Eine Idee macht noch keinen Roman
herumtreibt?«
Erneutes Stimmengewirr, wenn auch nicht annähernd so laut wie vorher, breitete sich im Raum aus, brachte jedoch keinerlei Antworten, sondern erzeugte nur ein flaues Gefühl in der Magengegend der meisten. David betätigte die Sprechanlage an der Wand neben ihm.
»Sonja? Hier ist David.« Normalerweise war es Studenten strikt untersagt, die Sprechanlage zu benutzen. Die momentane Situation sprach allerdings dafür, sich über dieses Verbot hinwegzusetzen. Das Prasseln in der Leitung, das anstelle einer Antwort aus dem Lautsprecher drang, ließ ihn einige Schritte zurückweichen. Offensichtlich war der Schaden doch nicht nur auf die Außenhülle beschränkt. Er schaltete den Lautsprecher ab und suchte nach jemandem, den er in Bezug auf die Verletztenliste fragen konnte. Er hatte in der letzten Zeit einige von Sonjas Kommilitonen kennengelernt, konnte jedoch keinen davon in der Menge vor ihm erblicken. Kurz entschlossen packte er einen der Herumstehenden, den er zumindest vom Sehen her kannte und sagte:
»Kannst du mir einen Gefallen tun?« Ohne eine Antwort abzuwarten, redete er weiter. »Geh mal ins MedLab und frag Sonja oder irgendeinen, der sich da auskennt, wie es mit den Verletzten steht, und ob und wie viele der Mannschaftsmitglieder dabei sind. Okay?«
Nachdem Marcel sich angeschickt hatte, die Information zu besorgen, hatte David den Eindruck gehabt, dass der Mann fast dankbar gewesen war, dass er ihn so schroff herumkommandiert hatte. Über die weiteren Konsequenzen dachte er jedoch auch jetzt nicht weiter nach. Er stellte sich wieder auf seinen Stuhl. Es galt die Zeit zu füllen, bis die Lage geklärt war.
Ein oberflächlicher Blick in die Gesichter der meisten zeigte deutlich, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die ersten hysterischen Anfälle auftraten. Das wollte er verhindern, da ein solches Verhalten extrem ansteckend war. Auf eine Menge von sich prügelnden Menschen hatte er gerade gar keine Lust.
»Also«, begann er seine improvisierte Rede und betete, dass Sonja bald etwas von sich hören lassen würde. »Die Lage ist momentan etwas unklar.« Er hatte beschlossen, die Tatsache, dass das halbe Schiff in Trümmern lag und mehrere Dutzend Menschen vermisst oder gar tot waren, nicht explizit zu erwähnen.
»Bevor ihr mich fragt: Ich weiß auch nicht, was passiert ist, aber wir haben einige Verwundete, die versorgt werden müssen. Ich schlage vor, dass wir Gruppen bilden, die die notwendigen Arbeiten verrichten, bis sich die Situation geklärt hat. Also: Wer kennt sich mit medizinischer Betreuung aus?«
Diverse Hände reckten sich in die Höhe, woraufhin David ein Stein vom Herzen fiel. Momentan waren sie nämlich ohne behandelnden Arzt, da jener, wie er von mehreren Personen erklärt bekommen hatte, vor einer Stunde zu Mittag gegessen hatte. Da er nicht unter den vor ihm Stehenden zu entdecken war und Sonja bisher noch nichts von sich hatte hören lassen, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass er den Speisesaal nicht hatte verlassen können, bevor dieser explodiert war.
Diese Art von Informationen war die einzige, auf die er sich einigermaßen verlassen konnte. Niemand hatte eine Ahnung, was eigentlich passiert war, aber er bekam langsam aber sicher ein recht gutes Bild davon, wer alles mit Sicherheit zumindest verletzt oder gar tot war. Und dieses Bild gefiel ihm gar nicht. Was mit den medizinischen Assistenten geschehen war, wusste er nicht, jedoch waren sie nicht aufzufinden, und selbst wenn sie noch alle am Leben und unverletzt waren, würden diese alle Hilfe, die es gab, brauchen, denn die medizinische Station war eigentlich für Dinge wie gebrochene Knochen eingerichtet, nicht für einen derartigen Katastrophenfall.
Ende der Leseprobe
Leseprobe 2
Erst Denken – Dann Handeln; ca. 125 Seiten (gedruckt)
Einleitung
Um die ganze Sache gleich mal ins richtige Licht zu rücken: Jeder hat mal einen schlechten Tag und jeder ist mal mit den Gedanken woanders, überhaupt gar keine Frage.
Die Frage ist immer die, wie man damit umgeht und was man macht, wenn man sich dabei ertappt, was Blödes getan zu haben bzw. zu tun. Dieses neben sich stehen ist nur allzu menschlich, das wird immer wieder passieren und ist auch an sich nicht weiter schlimm.
Es ist der anscheinende Vorsatz, der so störend ist und die Tatsache, dass ein nicht zu verachtender prozentualer Anteil der Menschheit nicht willens ist, aus diesen Erfahrungen zu lernen oder zumindest zu versuchen, die ganze
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