte seine Schritte, als ob seine Erregung und sein Entsetzen ihn plötzlich schneller antrieben.
Wenn die Dinge schon so weit gediehen und ein derart großer Teil der Menschheit bereits davon betroffen war, dann konnte dies zur Rückkehr der Zeit des Wahnsinns führen.
Das Schiff befand sich in ihrer Hand. Drei oder vier der hochgewachsenen Kauks lungerten darum herum, weißgesichtig, haarig, mit Zigaretten, die an ihren trägen Lippen klebten. Benommen glitt Sung-wu den Hang wieder hinunter und fühlte Verzweiflung. Das Schiff war verloren; sie hatten es vor ihm erreicht. Was sollte er nun unternehmen?
Es war fast Abend. Er würde achtzig Kilometer durch die Dunkelheit marschieren müssen, durch fremdes, feindliches Gebiet, um den nächsten bewohnten Landstrich zu erreichen. Die Sonne begann bereits unterzugehen, und es wurde kühl; und darüber hinaus war er schlammbedeckt und von schleimigem Wasser durchnäßt. Im Zwielicht war er ausgerutscht und in einen Abwässerkanal gestürzt.
Mit kreisenden Gedanken hastete er den Weg zurück. Was konnte er tun? Er war hilflos; seine Splitter-Pistole war unbrauchbar gewesen. Er war allein, und er besaß keinen Kontakt mit dem Arm. Überall trieben sich die Tinkeristen herum; wahrscheinlich würden sie ihm die Kehle durchschneiden und sein Blut über den Feldern verspritzen – oder noch Schlimmeres anstellen.
Eine
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