Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Schwierigkeiten mit ihrer Familie.«
    Ich stieß ein bitteres Lachen aus. »Dann hast du dich an den Falschen gewandt. Solche Schwierigkeiten habe ich auch. Hör zu, Gaia, meine Familie betrachtet mich als Mörder, Taugenichts und einen rundherum unzuverlässigen Halunken – wozu noch kommt, dass ich, wenn ich denn endlich meine Wohnung betreten kann, meine Tochter baden, das Essen kochen und zwei frisch geschlüpfte Vögel einfangen muss, die überall hinscheißen, uns zwischen die Füße laufen und nach dem Hund picken.«
    Wie auf ein Stichwort kam ein winziger knallgelber Jungvogel mit Schwimmfüßen durch eine der Lücken in der Halbtür geflitzt. Es gelang mir, ihn einzufangen, während ich mich fragte, wo der andere war. Dann packte ich Nux am Halsband, bevor sie sich auf den Vogel stürzen konnte, und schubste sie die Treppe hinunter. Sie kroch sofort wieder rauf, drängte sich an meine Beine und hoffte das Vögelchen doch noch fressen zu können.
    Armreifen klirrten wütend wie Ziegenglocken, als Gaia Laelia mit ihrem kleinen goldbeschuhten Fuß aufstampfte. Sie verlor etwas von ihrer aufgesetzten Reife. »Sie sind garstig! Ich hoffe, Ihr Entchen stirbt!«
    »Das Entchen ist ein Gänschen«, teilte ich ihr kühl mit. »Wenn es groß ist« – falls es mir je gelingen sollte, das Tier so weit so bringen, ohne dass Nux oder Julia es vorher zu Tode erschreckten –, »wird es Rom auf dem Kapitol bewachen. Beleidige ein Geschöpf nicht, das ein lebenslanges heiliges Schicksal hat.«
    »Ach, das ist doch gar nichts«, spottete die wütende kleine Person. »Viele Menschen haben Schicksale …« Sie hielt inne.
    »Und?«, fragte ich geduldig.
    »Das darf ich nicht sagen.«
    Manchmal bringen einen Geheimnisse dazu, den Auftrag anzunehmen. Heute konnten Rätsel mich nicht verführen. Nach dem schrecklichen Nachmittag, den ich hinter mir hatte, war all meine Neugierde tot.
    »Warum haben Sie die überhaupt hier?«, wollte Gaia wissen und deutete mit dem Kopf auf das Gänschen.
    Trotz meiner Niedergeschlagenheit bemühte ich mich stolz zu klingen. »Ich bin der Prokurator des Geflügels für den Senat und die Bürger von Rom.«
    Mein neuer Posten. Ich hatte ihn erst einen Tag. Er war mir immer noch fremd, aber ich wusste bereits, dass er nicht das war, was ich selbst gewählt hätte.
    »Lakai fürs Federvieh«, sagte Helena kichernd hinter der Tür. Sie fand es zum Totlachen.
    Auch Gaia reagierte abschätzig. »Klingt wie ein Titel, den Sie sich ausgedacht haben.«
    »Nein, den hat der Kaiser erfunden, der gewitzte alte Bursche.« Vespasian hatte mich in einer Stellung haben wollen, die wie eine Belohnung aussah, ihn aber kein großes Gehalt kosten würde. Er hatte sich das ausgedacht, während ich in Nordafrika war. Auf seinen Befehl hin war ich die ganze Strecke von Tripolitanien zurückgesegelt, in der begierigen Hoffnung, einen einflussreichen Posten zu bekommen. Stattdessen halste mir der kaiserliche Spaßvogel die Gänse auf. Und ja, ich war auch noch mit den heiligen Hühnern belohnt worden. Das Leben stinkt.
    Gaia, die wusste, wie man sich hartnäckig gebärdet, wollte immer noch eine Erklärung dafür, warum der gelbe Vogel in meinem Haus lebte. »Warum haben Sie den hier?«
    »Nachdem ich meinen ehrenhaften Posten erhalten hatte, Gaia Laelia, eilte ich sofort, um meine Schützlinge zu begutachten. Junos Gänse dürfen ihre Eier auf dem Kapitol nicht selbst ausbrüten – ihre Nachkommen kriegen normalerweise wurmzerfressene Hühner auf irgendeinem Bauernhof als Pflegeeltern. Zwei Gänslein, die das System nicht kannten, waren einfach geschlüpft – und als ich beim Tempel der Juno Moneta eintraf, wollte der Dienst habende Priester ihnen gerade die kleinen heiligen Hälse umdrehen.«
    »Warum?«
    »Jemand hatte sich beschwert. Der Anblick herumflitzender Gänschen hatte einen uralten, pensionierten Flamen Dialis verärgert.« Der Flamen Dialis war der Oberpriester Jupiters, Obermotz des höchsten Gottes in der großen olympischen Triade. Diese Nervensäge, die frisch geschlüpfte Gänschen verabscheute, musste ein humorloser Traditionalist der schlimmsten Sorte sein.
    Vielleicht war er auf der Scheiße ausgerutscht, die die Gänschen in großer Menge produzierten. Man kann sich vorstellen, welche Probleme wir jetzt zu Hause hatten.
    Gaia blinzelte. »Den Flamen darf man nicht verärgern!«, bemerkte sie in etwas seltsamem Ton.
    »Ich werde den Flamen so behandeln, wie er es verdient hat.« Bisher hatte ich

Weitere Kostenlose Bücher