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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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»des Spitze bis an den Himmel reiche«,
das heißt, um der Sonne und dem Mond und den Sternen näher zu sein.
    Auch die Geschichte von Noah und der Sintflut spielt in
Mesopotamien. Man hat dort auch mehrmals Tontafeln mit Keilschrift ausgegraben,
die die Geschichte sehr ähnlich erzählen, wie sie in der Bibel steht.
    Ein Nachkomme von Abraham aus Ur (so lesen wir in der Bibel) war
Josef, der Sohn Jakobs, derselbe, den seine Brüder nach Ägypten verkauft haben,
wo er dann Ratgeber und Minister des Pharao wurde. Du weißt, wie die Geschichte
dann weitergeht, wie eine Hungersnot kommt im ganzen Land und wie die Brüder
Josefs ins reiche Ägypterland ziehen, um dort Getreide einzukaufen. Damals
standen die Pyramiden schon mehr als 1000 Jahre lang, und Josef und seine
Brüder werden genauso über sie gestaunt haben, wie wir heute staunen.
    Die Söhne des Jakob und ihre Kinder verlegten dann ihre Wohnsitze
nach Ägypten, und bald haben sie für den Pharao so schuften müssen, wie die
Ägypter in der Pyramiden-Zeit: Im 2. Buch Mosis, im 1. Kapitel steht: »Und die
Ägypter zwangen die Kinder Israel zum Dienst mit Unbarmherzigkeit und machten
ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln …« Schließlich hat
sie Moses aus Ägypten in die Wüste fortgeführt. Das war wahrscheinlich um 1250
vor Christi Geburt. Von dort aus haben sie dann versucht, das gelobte Land
wieder zu erobern, das heißt, das Land, in dem einmal ihre Vorväter seit
Abraham gewohnt hatten. Und schließlich ist es auch nach langen, blutigen und
grausamen Kämpfen gelungen. So hatten sie ein eigenes kleines Reich mit einer
Hauptstadt: Jerusalem. Der erste König über dieses Reich war Saul, der gegen
das Nachbarvolk der Philister kämpfte und in diesem Kampf auch gefallen ist.
    Von den nächsten Königen, von David und Salomo, erzählt die Bibel
noch viele schöne Geschichten, die du dort lesen wirst. Der weise und gerechte
König Salomo hat kurz nach dem Jahr 1000 vor Christi Geburt regiert, also
ungefähr 700 Jahre nach König Hammurabi und 2100 Jahre nach König Menes. Er
errichtete den ersten Tempel, der prunkvoll und groß war wie die ägyptischen
und babylonischen. Nicht jüdische Baumeister haben ihn ja errichtet, sondern
fremde aus den Nachbarländern. Aber ein Unterschied war doch da: Im Inneren der
heidnischen Tempel standen die Götterbilder des Anubis mit seinem Schakalkopf
oder des Baal, dem man sogar Menschen opferte. Im Innersten, Allerheiligsten
des jüdischen Tempels aber war gar kein Bild. Von Gott, wie er den Juden als
erstem Volk in der Geschichte erschienen ist, von dem großen, einzigen Gott
konnte und durfte man kein Bild machen. Darum waren da nur die Gesetzestafeln
mit den Zehn Geboten. In ihnen hat Gott sich abgebildet.

    Nach Salomos Herrschaft ging es den Juden nicht mehr sehr gut. Ihr
Reich spaltete sich in die Reiche Israel und Juda. Es gab viele Kämpfe, und
schließlich wurde das Reich Israel im Jahre 722 von den Assyrern erobert und
vernichtet.
    Das Merkwürdige ist aber, dass diese vielen Unglücksfälle das kleine
jüdische Volk, das noch übrig geblieben war, erst richtig fromm gemacht haben.
Männer standen im Volk auf, nicht Priester, sondern einfache Leute, die gefühlt
haben, dass sie zum Volk sprechen müssen, weil Gott in ihnen spricht. Ihre
Predigt war immer wieder: »An allem Unglück seid ihr selbst schuld. Gott straft
euch für eure Sünden.« In den Worten dieser Propheten hörte das jüdische Volk
immer wieder, dass alles Leid nur Strafe und Prüfung sei und dass einmal die
große Erlösung kommen werde, der Messias, der Erretter, der dem Volk die alte
Macht wiedergeben werde und unendliches Glück dazu.
    Aber mit dem Leid und Unglück war es noch lange nicht zu Ende. Du
erinnerst dich an den mächtigen babylonischen Kriegshelden und Herrscher
Nebukadnezar. Auf seinem Kriegszug gegen Ägypten zog er durchs gelobte Land,
zerstörte im Jahre 586 vor Christus Jerusalem, stach dessen König Zedekia die
Augen aus und führte die Juden in die Gefangenschaft nach Babylon.
    Dort blieben sie fast 50 Jahre lang, bis das babylonische Reich im
Jahre 538 von seinen persischen Nachbarn zerstört wurde. Als sie in ihre alte
Heimat zurückkamen, waren sie anders geworden. Anders als alle Völker
ringsherum. Sie schlossen sich selbst von ihnen ab, denn die anderen Völker
erschienen ihnen als Götzendiener, die den wahren Gott nicht erkannt hatten.
Damals erst wurde die Bibel so aufgeschrieben, wie wir

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