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Eine Kiste explodierender Mangos

Eine Kiste explodierender Mangos

Titel: Eine Kiste explodierender Mangos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mohammed Hanif
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amerikanischer Ausbilder, mir beigebracht. Obwohl es beim Silent Drill keine verbalen Befehle gibt, muss die innere Stimme des Kommandierenden auf Lautstärke 5 bleiben. Natürlich darf sie für die Person neben ihm nicht hörbar sein. Ich war noch dabei, meinen stummen Ausdruck zu üben, als die Staffel sich außerhalb der Kantine zu versammeln begann. Ich führte eine rasche Inspektion durch und erwischte einen der Neulinge mit einem Stück French Toast in der Tasche seines Uniformhemds. Ich stopfte ihm den Toast in den Mund und erteilte ihm den Befehl, sich mit Rolle vorwärts fortzubewegen. Dabei hatte er mit dem Marsch der Staffel zum Exerzierplatz Schritt zu halten.
    Ich übergab das Kommando dem Sergeant vom Dienst, der mit den Männern zur Waffenkammer marschierte, um die Gewehre zu holen. Erst als das Silent-Drill-Team nach dem Koranspruch und der Nationalhymne in zwei Reihen Aufstellung genommen hatte, trat der Sergeant vom Dienst an mich heran und fragte, warum Kadett Obaid sich nicht zum Dienst gemeldet habe.
    Er hätte an diesem Tag den Drill anführen sollen. Ich war überrascht, da ich die ganze Zeit angenommen hatte, er befinde sich bei der Staffel, die ich dem Sergeant gerade übergeben hatte.
    â€žHat er sich krank gemeldet?“, fragte er.
    â€žNein, Sergeant“, sagte ich. „Oder wenn doch, weiß ich nichts davon.“
    â€žUnd wer soll es dann wissen?“
    Ich zuckte die Achseln, und noch ehe der Sergeant etwas sagen konnte, kündigte Leutnant Bannon den Beginn der stillen Phase an. Ich muss zu Protokoll geben, dass die meisten unserer Ausbildungsunteroffiziere in der Akademie Leutnant Bannons Bemühungen, ein eigenes Silent-Drill-Team zu schaffen, nicht zu würdigen wissen. Sie lehnen seine Drilltechniken ab. Sie begreifen nicht, dass Zivilisten von nichts mehr beeindruckt werden als von einer Vorführung des lautlosen Drills, und wie viel wir von Leutnant Bannons Erfahrungen als Chefausbilder in Fort Bragg lernen können.
    Nach dem Drill machte ich mich auf den Weg zur Krankenstube, um nachzusehen, ob Kadett Obaid sich krank gemeldet hatte. Er war nicht dort. Als ich herauskam, saß dieser Neuling aus meiner Staffel im Warteraum. Er hatte Stücke von erbrochenem Toast auf seiner Uniform. Er sprang auf, um zu salutieren, aber ich befahl ihm, sitzen zu bleiben und sich nicht noch mehr zu blamieren.
    Da die Vorlesung über Charakterbildung bereits begonnen hatte, ging ich statt in den Hörsaal in meine Stube. Ich bat Onkel Starchy, unseren Wäscher, meinen Säbelgurt zu reparieren, und legte mich eine Weile aufs Bett. Außerdem durchsuchte ich Obaids Bett, seinen Nachttisch und seinen Spind auf Anhaltspunkte für seinen Verbleib. Mir fiel in diesen Bereichen nichts Ungewöhnliches auf. Kadett Obaid gewinnt seit seinem ersten Dienstjahr regelmäßig den Internen Staffelspindwettbewerb der Akademie, und alles war entsprechend den Stubenspindvorschriften geordnet.
    An allen übrigen Unterrichtsstunden an diesem Tag nahm ich teil und wurde als anwesend geführt. In Landeskunde nahmen wir Tadschikistan und das Wiederaufleben des Islam durch.
    Im Islamunterricht wurden wir zum Selbststudium aufgefordert. Unser Lehrer Maulana Hidayatullah war verärgert, weil einige Kadetten beim Betreten des Raums eine schmutzige Fassung von einem volkstümlichen Hochzeitslied gesungen hatten.
    Während des Drills am Nachmittag wurde ich ins Büro des 2. OIC zitiert. Man befahl mir, mich im Eilschritt dort einzufinden, und ich meldete mich in Uniform.
    Der 2. OIC fragte mich, warum ich Kadett Obaid nicht als abwesend vermerkt hätte, als er bei der Morgeninspektion nicht aufgetaucht sei. Ich sagte ihm, dass ich keinen Zählappell vorgenommen hätte.
    Er fragte, ob ich wüsste, wo Obaid sei.
    Ich sagte, ich wisse es nicht.
    Er fragte, wohin ich zwischen der Krankenstube und der Vorlesung zur Charakterbildung verschwunden sei.
    Ich sagte ihm die Wahrheit.
    Er befahl mir, mich im Wachlokal zu melden.
    Als ich im Wachlokal eintraf, forderte mich der wachhabende Kadett vom Dienst auf, in der Zelle zu warten.
    Als ich ihn fragte, ob ich nun in Gewahrsam sei, lachte er und machte einen Witz darüber, dass die Matratze in der Zelle zu viele Löcher habe. Der genaue Wortlaut kann in dieser Aussage nicht wiedergeben werden.
    Ein halbe Stunde später traf der 2. OIC ein und teilte mir mit, ich stünde unter strengem Arrest

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