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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zur Strecke. Das Sekretariat, dem wir Bericht erstatten mussten und das nicht ahnte, wie gut wir sein würden, hatte uns einen beträchtlichen Prozentsatz aller von uns nachgewiesenen Steuerhinterziehungen versprochen. Da wir wussten, dass die Zeit für den Zensus begrenzt war, hatten wir wie die Wilden geschuftet. Laeta, unser Kontaktmann, versuchte wie üblich uns übers Ohr zu hauen, aber wir besaßen jetzt eine Schriftrolle, die bestätigte, dass Vespasian sehr angetan war von unserer Arbeit und dass wir reich waren.
    Irgendwie war es Anacrites und mir bis zum Ende unseres Auftrags gelungen, uns nicht gegenseitig abzumurksen. Trotzdem hatte er sich alle Mühe gegeben, ein unrühmliches Ende zu finden. In Tripolitanien war es dem Idioten gelungen, sich in der Arena fast umbringen zu lassen. Als echter Gladiator zu kämpfen, würde ihn zu gesellschaftlichem Abstieg und schwerer Bestrafung verdammen, falls Rom das jemals herausfand. Als er sich von seinen Verwundungen erholt hatte, musste er sich mit der Tatsache abfinden, dass ich sein Leben von jetzt an vollkommen in der Hand hatte.
    Er war schon vor mir im Palast eingetroffen. Sobald ich den hohen, gewölbten Audienzsaal betrat, erblickte ich zu meinem Ärger sein bleiches Gesicht. Bleich war er immer, trug aber Verbände unter den langen Tunikaärmeln, und ich, der ja Bescheid wusste, konnte sehen, dass er sich sehr vorsichtig bewegte. Er hatte immer noch Schmerzen. Das heiterte mich auf.
    Er wusste, dass ich heute eigentlich Maia besuchen wollte. Ob mich der liebe Anacrites über das Treffen wohl im Dunkeln gelassen hätte, wenn mir der Palastbote nicht rechtzeitig begegnet wäre?
    Ich grinste Anacrites an. Er wusste nie, wie er damit umgehen sollte.
    Ich machte keine Anstalten, mich zu ihm zu begeben. Anacrites hatte sich neben Claudius Laeta gehockt, den Stilusschwinger, den wir wegen unseres Honorars ausmanövriert hatten. Nachdem unsere Arbeit für den Zensus jetzt beendet war, wollte Anacrites sich wieder auf seinen alten Posten zurückmogeln. Während des ganzen Treffens wich er nicht von Laetas Seite; dauernd sagten sie sich in gedämpftem Ton kleine Nettigkeiten. In Wirklichkeit trugen sie einen erbitterten Kampf um dieselbe hohe Stellung aus. Außerhalb ihrer jeweiligen Büros, wo sie gegeneinander intrigierten, taten sie so, als wären sie die besten Freunde. Aber wenn sie sich jemals in einer dunklen Gasse begegnen sollten, würde einer von ihnen am nächsten Morgen tot in der Gosse liegen. Nur war in Rom im Allgemeinen alles ziemlich gut beleuchtet, was für sie vielleicht ein Glück war.
    Im Audienzsaal waren zwei gepolsterte Thronsessel für den Kaiser und seinen Sohn Titus aufgestellt worden, die beiden offiziellen Zensoren. Zusätzlich gab es Lehnstühle, was bedeutete, dass Senatoren erwartet wurden, und harte Hocker für das Fußvolk. Schreiber standen entlang der Wände. Die meisten der hier Versammelten waren glatzköpfig und kurzsichtig. Bis Vespasian mit Titus eintrat, der in den Dreißigern war, hoben Anacrites, Laeta und ich uns von den anderen ab, weil wir sogar jünger waren als die an den Wänden aufgereihten Schreiber. Wir befanden uns unter den verbissenen Typen vom Schatzamt des Saturn, eine schrumpelige Mischung aus Priesterlichkeit und Geldeintreibern, die mit hämischer Freude die Steuereinnahmen aus dem Zensus in eisenbeschlagene Kisten im Keller ihres Tempels geschaufelt hatten. Zwischen ihnen drängten sich Abgesandte mit Senatorenstatus, von Vespasian in die Provinzen geschickt, um Steuern von den treu ergebenen Mitgliedern des Imperiums einzutreiben, die so dankbar die römische Herrschaft anerkannt und nur so widerstrebend dafür hatten zahlen wollen.
    Zu einem späteren Zeitpunkt seiner Regierung sollte Vespasian diese Abgesandten offen als seine »Schwämme« bezeichnen, ins Ausland geschickt, um Geld für ihn aufzusaugen, wobei es ihm inoffiziell egal war, welche Methoden sie anwandten. Zweifellos hatten sie ihre natürlichen Neigungen zu Schikanen und Brutalität gegen seinen erklärten Wunsch eingesetzt, als »guter« Kaiser in Erinnerung zu bleiben.
    Ich kannte einen der Abgesandten, Rutilius Gallicus, der die Aufgabe gehabt hatte, einen Grenzstreit zwischen Leptis Magna und Oea zu schlichten. Ich war ihm dort drüben begegnet. Irgendwie war es ihm zwischen unserem ersten Gespräch und seiner Abreise gelungen, seinen Titel hochzusetzen, bis er nicht mehr nur ein bloßer Wüstenlandvermesser war, sondern der

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