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Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
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ihn eindringlich an. »Halt ganz einfach die Klappe.«
     
    Lucinda erwachte in einer Badewanne mit lauwarmem Wasser. Im selben Moment als sie feststellte, dass ein Zauberspruch ihren Kopf über Wasser hielt, endete die Wirkung des Zaubers, und sie versank.
    »Lucinda!«, hörte sie Gray schreien, dann spürte sie, wie seine Hände sie unter den Achseln zu fassen bekamen. Er zog sie aus dem Wasser und in seine Arme.
    »Ich bin nackt!«, protestierte sie.
    »Ich versuche, es nicht zur Kenntnis zu nehmen. Obwohl, das funktioniert nicht so richtig.«
    »Merkst du vielleicht auch, dass mir eiskalt ist?«
    Er warf einen Blick auf ihre Brüste, verweilte einen Moment zu lang auf ihren harten Brustwarzen und rief sich dann zur Ordnung. »Ja. Eindeutig. Du frierst.« Gray drehte sich zum Schrank, sodass Lucinda nur den Arm ausstrecken und ihn öffnen musste. Er war voll mit weichen blauen Handtüchern. Sie schnappte sich eins und versuchte sich damit einzuhüllen, doch sie zitterte zu stark. Das Handtuch flatterte auf den Boden wie ein verletzter Vogel.
    »Ich schaffe es nicht.« Sie schloss die Augen. »Es tut mir leid.«
    Gray verließ das Bad und trug sie in ein Schlafzimmer. Der Raum hatte weiße Wände mit einer Bordüre aus feinen rosafarbenen Blüten. Auch die Möbel waren weiß, inklusive des großen schmiedeeisernen Bettes.
    Es war wunderschön.
    Die Überdecke war passend zur Bordüre weiß mit kleinen rosafarbenen Blümchen. Das Bettzeug selbst war pink, und die vielen Kissen leuchteten in sämtlichen Schattierungen der Farbe. Die Decke war schon zurückgeschlagen, und Gray legte sie ins Bett, obwohl sie noch nass war. Er hatte schon eine Ecke der Bettdecke in der Hand, als er noch einmal zögerte.
    Sein Blick wanderte über ihren Körper, doch diesmal ganz ohne Begierde. Lucy wandte den Kopf ab, als er die Narben betrachtete, die ihre Haut entstellten. Frag nicht, flehte sie stumm. Bitte frag nicht.
    »Du musst etwas essen.« Sanft deckte er sie bis zum Kinn zu und strich ihr das feuchte Haar aus der Stirn. »Ember macht dir eine Suppe. Meinst du denn, du kriegst etwas herunter?«
    »Ja. Ich weiß nur nicht, ob ich den Löffel halten kann.«
    »Praktischerweise bin ich ein hervorragender Löffelhalter.«
    Wie schön wäre es, wenn sie seine Freundlichkeit genießen könnte, ohne misstrauisch zu sein! Doch die Erinnerung an seinen Gesichtsausdruck, als sie vor seiner Tür gestanden hatte, war noch zu gegenwärtig. Und ihren gemeinsamen Traum konnte sie auch nicht vergessen. Vielleicht hätte sie sich der Leidenschaft hingeben sollen, dann hätte sie jetzt wenigstens eine schöne Erinnerung. Doch sie wusste, dass er wachsam war, auch wenn er sich so charmant gab.
    »Hier ist es schöner als in deinem Schlafzimmer.«
    »Ich hätte dich gleich hierher gebracht, aber das Portal öffnete sich nun mal in meinem Schlafzimmer. Und ich hatte Angst, dich noch weiter zu tragen.«
    Seine ernste Antwort machte ihre Versuche zunichte, einen lockeren Ton anzuschlagen.
    »Warum hast du deine Meinung geändert, Gray?«, fragte sie. »Ich bin dir dankbar. Wirklich. Aber zuerst wolltest du mir nicht helfen. Warum jetzt?«
    »Was deine Schwester getan hat, war nicht deine Schuld. Es ist einfach nicht fair, dich dafür büßen zu lassen.«
    »Danke«, sagte sie trocken. »Du bist ein Heiliger.«
    Unsicher fuhr er sich mit der Hand durch die feuchten Haare. »Ich war ein Arsch, ich weiß.«
    »Ja. Das kann man so sagen.«
    Er lachte, und dieses Lachen berührte sie. Es erinnerte sie an den Gray von früher, den Gray, der kein egoistischer Mistkerl war. Doch sie selbst wusste besser als jeder andere, dass ein Mensch sich durch eine Tragödie völlig verändern konnte.
    Gray würde nie mehr der sein, der er früher gewesen war.
    Genauso wenig wie sie.
    Vorsichtig setzte Gray sich zu ihr aufs Bett. Einen Moment lang dachte sie, er wollte ihre Hand halten oder ihr Gesicht streicheln, doch das tat er nicht. »Ich werde dir helfen, Lucinda. Du kannst in Nevermore bleiben. Ich werde dir offiziell Zuflucht bieten. Ember ist bereit, dir eine Stelle in ihrer Teestube zu geben, Unterkunft und Verpflegung inklusive. Es gibt noch ein kleines Apartment in ihrem Haus, im selben Gebäude wie die Teestube, eine Etage über ihrer eigenen Wohnung. Man muss dort nur mal ordentlich sauber machen, aber dabei helfe ich dir gern.«
    »Das kann ich nicht riskieren.«
    »Was kannst du nicht riskieren?«
    »Du. Ember. Die Stadt. Bernard wird mich finden, und er

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