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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Achseln. „Sie nutzt jede Gelegenheit,
um sich bei offiziellen Anlässen in Szene zu setzen.“
    „Riskant, in ihrem Zustand sich noch eine so beschwerliche
Reise zuzumuten. Vielleicht bekommt sie ja doch noch eine Fehlgeburt“, meinte
Olympias hoffnungsvoll.
    „Sie nennt sich jetzt Eurydika und beansprucht den Vortritt
vor den anderen Frauen des Königs. Zum Beispiel sitzt sie auf einem Sessel,
wenn die anderen stehen. Jemand müsste sie in die Schranken weisen, aber weder
Meda noch Philinna ist ihr gewachsen.“
    Olympias machte eine wegwerfende Handbewegung. „Natürlich
nicht! Eine billige Tänzerin wie Philinna hat nicht das Zeug zur Königin, und
Meda war schon immer eine Gans. Schade, dass Audata tot ist. Das ist typisch
für sie: Jahrelang behelligt sie uns mit ihrer unerwünschten Anwesenheit, und
jetzt, wo man sie zur Abwechslung einmal brauchen könnte, stirbt sie einfach.“
    „Du bist die Einzige, die es mit Kleopatra aufnehmen kann“,
versicherte Kleopatra. Sie lächelte Alexander mit Verschwörerblick zu.
„Außerdem könntest du Alexander in Pella besser unterstützen als von Dodona
aus. Es würde seine Stellung als Thronfolger stärken, wenn seine Mutter am Hof
ihren rechtmäßigen Platz als Königin wieder einnehmen würde.“
    „Hm. Vielleicht hast du recht. Lass uns bitte allein. Dein
Bruder und ich haben Wichtiges zu besprechen.“
    „Aber natürlich“, säuselte Kleopatra überraschend verständnisvoll.
Sie schenkte beiden ein strahlendes Lächeln, ehe sie durch die Tür verschwand.
    Sobald sie fort war, sagte Olympias: „Wenn Philipp mit allem
Pomp die Hochzeit meiner Tochter feiert, dann muss er auch mir mein Recht als
Brautmutter zugestehen – und dich gleichzeitig als unseren gemeinsamen Sohn
anerkennen. Diese Hochzeit wird deine Position stärken. Philipp hat sich selbst
ausmanövriert.“
    „Ich glaube eher, er will sich uns warmhalten für den Fall,
dass Kleopatra doch keinen Sohn bekommt.“
    „Du glaubst jetzt also auch endlich, dass er dich nicht als
seinen Erben akzeptiert?“
    Alexander stellte seinen Weinbecher ab. „Ich weiß es nicht.
Er ist in letzter Zeit so widersprüchlich. Einerseits hat er mir versichert,
dass er mich nach wie vor als seinen Erben betrachtet, und er lässt zu, dass
ich in der Öffentlichkeit als Kronprinz auftrete. Andererseits bespricht er
nichts mehr mit mir, er hält mich von allen wichtigen Entscheidungen fern und
zieht mich nicht ins Vertrauen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.“
    „Im Augenblick hängt alles davon ab, ob Kleopatra einen Sohn
bekommt. Wer ist alles auf unserer Seite?“
    „Antipatros auf jeden Fall.“
    „Der schleimige Heuchler!“
    „Parmenion ist jetzt Attalos’ Schwiegervater, aber vor
seinem Aufbruch nach Asien hat er mir seine Unterstützung zugesichert, was
immer das wert sein mag.“
    Gemeinsam gingen sie die Namen der wichtigsten Offiziere,
Würdenträger und Clanchefs durch und diskutierten, wer auf welcher Seite stand.
Alexander war aufgestanden und hatte begonnen, hin und her zu wandern, während
er die Lage analysierte. „Die Tiefländer sind eher für Attalos, weil er einer
von ihnen ist, ebenso alle, die mit der Entwicklung der letzten Jahre nicht
einverstanden sind. Viele Alteingesessene finden, dass Philipp zu viele
Ausländer an den Hof geholt hat. Die Hochländer dagegen sind für uns, Orestis,
Tymphaia, Elimeia ... Mit Ausnahme von Lynkestis – Arrhabaios und Heromenes
traue ich nicht über den Weg. Ihr Bruder Alexander dagegen ist Antipatros’
Schwiegersohn und damit auf unserer Seite.“
    Olympias wartete geduldig, bis er mit seiner Analyse zu Ende
war. „Da gibt es noch etwas, worüber ich mit dir sprechen muss. Du bist damals
so schnell nach Illyrien aufgebrochen, dass ich dich nicht mehr fragen konnte,
welche Antwort dir das Orakel gegeben hat.“
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. Da er keine Anstalten
machte, es zu brechen, fuhr sie fort: „Es war richtig, dass du mir nichts
darüber geschrieben hast. Zu riskant, falls der Brief in die falschen Hände
geraten wäre. Aber nun kannst du es mir sagen. Was hat Zeus geantwortet?“
    Alexander setzte sich wieder. „Ich habe das Orakel nicht befragt.“
    Olympias runzelte die Stirn. „Aber du warst doch dort! Am
Tag bevor du nach Illyrien aufgebrochen bist.“
    „Ich habe keine Frage gestellt.“
    Jetzt war es Olympias, die schwieg. Sie presste die Lippen zusammen
und starrte ihn unter zusammengezogenen Brauen an.

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