Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
Vom Netzwerk:
größten Taten waren in Wirklichkeit nicht seine Kriegszüge, sondern die
gewaltigen Kanäle und Wasserbehälter, die er anlegen ließ, um das Land fruchtbar
zu machen. Erst seitdem diese Kanäle verschüttet und die Wasserbehälter
verschlammt sind, ist das Land zu der wüsten, sumpfigen Ebene geworden, aus der
man manchmal Hügel von Schutt aufragen sieht.
    Und wenn wir uns freuen, dass die Woche zu Ende geht und dass wieder
der Sonn-Tag kommt, dann denken wir manchmal an diese Schutthaufen in dem
heißen Sumpfland und an die strengen Könige mit den langen schwarzen Bärten.
Denn wir wissen jetzt, wie das alles zusammenhängt.

Vom einzigen Gott
    Zwischen Ägypten und Mesopotamien liegt ein Land mit tiefen
Tälern und großen Weideplätzen. Dort haben viele Jahrtausende lang Hirtenvölker
ihre Herden gehütet, haben Wein gepflanzt und Getreide und des Abends Lieder
gesungen – wie die Leute auf dem Land es eben tun. Gerade weil das Land
zwischen Ägypten und Babylonien lag, ist es einmal von den Ägyptern erobert und
beherrscht worden, dann wieder von den Babyloniern, und die Völker, die dort
gewohnt haben, wurden dorthin und dahin geschleppt. Sie bauten sich auch Städte
und Burgen, aber sie waren nicht mächtig genug, den gewaltigen Heeren ihrer
Nachbarn zu widerstehen.
    »Das ist traurig«, wirst du sagen, »aber das ist doch noch nicht
Geschichte. Solche kleinen Völkerschaften muss es doch unzählig viele gegeben
haben.« Da hast du recht. Aber etwas Besonderes hatte dieses Volk doch; dadurch
ist es nicht nur Geschichte geworden, sondern hat auch, so klein und machtlos
es war, selbst Geschichte gemacht, das heißt, es hat die Geschicke und Schicksale
aller künftigen Geschichte mitbestimmt. Dieses Besondere war seine Religion.
    Alle anderen Völker haben zu vielen Göttern gebetet. Du erinnerst
dich an Isis und Osiris, an Baal und Astarte. Diese Hirten aber haben nur zu
einem Gott gebetet. Zu ihrem Gott, von dem sie glaubten,
dass er sie besonders schütze und leite. Und wenn sie am Abend am Lagerfeuer
von ihren Taten und Kämpfen gesungen haben, so haben sie damit von seinen Taten und seinen Kämpfen
gesungen. Ihr Gott, so haben sie gesungen, ist
stärker und erhabener als alle die vielen Götter der Heiden. Ja – so hat es im
Laufe der Zeiten in den Liedern geheißen –, er ist überhaupt der einzige. Der
einzige Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat und Sonne und Mond, Wasser und
Land, Pflanzen und Tiere wie auch den Menschen. Er, der furchtbar zürnen kann
im Gewitter, aber der schließlich sein Volk nicht verlassen wird, wenn die
Ägypter es bedrängen und die Babylonier es verschleppen. Denn das war ihr
Glaube und ihr Stolz, dass sie sein Volk sind und er ihr Gott.
    Vielleicht hast du schon erraten, wer dieses merkwürdige, machtlose
Hirtenvolk gewesen ist. Es waren die Juden. Die Lieder, die sie von ihren Taten
sangen, die die Taten ihres Gottes sind – das ist das Alte Testament in der
Bibel.
    Wenn du die Bibel einmal richtig lesen wirst – aber damit kannst du noch
ein bisschen warten –, wirst du darin aus der alten Zeit so viel und so lebendig
erzählt finden wie fast nirgends sonst. Manches aus der biblischen Geschichte wirst
du dir vielleicht jetzt schon besser vorstellen können als vorher. Du kennst die
Geschichte von Abraham. Erinnerst du dich noch, von wo er gekommen ist? Das steht
im 1. Buch Mosis, im 11. Kapitel: aus Ur in Chaldäa. Ur – das war doch der Schutthaufen
beim Persischen Golf, wo man in den letzten Jahren so viele ganz alte Sachen ausgegraben
hat, Harfen und Spielbretter, Waffen und Schmuck. Abraham hat aber nicht in der
ganz frühen Zeit dort gelebt, sondern wahrscheinlich in der Zeit von Hammurabi,
dem großen Gesetzgeber. Das war – aber das weißt du noch! – um 1700 vor Christi
Geburt. Manche von den strengen und gerechten Gesetzen des Hammurabi findet man
auch in der Bibel wieder.
    Aber das ist nicht das Einzige, was die Bibel vom alten Babylonien
erzählt. Du erinnerst dich bestimmt an die Geschichte vom Turm zu Babel, in der
die Einwohner einer großen Stadt einen Turm bauen, der bis in den Himmel
reicht, um auf gleicher Höhe mit Gott zu sein? Dann bestraft Gott die Menschen
in der Geschichte, indem er sie alle eine andere Sprache sprechen lässt, sodass
sie einander nicht mehr verstehen können. Babel ist Babylon. Und die Geschichte
kannst du dir jetzt auch besser vorstellen. Du weißt ja, dass die Babylonier
wirklich ungeheure Türme gebaut haben,

Weitere Kostenlose Bücher