Eine Krone für Alexander (German Edition)
einem
Akzent, als ob sie von weither kamen. Sie hatten eine eisenbeschlagene Truhe
bei sich, deren Inhalt verdächtig klirrte. Meine Tante ist eine wissbegierige
Frau. Sie fand einen Weg nachzusehen, was sich in der der Kiste befand. Sie hat
das hier gefunden.“
Der Mann warf Alexander zielsicher einen kleinen Gegenstand
zu, der neben ihm im Stroh landete. Er hob ihn auf. Selbst im schwachen Schein
der Lampe glänzte er golden.
„Ein Dareikos“, sagte Alexander und betrachtete die Goldmünze.
Die Vorderseite zeigte ein Bild des Großkönigs mit Bogen und Speer. Der Fuchs
war durch die Bewegung aufgeschreckt geworden und tänzelte hin und her.
Alexander blickte zwischen seinen Beinen hindurch. „Der war sicher nicht
allein.“
Der Mann lachte. „Nein, er hatte eine ganze Reihe von Brüdern.“
„Wie viele Brüder?“
„Meine Tante schätzt, so etwa fünftausend.“
Alexander pfiff durch die Zähne.
Der Mann fuhr fort: „In der Nacht kamen andere Männer, die
offenbar keinen Wert darauf legten, gesehen zu werden. Meine Tante hat einen
davon trotzdem erkannt. Es war Arrhabaios, Sohn des A ё ropos.“
„Ist deine Tante sicher, dass er es war?“
„Ja. Sie hat ihn schon oft gesehen.“
„Hat sie sonst noch jemanden erkannt?“
Der Mann schien eine verneinende Kopfbewegung zu machen,
soweit man das im Schatten feststellen konnte. „Als die Fremden am nächsten Tag
wieder abreisten, hatten sie die Kiste nicht mehr bei sich. Lynkestis ist kein
Königreich mehr, doch die Söhne des A ё ropos sind
immer noch die Führer unseres Stammes. Deshalb will ich meinen Namen nicht
nennen. Aber meine Tante fand, du solltest Bescheid wissen.“
„Ich verstehe.“ Alexander starrte auf die Goldmünze in
seiner Hand, dann holte er aus, um sie zurückzuwerfen.
„Du kannst sie behalten, als Beweisstück.“
„Richte deiner Tante aus, dass ich ihr zu Dank verpflichtet
bin. Wenn du ein wenig wartest, gehe ich und hole eine Belohnung für sie.“
„Das ist nicht nötig“, sagte der Mann, und obwohl Alexander
sein Gesicht nicht erkennen konnte, hatte er den Eindruck, dass er grinste.
„Meine Tante ist eine arme Witwe, die sehen muss, wie sie sich durchs Leben
schlägt. Sie hat sich bereits selbst belohnt, wenn du verstehst, was ich meine.“
Alexander grinste ebenfalls. Dank der Großzügigkeit des
Großkönigs gab es in Lynkestis nun eine arme Witwe weniger.
Als er Antipatros von der Sache in Kenntnis setzte, winkte
dieser gelangweilt ab. „Wissen wir alles schon. Wir lassen die Lynkesten seit
Monaten überwachen. Natürlich ist unseren Leuten die Ankunft der persischen
Agenten nicht entgangen. Wir wissen, dass nicht nur Arrhabaios tief drinsteckt,
sondern auch Heromenes.“
„Mir sagt man wohl gar nichts mehr“, beklagte sich Alexander.
„Immerhin war ich es, der euch auf die Lynkesten aufmerksam gemacht hat. Ich
habe von Anfang an gesagt, dass ihnen nicht zu trauen ist.“
„Reg dich nicht auf. Wir haben die Sache im Griff.“
„Was ist mit dem dritten Bruder, mit Alexander?“
„Er hat nichts damit zu tun.“
„Oder er ist schlauer als die beiden anderen.“
„Ich bin sicher, er weiß von nichts.“
„Du bist sein Schwiegervater, da musst du das sagen.“
Gelassen erwiderte Antipatros: „Ich gebe zu, dass ich nur ungern
Ärger in der Familie riskiere. Aber wenn es um Hochverrat geht, würde ich
darauf keine Rücksicht nehmen. Ich kenne meinen Schwiegersohn, und ich lege
meine Hand dafür ins Feuer, dass er nicht mit drinhängt.“
„Wenn du meinst“, gab Alexander nach. „Was könnten Arrhabaios
und Heromenes zu gewinnen haben, indem sie mit den Persern gemeinsame Sache
machen?“
Antipatros zuckte die Achseln. „Dass Lynkestis wieder ein
selbstständiges Königreich wird? Keine Ahnung. Meiner Erfahrung nach brauchen
die Menschen keinen einleuchtenden Grund, um sich in dubiose Machenschaften zu
verstricken. Die Lynkesten sind da nicht die Einzigen. In ganz Griechenland
sind persische Agenten unterwegs. Sie verteilen großzügig Geld und
Versprechungen und hetzen unsere Verbündeten gegen uns auf.“
„Auch in Athen?“
„Rate doch mal.“
Am Abend zuvor hatte die athenische Gesandtschaft dem König
einen goldenen Kranz überreicht und ihn der tief empfundenen Freundschaft ihrer
Stadt versichert. Wer immer gegen Philipp konspiriere, werde an ihn
ausgeliefert, sobald man in Athen seiner habhaft werde. Alexander und
Antipatros hatten sich später gemeinsam ausgeschüttet vor
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