Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Hexe in Nevermore

Eine Hexe in Nevermore

Titel: Eine Hexe in Nevermore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Bardsley
Vom Netzwerk:
– nur damit Sie wissen, was für ein Hüter er ist.«
    Cathleen machte ein verärgertes Gesicht, doch sie hatte verstanden und hielt den Mund. Auch wenn Taylor nicht immer mit Grays Auffassung von der Pflichtausübung des Hüters einverstanden war, bedeutete das nicht, dass er nicht in der Öffentlichkeit loyal zu ihm stand.
    Taylor las die Stelle noch einmal. Gesetz war Gesetz. Es würde Gray ärgern, aber er war selbst schuld. Er hätte diese blöde Inspektion nicht vergessen dürfen. So blieb Taylor keine andere Wahl. Er musste Cathleen gestatten, das Café wieder zu öffnen.
    »Hey, Taylor. Es gab einen …«
    Deputy Ren Banton blieb abrupt im Türrahmen stehen und machte sich ein Bild von der Szene. Sein Blick wanderte von Cathleen zu Taylor. Er sah Taylor fragend an und besaß tatsächlich den Nerv zu grinsen, wenn auch nur ein bisschen.
    »Kann ich etwas für dich tun, Ren?«
    »Ein Unfall auf dem Brujo Boulevard, nahe der Abzweigung nach Old Creek.«
    Taylor warf einen Blick auf das Telefon auf seinem Schreibtisch und auf die Schüssel mit Wasser, die er für den Kommunikationszauber bereithielt. Er konnte zwar den Zauber nicht aktivieren, aber er konnte Nachrichten erhalten. Ren folgte seinem Blick und zuckte die Achseln. »Das ist ganz in der Nähe unserer Farm. Mein Dad rief mich an. Er hat das Autowrack entdeckt.«
    Rens Vater Harley Banton war Witwer und hatte seinen Sohn allein großgezogen. Seine Mutter Lara hatte Selbstmord begangen. Damals war Ren erst ein paar Monate alt gewesen, ungefähr im selben Alter wie Taylors Bruder Ant. Durch den Selbstmord seiner Frau wurde Harley zu einem gebrochenen Mann, der sich von allem zurückzog. Taylor war es immer komisch vorgekommen, dass Lara keinen Abschiedsbrief hinterlassen hatte. Sie war um einiges jünger gewesen als ihr Mann, und sie war die Nichte der Wilson-Zwillinge, bei denen sie vorher gelebt hatte. Die Wilson-Zwillinge führten die Bibliothek der Stadt, dienstags bis freitags von acht bis sechzehn Uhr. Sie waren mittlerweile beide über siebzig, aber so pingelig wie eh und je. Wehe dem, der ein Buch über das Ausleihdatum hinaus behielt! Ihre Nichte liebten die beiden abgöttisch und waren am Boden zerstört, als Lara sich mit einer Überdosis Valium das Leben nahm.
    Wieder verfiel die Stadt in Schockstarre. Zuerst hatte man mit ansehen müssen, wie einer der Ihren die Stadt verließ, um mit einer fremden Frau wegzugehen, dann nahm sich eine lebensfrohe junge Frau plötzlich das Leben. Beide Vorfälle ereigneten sich innerhalb weniger Wochen und blieben natürlich monatelang Gesprächsthema in der Stadt.
    Ren war noch jung, gerade mal zwanzig, aber von solidem Charakter. Er und Ant hatten zusammen ihren Schulabschluss gemacht, und er zählte zu den wenigen jungen Leuten, die in der Stadt geblieben waren. Die meisten kehrten Nevermore so schnell wie möglich den Rücken. Manche blieben, einige kehrten zurück, aber die meisten drängte es zu einem Leben außerhalb der Kleinstadt und des anstrengenden Farmerdaseins. Früher waren Ren und Ant eng befreundet gewesen, doch mittlerweile hatten sie unterschiedliche Interessen und nicht mehr so häufig miteinander zu tun. Taylor hatte den Eindruck, dass sein kleiner Bruder sich mehr für seine Pflanzen interessierte als für zwischenmenschliche Kontakte.
    »Taylor?«
    Sowohl Ren als auch Cathleen starrten ihn an. Mist. Er hatte sich wieder in seinen Gedanken verheddert und den Faden verloren.
    »Na gut«, sagte er müde. »Dann wollen wir mal hinfahren.«
    »Und was ist mit mir?«, protestierte Cathleen mit schriller Stimme. »Was wird aus meinen Rechten?«
    »Sie können das Café wieder öffnen.« Taylor brauchte dringend Kaffee und ein Aspirin. Ren salutierte und verließ den Raum, vermutlich, um den Dienstwagen zu holen, einen alten SUV, der die besten Zeiten hinter sich hatte.
    Taylor beobachtete Cathleen, die sich endlich aus dem Sessel erhob. Sie sah aus wie ein gemeiner kleiner Vogel, der von Ast zu Ast hüpfte, in der Hoffnung, einem anderen ein Auge aushacken zu können. Nicht mit einem Wort hatte diese widerliche Frau sich nach ihrer Stieftochter erkundigt. Als er sie vor zwei Tagen über Marcys Tod unterrichtete, bestand Cathleens einzige Reaktion darin, darüber zu klagen, wie schwer es war, anständiges Personal zu finden. Und wer bedient jetzt bei mir? hatte sie gleich losgejammert. Bei ihr klang es so, als hätte sich Marcy absichtlich ermorden lassen, nur um ihr zu schaden.
    »Ist

Weitere Kostenlose Bücher