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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Ihre Augen wurden dunkel, er
konnte zusehen, wie der Ärger in ihr hochstieg. „Und warum nicht?“
    „Ich hielt es nicht für klug, meine Frage in eine Bleitafel
zu ritzen und sie in einen Kessel zu werfen, wo jeder sie lesen kann.“
    „Du kannst vor deiner Bestimmung nicht davonlaufen.“
    „Das werde ich nicht“, erwiderte er abweisend. „Ich weiß
auch so, wo meine Bestimmung liegt.“
    „Nein, das weißt du nicht“, sagte sie. „Aber noch gibt es
für dich eine Möglichkeit, es zu erfahren. Ich weiß, du wirst nicht wieder nach
Dodona zurückkehren, doch es existiert noch anderes Orakel des Zeus. Du kennst
die Geschichte von den beiden Tauben?“
    Er nickte.
    „Zwei schwarze Tauben flogen auf im hunderttorigen Theben.
Die eine flog nach Dodona, die andere in die libysche Wüste. Sie ließ sich in
einer Oase nieder, und seit dieser Zeit befindet sich dort das Orakel des Zeus
Ammon. Versprich mir, dass du es aufsuchst, wenn du nach Ägypten kommst.“
    „Mutter“, begann er, „wie kommst du darauf, dass ich jemals
nach Ägypten komme?“
    „Es ist Teil deiner Bestimmung“, sagte sie mit dem
irrationalen Eigensinn, der für sie so typisch war. „Versprich mir, dass du es
tun wirst.“
    Widerwillig sagte er: „Ich verspreche es.“
    Olympias stand auf. „Niemand kann seiner Bestimmung entkommen.“
    Aigai platzte allmählich aus allen Nähten. Nicht nur der Hof
versammelte sich in der alten Königsstadt, auch aus dem Süden trafen immer mehr
Gesandtschaften und andere Gäste ein, und es wimmelte zudem von Schauspielern
und Sängern, Flöten- und Kithara-Spielern und allen möglichen anderen
Künstlern. Philipp wollte der griechischen Welt den Glanz seines Hofes vor
Augen führen – und sich selbst als ebenso bedeutende wie liebenswürdige
Führungspersönlichkeit präsentieren, als würdigen Hegemon und Vorkämpfer der
griechischen Freiheit. Abends fanden rauschende Symposien statt, auf denen
Philipp die neuesten Nachrichten aus Asien bekannt geben ließ. Parmenion und
Attalos waren inzwischen bis nach Ephesos vorgestoßen, wo die Bevölkerung
sogleich einen Umsturz gemacht und die perserfreundliche Regierung davongejagt
hatte. In dem berühmten Tempel der Artemis dort sollte eine Statue Philipps
aufgestellt werden. (In Olympia allerdings hatten Unbekannte mehrfach das fast
fertig gestellte Philippeion mit antimakedonischen Schmierereien verunziert.
Philipp hatte Wachen aufstellen lassen, damit sich derartige Vorfälle nicht
wiederholten.)
    Es war noch früh am Abend, als Alexander und Hephaistion das
Symposion zu Ehren der athenischen Gesandtschaft verließen und in die Ställe
gingen. Alexander wollte nach Bukephalos sehen; vor lauter offiziellen Verpflichtungen
kam er kaum dazu, sich um ihn zu kümmern, und das Pferd fühlte sich gelangweilt
und vernachlässigt. Als er den Stall betrat, wieherte es freudig und tänzelte
aufgeregt in seiner Box. Alexander streichelte seine Mähne, als Peritas
knurrend in Alarmstellung ging. Hephaistion zog seinen Dolch.
    „Ruhig, Peritas!“ Alexander tätschelte den Hund. Der hintere
Teil des Stalles lag in Dunkelheit, doch Peritas irrte sich nicht, dort hinten
lauerte etwas. Alexander zog ebenfalls seinen Dolch und griff nach dem Henkel
seiner bronzenen Lampe.
    „Lass mich nachsehen“, sagte Hephaistion.
    „Kommt nicht näher.“ Eine Stimme aus der Dunkelheit.
    Sie blieben stehen und versuchten, die Situation einzuschätzen.
Die Stimme war von unten gekommen. Alexander bückte sich und sah in eine der
Boxen. Sie war von einem nervösen Fuchs belegt. Hinten im Schatten konnte er
durch die Beine des Pferdes hindurch die Umrisse einer Gestalt erkennen. Sie
saß auf dem Boden, den Rücken gegen die Wand gelehnt.
    „Ich bin ein Soldat aus der Taxis des Meleagros“, sagte sie.
„Meinen Namen möchte ich für mich behalten und nur sagen, dass ich aus
Lynkestis komme. Meine Tante hat ein Gasthaus in der Nähe von Herakleia. Ich
soll dir Grüße von ihr ausrichten.“
    Alexander stellte die Lampe ab und kauerte sich auf den Boden.
Den Dolch behielt er vorsichtshalber in der Hand. Peritas bezog in Lauerhaltung
neben ihm Position, die spitzen Ohren aufmerksam nach vorn gerichtet. „Hat
deine Tante ein Nachricht für mich?“
    „Vor nicht langer Zeit, sagt meine Tante, sind Fremde bei
ihr abgestiegen. Sie sprachen mit einem eigenartigen Akzent.“
    Alexander überlegte einen Augenblick. „Perser?“
    „Keine Perser“, sagte die Gestalt, „Griechen, aber mit

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