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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Generation nichts weiter als eine grausige
Abscheulichkeit sein. Ein fremdartiges, schreckliches Wesen, das das Licht
scheuen und in elender Dunkelheit hausen soll.«
    Als das erledigt war, starb der
Fiese Larry. Der Legende zufolge schmolz er zu einer Pfütze zusammen, der
Himmel färbte sich schwarz, und das Land - wenn man solchen Geschichten
überhaupt Glauben schenken darf-verwandelte sich im Umkreis von einhundert Meilen
in einen unwirtlichen Sumpf. Das war das Ende des kleinen, doch beachtenswerten
Einflusses des Fiesen Larry auf mein Leben.
    Ich frage mich oft, warum sich
meine Eltern entschieden, ein sechstes Kind zu bekommen. Immerhin waren sie
vorgewarnt. Sie hatten viele Ausreden. Die meistge-brauchte war: »Wir haben die
Übersicht verloren.« Die zweithäufigste und meiner Meinung nach weit
akzeptablere war: »Na ja, niemand in unserer Familie hatte je sechs, und wir
dachten, es hätte vielleicht nicht angeschlagen.« Vollkommen vernünftig. Nicht
alle Flüche wirken, und man kann nicht sein Leben lang über alles nachgrübeln,
was sämtliche körperlosen Köpfe von sich geben, denen man so begegnet.
    Untot zu sein ist außerdem gar kein
so furchtbarer Fluch. Unglücklicherweise war dies aber nicht die einzige meiner
Sorgen. Denn außer ein Wesen zu sein, das dazu geboren war, in elender
Dunkelheit zu hausen, wurde ich in der unendlichen Weisheit des Schicksals auch
noch als Mädchen geboren. Diese beiden Umstände sind einzeln genommen kleinere
Nachteile, aber wenn man sie zusammenwirft, versteht man die Schwierigkeiten,
die ich erleben musste, während ich aufwuchs.
    Es gibt Königreiche, in denen
Frauen für ihren Geist hoch geschätzt werden, wo sie mehr sind als eine Trophäe
oder ein schlecht bezahltes Dienstmädchen. Königreiche, in denen die Ketten von
eintausend Jahren Chauvinismus irgendwann mal weggerostet sind. Ich wurde in
keinem dieser Königreiche geboren.
    Unter den männlichen Freiern
meines Dorfes war ich nicht sehr beliebt. Das war nichts Persönliches.
Ehemänner bevorzugen einfach lebende Ehefrauen, und eingesperrt im Keller
meiner Eltern lernte ich auch nur wenige potentielle Gatten kennen. Mit
achtzehn war ich bereits eine alte, untote Jungfer, die in einem dunklen Keller
saß und darauf wartete zu sterben.
    Natürlich sterbe ich nicht. Nicht
wie normale Leute. An Altersschwäche werde ich sicherlich nicht sterben, also
machte ich mich auf eine sehr lange Wartezeit gefasst. Ich rechnete mir aus,
dass fünfzig Jahre vergehen würden, bis meine Eltern starben und einer meiner
Brüder oder Schwestern die Aufgabe erbte, sich um ihre arme, unglückliche
Schwester zu kümmern. Eines ihrer Kinder würde das dann als Nächstes
übernehmen. Und so weiter. Und so weiter. Bis sie mich eines Tages entweder
vergaßen oder alle starben. Oder bis mich vielleicht - nur vielleicht - eine
wütende Menge aus den Schatten zerren und auf dem Scheiterhaufen verbrennen
würde. Keine besonders erfreulichen Aussichten. Aber niemand ist Herr seines
Schicksals, und mein Los war schließlich gar nicht allzu schrecklich.
    All dies änderte sich mit der
Ankunft der Grausigen Edna. Das war aber nicht ihr wahrer Name. Den erfuhr
ich'. nie. Ich nannte sie einfach »Grausige Edna«, weil ich fand, dass es ein
guter Hexenname war. Sie war eine grotesk korpulente Frau mit bärenartigen
Proportionen, einem spitzen Hut, einer riesigen, gebogenen Nase und einem
langen, dünnen Gesicht. Ihre Haut war zwar nicht wirklich grün, besaß aber eine
glitschige, olivgrüne Färbung. Ihre Nase wurde sogar von einer Warze geziert.
Der einzige Makel der Grausigen Edna, hexenmäßig gesprochen, waren zwei Reihen
gerader, vollkommener, weißer Zähne.
    Der Tag, an dem ich die Grausige
Edna traf, veränderte alles, und ich erinnere mich noch gut daran. Die
Kellertür öffnete sich. Ich kroch zum Fuß der Treppe, um meine tägliche
Mahlzeit abzuholen. Stattdessen kam sie schwerfällig die Treppe
heruntergewalzt. Ihre massige Gestalt hielt das Licht ab, das hinter ihr durch
die Türöffnung fiel. Sie legte eine schwielige Hand unter mein Kinn und
lächelte dünn.
    »Ja, ja. Ich denke, du bist gut
genug, Kind.«
    Die Grausige Edna kaufte mich
meinen Eltern für eine winzige Summe ab. Ich bin sicher, sie waren froh, ihre
verfluchte Tochter los zu sein, und ich konnte es ihnen ehrlich gesagt nicht
einmal verübeln. Meine neue Mentorin nahm mich mit in ihre Hütte inmitten eines
verlassenen Waldes weit abseits der Zivilisation. Das

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