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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Lachen.
    Am Schluss der Unterredung fragte Alexander: „Was mich interessieren
würde: Wissen eure Leute, wie viele Dareiken die Lynkesten bekommen haben?“
    „Aber sicher. Es waren genau viertausendfünfhundert.“
    „Komische Zahl.“
    „Hat uns auch gewundert. Auf jeden Fall hat sich der Großkönig
ganz schön in Unkosten gestürzt.“
    Mitten in den Trubel platzte die Nachricht, dass Kleopatra
ihr Kind zur Welt gebracht hatte. Es war ein Mädchen und erhielt den Namen
Europa. Sobald er die Neuigkeit erfuhr, suchte Alexander seine Mutter auf. Als
er die Hand hob, um an ihre Tür zu klopfen, öffnete sie sich, und Pausanias
trat heraus. Er wirkte in sich gekehrt und verschlossen wie immer, doch als er
Alexander erkannte, rang er sich einen höflichen Gruß sowie die Andeutung eines
Lächelns ab. Alexander starrte ihm nach, zu überrascht, um den Gruß zu erwidern.
    „Was wollte er hier?“, fragte er seine Mutter.
    „Seiner Königin die Ehre erweisen, die ihr zusteht. Es gibt
einige, die das tatsächlich noch tun, und jetzt, wo Kleopatra nur ein Mädchen
zustande gebracht hat, werden es wieder mehr werden.“
    Olympias wirkte gut gelaunt und selbstzufrieden, ganz wie er
erwartet hatte. Entspannt saß sie auf dem Lehnstuhl, auf dem sie Pausanias
empfangen hatte. Sie trug einen Chiton in leuchtendem Rot und so viel Schmuck,
als nehme sie an einem Staatsakt teil. Trotz des Glanzes, den sie verbreitete,
lief Alexander ein Schauder über den Rücken, wenn er an Pausanias dachte.
    „Worüber hast du mit ihm gesprochen?“
    „Über nichts Besonderes“, erklärte sie lapidar. „Er ist
gekommen, hat mir seine Reverenz erwiesen und ist wieder gegangen. Es gibt
nicht viele Themen, über die ich mich mit einem Soldaten unterhalten könnte.“
    „Hat er etwas über Philipp gesagt?“
    „Nein. Aber von dir hat er eine hohe Meinung, wusstest du
das?“ Sie lächelte, doch es wirkte nicht aufrichtig.
    „Ich dachte, du hast nicht mit ihm gesprochen?“
    Das Lächeln verschwand. „Warum bist du so patzig? Freust du
dich nicht, dass es nur ein Mädchen geworden ist? Ich werde gleich morgen früh
am Tempel der Göttermutter ein Dankopfer darbringen.“
    „Es wäre besser, wenn du das lässt. Es wäre geschmacklos.“
    „Das ist mir egal.“
    „Mir aber nicht, und es würde auch auf mich zurückfallen.
Außerdem haben wir so einen billigen Triumph nicht nötig.“
    „Billiger Triumph?“ Olympias stand auf und warf ihren
Schleier so heftig nach hinten, dass ihr Kopfschmuck klirrte. „Seit Philipp
dieses Flittchen in sein Haus gebracht hat, wurde ich ständig gedemütigt! Ich
musste in Schimpf und Schande mein Heim verlassen, mein Sohn wurde ins Exil bei
den Barbaren getrieben, während Attalos und seine Nichte mit Ehrungen überhäuft
wurden. Und jetzt, wo das Flittchen versagt hat, warum sollten wir da unseren
Triumph nicht auskosten?“
    Alexander schluckte seinen Ärger über ihre Verdrehungen und
Halbwahrheiten hinunter; nichts von dem, was sie sagte, stimmte wirklich, aber
er wusste, dass es keinen Sinn hatte, darüber zu streiten. Stattdessen sagte
er: „Ich bin gekommen, um mich mit dir zu freuen. Wir haben gewonnen. Kannst du
es nicht dabei belassen?“
    „Gewonnen?“ Ihre Stimme klang beißend. „Täusche dich nicht –
wir haben eine Atempause erhalten, mehr nicht. Schon in den nächsten Monaten
kann Kleopatra wieder schwanger werden. Und wenn nicht sie, dann eben eine
andere.“ Der Zynismus schwand aus ihrer Stimme, so schnell, wie er gekommen
war. Sie sah nun weder triumphierend noch wütend aus, sondern erschöpft und
bedrückt. „Es wird niemals aufhören. Nicht, solange Philipp lebt.“

11
    Als die Hochzeit von Kleopatra und Alexander, dem König der
Molosser, gefeiert wurde, waren alle Säle des Palasts bis zum Bersten mit
Gästen gefüllt. Philipp hatte weder Mühe noch Kosten gescheut, um sich als
vollendeten Gastgeber zu präsentieren, als Mann von kultiviertem Geschmack,
dessen Umgangsformen über jede Kritik erhaben waren. Der Wein floss in Strömen,
war aber reichlich mit Wasser verdünnt, wie es im Süden üblich war.
Hochkarätige Künstler sorgten für Unterhaltung, Tanzeinlagen und akrobatische
Darbietungen hielten sich im Rahmen des Geschmackvollen.
    Der berühmte Tragöde Neoptolemos trat in die Mitte des Saals
und kündigte einige Verse aus dem Pha ё ton des Aischylos an.
Sofort kehrte erwartungsvolle Stille ein. Der Schauspieler ordnete die Falten
seines Himations, stellte sich

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