Eine kostbare Affäre: Roman (German Edition)
noch einen zweiten Bissen genommen hatte, kam ihr plötzlich ein Gedanke.
»Ich muss Emma anrufen«, sagte sie, entsetzt darüber, dass ihr das nicht früher eingefallen war. »Sie wird sich Sorgen machen, wenn ich nicht nach Hause komme!«
»Bestimmt nicht. Du bist schließlich erwachsen.«
»Ich kann spät nach Hause kommen, aber ich kann unmöglich gar nicht nach Hause kommen, ohne ihr Bescheid zu geben. Wo ist mein Handy?«
»Benutz das Hoteltelefon.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nicht an ihre Telefonnummer erinnern. Würdest du so lieb sein, mir meine Handtasche zu geben?«
Sie beobachtete, wie er sich vorbeugte, und sah das Spiel der Muskeln in seinen Schultern. Wenn sie in ein wirklich warmes Land zogen, beschloss sie, würde sie nie wieder Kleider anziehen müssen. Aber vielleicht wäre es in gewisser Weise erregender, wenn all diese männliche Schönheit die meiste Zeit über bedeckt war.
Sie nahm ihr Handy entgegen und setzte sich wieder auf das Bett, bevor sie die entsprechenden Tasten drückte. Dann zog sie das Laken ein wenig höher, um sich teilweise zu bedecken. Wenn er sie nicht ganz nackt sehen konnte, war das vielleicht verlockender. Schließlich hatte er die Mühe und die Peinlichkeit auf sich genommen, die Kondome zu bestellen, und es wäre eine schreckliche Verschwendung, sie nicht zu benutzen.
Emma sorgte sich tatsächlich bereits. »Hast du in der Galerie jemand Nettes kennen gelernt und bist noch auf einen Drink ausgegangen?« Der Optimismus in ihrer Stimme tat beinahe weh.
»Nein. Ich bin in einem Hotel.«
»Schätzchen! Warum? Du musst sofort auschecken und nach Hause kommen.«
»Ich habe aber nichts an.«
»Was! Dann schwing dich in deine Kleider! Hast du gerade gebadet? Wenn du irgendetwas durcheinander gebracht hast, wirst du wohl etwas bezahlen müssen.«
»Ich habe allerdings etwas durcheinander gebracht.« Flora besah sich das Chaos, das im Zimmer herrschte. Kleider, Bettdecken und jetzt auch noch Essteller. Die Schachtel mit Sicherheitsnadeln hatte sich geöffnet, und ihr Inhalt lag nun überall auf dem Teppich verteilt. »Außerdem habe ich nicht die Absicht, mich anzuziehen.« Sie warf Charles einen Blick zu, der ihn veranlasste, zu ihr zu kommen und sich auf das Bett zu setzen. Er strich ihr verführerisch mit dem Finger über eine Brustwarze. »Lass das! Emma? Tut mir leid. Du wirst inzwischen vielleicht erraten haben, dass ich nicht allein bin.« Gegen ihren Willen kicherte sie.
Am anderen Ende der Leitung folgte ein hörbares Schweigen. »Flora, ich weiß, dass du im Augenblick sehr unglücklich bist, aber glaubst du, dass du dich nach einem One-Night-Stand besser fühlen wirst? Wie willst du morgen Früh in den Spiegel schauen?«
Flora fand, dass es an der Zeit war, die Freundin von ihrem Elend zu erlösen. »Es ist in Ordnung, ich bin mit Charles hier.« Dann hielt sie das Telefon um Armeslänge von sich weg, als Emma durch die Leitung kreischte.
»Oh, mein Gott! Wie romantisch!«
»Das ist es wohl. Aber ich kann jetzt natürlich nicht lange sprechen ...«
»Ich will alles wissen, sobald du wieder hier bist. Oh, das ist so zauberhaft! Dann mache ich jetzt wohl besser Schluss«, gurrte sie und hatte im nächsten Moment schon aufgelegt.
Charles hielt ihr eine heiße, dick geschnittene Pommes frites hin. Flora öffnete den Mund und schloss die Augen. Es schmeckte köstlich. Er fütterte sie weiter mit Pommes frites, bis sie die Augen wieder aufschlug. »Kann ich jetzt den Nachtisch haben?«
Flora hatte sich große Mühe mit ihrem Aussehen gegeben. Sie hatte ihre gesamte Unterwäsche am Abend zuvor ausgewaschen und die Notfallausrüstung aus ihrer Handtasche benutzt, um sich zu schminken. Allerdings hatte sie sich die Sicherheitsnadel gespart, die ihr Dekolletee am Vortag auf ein diskretes Minimum beschränkt hatte, und ihr Haar war ein wenig wirr. Sie hatte es zwar gewaschen (versehentlich, als sie in der Dusche gewesen waren) und dank des Hotels auch eine Spülung angewendet, aber die Utensilien, die sie normalerweise benutzte, um ihr Haar zu zähmen, hatte sie natürlich nicht zur Hand gehabt. Trotzdem fand sie, dass ihr Bemühen um Respektabilität durchaus erfolgreich gewesen war.
Charles, der das Hemd vom Vortag trug und eine sehr zufriedene Miene zur Schau stellte, stand ohne jede Verlegenheit an der Rezeption.
»Bitte sehr, Mr. Stanza«, sagte die Hotelangestellte, als sie ihm die Rechnung reichte. »Wir hoffen, Sie hatten einen
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