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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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sieht man meist nur den König auf der Jagd und den König, vor
dem gefesselte Gefangene knien, dann Streitwagen, die fremde Völker vor sich
hertreiben, und Krieger, die gegen Burgen kämpfen. Die Könige schauen finster
drein, haben lange schwarze Lockenbärte und lange geringelte Haare. So sieht
man sie manchmal auch den Göttern opfern, dem Sonnengott Baal und der
Mondgöttin Ischtar oder Astarte.
    Denn die Babylonier und die Assyrer haben zu Sonne, Mond und Sternen
als zu ihren Göttern gebetet. In den klaren, warmen Nächten haben sie jahrelang
und jahrhundertelang den Lauf der Sterne beobachtet. Und weil es klare und
kluge Menschen waren, haben sie bemerkt, wie regelmäßig die Sterne kreisen.
Die, die am Himmelsgewölbe scheinbar feststehen und jede Nacht wieder an der
gleichen Stelle sind, haben sie bald erkannt. Sie haben den Figuren am
Sternenhimmel Namen gegeben, so wie wir heute vom »Großen Bären« sprechen. Mehr
noch aber haben sie sich mit den Sternen beschäftigt, die sich am
Himmelsgewölbe bewegen und einmal in der Nähe des »Großen Bären« sind und
einmal zum Beispiel bei der »Waage«. Damals hat man geglaubt, dass die Erde
eine feste Scheibe sei und der Sternenhimmel eine Art Hohlkugel, die sich wie
eine Schale über der Erde wölbt und sich täglich einmal herumdreht. Da musste
man sich besonders wundern, dass nicht alle Sterne auf dieser Himmelsschale
feststehen, dass manche sozusagen nur locker daraufsitzen und herumlaufen
können.
    Heute wissen wir, dass es die Sterne sind, die sich gemeinsam mit
der Erde um die Sonne bewegen. Man nennt sie Planeten. Das konnten aber die
alten Babylonier und Assyrer unmöglich wissen, darum haben sie geglaubt, dass
irgendeine geheimnisvolle Zauberei dahinterstecke. Sie gaben diesen Sternen
eigene Namen und hielten immer genau nach ihnen Ausschau. Sie haben nämlich
gemeint, dass die Sterne mächtige Wesen seien und dass ihre Stellung etwas für
das Schicksal der Menschen bedeute. Darum wollten sie aus der Stellung dieser
Sterne die Zukunft voraussagen. Dieser Glaube heißt Sterndeuterei oder mit
einem griechischen Wort Astrologie.
    Von manchen Planeten glaubte man, dass sie Glück, von manchen, dass
sie Unglück brächten. Der Mars bedeutete Krieg, die Venus Liebe. Jedem
Planetengott hat man einen Tag geweiht. Und weil es mit der Sonne und dem Mond
gerade sieben waren, ist daraus unsere Woche entstanden. Sonn-Tag und Mond-Tag
sagen wir auch heute noch. Die fünf damals bekannten Planeten heißen Mars,
Merkur, Jupiter, Venus, Saturn. In unseren deutschen Wochentagen erkennst du
diese Planetennamen nicht mehr, aber in vielen anderen Sprachen, die man heute
noch spricht. Schau dir die französischen Wochentage an. Die heißen: mar-di (von Mars), merc-redi (von
Merkur), jeu-di (von Jupiter), ven-dredi (von Venus). Bei Samstag schau dir das Englische an. Dort
heißt der Saturntag Satur-day .Im
Deutschen ist es darum etwas verwickelter, weil man die griechisch-römischen
Götternamen durch möglichst entsprechende altdeutsche ersetzt hat. So kommt
Dienstag (mar[s]-di) vielleicht von Zius-Tag, denn
Ziu war der altdeutsche Kriegsgott; ebenso Donnerstag (jeu-di) von Donar, dem altdeutschen Gott, der ähnlich verehrt wurde wie Jupiter.
Hättest du geglaubt, dass unsere Wochentage eine so ehrwürdige und merkwürdige,
viele Jahrtausende alte Geschichte haben?
    Um ihren Sternen näher zu sein und auch um sie in dem dunstigen Land
besser sehen zu können, haben die Babylonier, und schon früher die Sumerer,
merkwürdige Bauten errichtet. Große, breite Türme, die in einigen Terrassen
übereinander mächtig aufgeschichtet waren. Mit gewaltigen Stützmauern und hohen
Stiegen. Erst ganz hoch oben war der Tempel für den Mond oder die Planeten. Von
weither kamen die Leute, um sich von dem Priester aus den Sternen ihr Schicksal
weissagen zu lassen, und brachten kostbare Opfergaben. Noch heute ragen in den
Ebenen des heutigen Irak diese Stufentürme verfallen aus den Schutthaufen
heraus, und man findet die Inschriften, in denen die Könige erzählen, wie sie
sie errichtet oder ausgebessert haben. Du musst bedenken, dass die ersten
Könige in dieser Gegend vielleicht 3000 vor Christus gelebt haben und die
letzten ungefähr 550 vor Christus.
    Der letzte ganz mächtige babylonische König war Nebukadnezar. Er
lebte um 600 vor Christus. Seine Kriegszüge haben ihn berühmt gemacht. Er hat
mit Ägypten gekämpft und viele Völker als Sklaven nach Babylon geführt. Aber
seine

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