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Eine Hexe mit Geschmack

Eine Hexe mit Geschmack

Titel: Eine Hexe mit Geschmack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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war mein
Universum mit anderen Möglichkeiten gefüllt, und ich wollte sie nicht
verlieren.
    Die Grausige Edna sprang von ihrem
Schaukelstuhl auf.
    »Nun gut, Liebes, die Magie hat
mich zu dir gerufen. Es sei mir ferne, ihr zu widersprechen. Deine Schönheit
bedeutet nur, dass du noch härter an deiner Hexerei arbeiten musst. Ein
Nachteil, ja schon, aber kein unüberwindbarer.« Sie pulte die Warze von ihrer
Nase. »Unecht, Schätzchen.« Sie zwinkerte.
    Danach wischte sie das grünliche
Makeup von ihrem Gesicht und entblößte eine Haut, die zwar rau und ausgezehrt,
aber nicht besonders scheußlich war. Sie zog sechs Schichten Kleidung aus, um
zu zeigen, dass ihr Buckel nichts anderes war als eine Illusion aus gut
platziertem Stoff. Als sie dann ihren Hut abnahm, wurde mir klar, dass die
Grausige Edna zwar eine dicke und hässliche Frau war, aber ohne ihre ganze
Kostümierung überhaupt nicht hexenhaft wirkte.
    »Wir brauchen alle etwas Hilfe,
Liebes. Du nur eben sehr viel mehr als ich. Jetzt lass mich mal sehen, was ich
hier habe, damit wir das hinbekommen.« Sie begann, sich durch verschiedene
modrige Koffer zu graben, die mit ebenso modriger Kleidung gefüllt waren.
    Mein Herz hüpfte vor Freude.
    Die Grausige Edna machte mich in
den nächsten sechs Monaten mit den modischen Feinheiten der Hexengarderobe
vertraut. Genau die richtige Kleidung zu tragen, darauf beruhten fünfzig
Prozent des Hexengeschäfts, erklärte sie mir. Sie übertrieb nicht. Es bedeutete
einiges an Arbeit, einen so schlecht aussehen zu lassen, wie es erwartet wurde.
Vor allem in meinem Fall, so betonte meine Mentorin, da ich mit einer für eine
Hexe höchst unpassenden Gestalt geschlagen war.
    Als ich endlich die Kunst des
hexenhaften Aussehens meisterte, ging sie dazu über, mich die schwarzen Künste
zu lehren: Geisterbeschwörung, Dämonologie, die verges-sene Sprache reicht
sprechender Dinge und die verbotenen Naturweisheiten. Die Mächte der Magie, die
die Grausige Edna zu mir geführt hatten, hatten sich nicht geirrt, und zu
gegebener Zeit meisterte ich also auch die Kunst der Hexe.
    Und eine Zeitlang war ich
glücklich. Bis zu dem schwarzen Tag, an dem sie sie schließlich töteten.
     
    ZWEI
     
    Wie lange genau ich bei der
Grausigen Edna lebte, weiß ich nicht. In ihrem Wald war immer Herbst, und als
Nebeneffekt meiner alterslosen Natur habe ich kein gutes Zeitgefühl. Ich nehme
an, die Grausige Edna wurde schon älter, aber da sie bereits eine faltige, alte
Hexe war, als ich sie kennenlernte, ist sie im Lauf meiner Ausbildung nicht noch
faltiger geworden, oder zumindest fiel es mir nicht auf.
    Wie lange auch immer es gedauert
haben mochte: Kurz nachdem ich alles gelernt hatte, was sie mich lehren konnte,
weckte sie mich eines Morgens früh auf. Das Morgenlicht versetzte mein untotes
Wesen in Unruhe, und die Grausige Edna respektierte das normalerweise auch.
Also wusste ich sofort, dass heute etwas nicht stimmte.
    »Keine Fragen, Liebes«, sagte sie.
»Du musst für mich zum See gehen.«
    Ich wühlte mich aus meinem Bett.
»Aber, Herrin ...«
    Sie legte ihre Finger an meine
Lippen. »Sei still, Kind. Ich habe keine Zeit, es dir zu erklären, aber selbst
wenn ich die Zeit hätte, müsste ich es dir nicht erklären. Du wirst tun, was
ich dir sage.«
    Ich nickte.
    »Sehr gut. Jetzt musst du gehen
und im See baden. Und ich spreche nicht nur von deinem Gesicht und den Händen.
Ich meine deinen ganzen Körper. Ich weiß, dass dich das Licht stören wird,
deshalb kannst du deinen Hut tragen, um deine Augen zu beschatten. Aber alle anderen
Kleidungsstücke musst du ablegen. Sobald du dich hübsch sauber gemacht hast,
solltest du dich beeilen zurückzukommen. Bis dahin werde ich tot sein, und wir
werden ein letztes Gespräch führen, bevor ich gehe.«
    Dieser letzte Teil der Nachricht
ließ mich erstarren.
    »Aber...«
    »Ich sagte: still, Kind. Jetzt
zieh dich an. Wir werden Zeit zum Reden haben, wenn du zurück bist. Aber du
musst dich auf dem Weg zum See beeilen.« Sie stapfte aus meinem kleinen Zimmer
und quetschte sich durch die Tür. »Und halt dich mit der ganzen Verkleidung
nicht erst auf. Nimm nur deinen Hut und dein schwarzes Kleid, das mit dem
weiten Rocjc.«
    Ich tat immer, was die Grausige
Edna mir sagte, und heute machte ich keine Ausnahme. Während ich mich anzog,
konnte ich über nichts anderes als ihren Tod nachdenken. Keinen Augenblick lang
zweifelte ich daran, dass es so geschehen würde. Sie sprach oft von der Zukunft
und

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