Eine Idee macht noch keinen Roman
still da sitzen können. Er war deshalb auch nicht verwundert gewesen, als er in einem der Flure an ihr vorbei kam und sie dabei beobachtete, wie sie sich um einen der Verletzten kümmerte.
Nach einigen Minuten lief er aus Zufall Michael in die Arme, seines Zeichens Physikstudent und somit einer der wenigen guten Bekannten, die David außerhalb des eigenen Fachbereiches hatte.
»Oh, Mann, ich dachte schon, ich würde hier überhaupt niemanden mehr treffen, den ich kenne«, begrüßte ihn Michael.
»Ich versuche gerade, die Leute zusammenzutrommeln, so weit das geht.« David hatte weder die Zeit noch die Lust auf Small Talk, auch wenn ihm ebenso ein Stein vom Herzen gefallen war, ein bekanntes Gesicht zu sehen, das fast vollständig intakt war. Die allgegenwärtige Baseballmütze, die Michael nicht einmal zum Schlafen abzulegen schien, saß schief auf seinem Kopf und hielt ihm die schulterlangen Haare aus dem Gesicht. Sein sonst heiteres Wesen schien sich an einen weit entfernten Ort verflüchtigt zu haben, denn in Michaels Blick konnte David alles mögliche sehen, nur keine Heiterkeit; ein Umstand, an den er sich spontan nicht erinnern konnte. Nur ein paar Schrammen und die dunklen Augenringe, die von letzter Nacht herrührten, waren auffällig.
»Was zum Teufel ist eigentlich mit dem Computer los?!«
»Ich weiß es nicht, aber ich kann mal versuchen, was in Erfahrung zu bringen. Das kann allerdings 'ne Weile dauern, ein paar von den Gängen sind zusammengebrochen, wir müssen uns da erst durch buddeln. Wir sitzen echt in der Scheiße. Hast du irgendeine Ahnung, was passiert ist?«
Ein schneller Abgleich der Information ergab, dass keiner von beiden auch nur eine blasse Ahnung hatte, was gerade passierte. Da Raum 305 der größte Seminarraum auf diesem Deck war und mehreren Aussagen zufolge noch komplett intakt, einigten sie sich darauf, alle Beteiligten dort zu versammeln.
Michael nickte. »Ich komm', so schnell ich kann. Ich muss noch ein, zwei Sachen überprüfen.« Daraufhin war er wieder in dem allgemeinen Durcheinander verschwunden.
David kam sich sehr alleine vor. Er hatte keine Ahnung, dass das erst der Anfang sein sollte. Kurz entschlossen packte er den ersten Menschen, den er zu fassen bekam, um zusammen alle nicht ernsthaft verletzten Personen in Raum 305 zu versammeln.
Dass besagte Person dieser mehr als schroff geäußerten Aufforderung nachkam, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, verwunderte David in diesem Augenblick nicht weiter. Wäre dies der Fall gewesen, hätte er sich wahrscheinlich unter seinem Bett versteckt.
Siebenunddreißig Minuten war es zum ersten Mal wieder möglich gewesen, mit den einsatzfähigen Menschen über die herrschende Situation zu reden.
In diesem Moment hatte David eine weitere Erkenntnis getroffen. In dem Raum befand sich kein einziger Ingenieur, nur 2 Wartungsangestellte sowie 3 sehr verwirrte und arg mitgenommene Professoren. Ansonsten waren nur Studenten anwesend.
Den mehr als widersprüchlichen und stellenweise einfach irrwitzigen Aussagen der verschiedenen Personen nach war die allgemeine Lage des Schiffes mehr als unklar. Sicher war nur, dass ein riesiges Loch dort war, wo es nicht hätte sein sollen und diverse Menschen verletzt oder gar tot waren. Nach einem kurzen Blick in Richtung der Professoren und Techniker, die nicht den Eindruck machten, einen klaren Gedanken zu fassen zu können, sei es aufgrund psychischer Traumata oder nicht auf den ersten Blick erkennbaren Verletzungen, griff sich David kurz entschlossen einen Stuhl und stellte sich darauf.
»Kann mir mal jemand sagen ...«, begann er vorsichtig, um zu bemerken, dass seine Stimme im allgemeinen Stimmengewirr unterging.
»Ruhe, zum Donnerwetter noch mal! Alle halten jetzt die Schnauze und hören mir zu, ist das klar!«, brüllte er nach einer kurzen Pause. Er war kurz davor, in hysterisches Gelächter zu verfallen, konnte ich aber gerade noch beherrschen.
Augenblickliche Stille senkte sich über den Raum. Erstaunt ob der Wirkung seines Ausbruchs blickte David die vor ihm versammelte Menge an, bevor er fortfuhr, ehe sich wieder jemand zu Wort melden konnte.
»Könnte mir mal jemand sagen, wo die übrige ...« Er hielt inne, um seine Worte neu zu formulieren.
»Entschuldigung«, fuhr er schließlich fort. »Ich weiß, meine Wortwahl mag einigen von euch jetzt reichlich taktlos erscheinen, aber kann mir mal jemand sagen, wo sich die übrig gebliebene Schiffsbesatzung
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