Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
sie heute, nach 2500
Jahren, noch kennen. Den anderen Völkern aber kamen die Juden allmählich
unheimlich und lächerlich vor, weil sie immer von einem einzigen Gott sprachen,
den niemand sehen konnte, und weil sie die strengsten und schwierigsten Gesetze
und Gebräuche sorgfältig einhielten, nur weil der unsichtbare Gott es so
befohlen haben sollte. Und wenn sich vielleicht zuerst die Juden von den
anderen abgeschlossen hatten, so haben sich dann die anderen immer mehr vor den
Juden abgeschlossen, vor diesem winzig kleinen Restchen Volk, das sich das
»auserwählte« nannte und das Tag und Nacht über seinen heiligen Schriften und
Liedern saß und nachsann, warum der einzige Gott sein Volk so leiden ließ.
D.U. K.A.N.N.S.T. L.E.S.E.N.
Wie machst du das? »Das weiß doch jedes Kind in der ersten
Klasse«, wirst du sagen! »Man buchstabiert!« Was heißt das? »Also, man sieht,
dass da ein D ist und dann ein U, das heißt Du! – Und mit 26 Zeichen kann man
alles aufschreiben.« Alles? Ja, alles! In allen Sprachen? Eigentlich ja!
Ist das nicht wunderbar? Mit 26 ganz einfachen Zeichen, die aus ein paar
Strichen bestehen, kann man alles aufschreiben. Gescheites und Dummes. Heiliges
und Schlimmes. In allen Sprachen und mit jedem Sinn. So einfach war das bei den
alten Ägyptern mit den Hieroglyphen nicht. Und auch mit der Keilschrift nicht.
Da gab es immer viel mehr Zeichen, die haben nicht Buchstaben bedeutet, sondern
wenigstens ganze Silben. Aber dass jedes Zeichen nur einen Laut bedeutet und
dass man aus 26 Lauten alle denkbaren Wörter zusammensetzen kann, war etwas
unerhört Neues. Das haben Menschen erfunden, die viel schreiben mussten. Nicht
nur heilige Texte und Lieder, sondern viele Briefe, Verträge, Bestätigungen.
Es waren Kaufleute, die das erfanden. Kaufleute, die weit übers Meer
gerudert sind und Waren aus aller Herren Länder nach aller Herren Länder getauscht,
geschickt und gehandelt haben. Sie wohnten ganz nah bei den Juden. In Städten, viel
größer und viel mächtiger als Jerusalem, in den Hafenstädten Tyrus und Sidon, deren
Gewimmel und Getriebe dem in Babylon ziemlich ähnlich war. Auch ihre Sprache und
Religion waren denen der mesopotamischen Völker nah verwandt. Nur waren die Phönizier
(so hieß das Volk von Tyrus und Sidon) weniger kriegerisch. Sie machten ihre Eroberungen
lieber auf andere Art. Sie segelten weit übers Meer zu fremden Küsten und gründeten
dort Handelshäuser. Von den wilden Völkern, die dort wohnten, konnten sie Pelze
und Edelsteine gegen Werkzeug, Gefäße und bunte Stoffe eintauschen. Denn sie waren
weltberühmte Handwerker und haben ja auch beim Bau des salomonischen Tempels in
Jerusalem mitgeholfen. Die berühmteste und begehrteste Ware aber, die sie in die
weite Welt hinausführten, waren ihre gefärbten Stoffe, besonders die purpurfarbigen.
Manche Phönizier blieben in den Handelsniederlassungen an den fremden Küsten und
errichteten dort Städte. Man hat Phönizier überall gern aufgenommen, in Afrika,
in Spanien und Süditalien, denn sie brachten schöne Sachen.
Sie selbst waren der Heimat auch nicht mehr so fern. Sie konnten ja
ihren Freunden in Tyrus oder Sidon Briefe schreiben. Briefe in der wunderbar
einfachen Schrift, die sie erfunden hatten und – mit der wir heute noch
schreiben. Ja, wirklich! Wenn du hier ein B siehst, so ist das nur ganz wenig
verschieden von dem, mit dem die alten Phönizier vor 3000 Jahren von den
fremden Küsten nach Hause geschrieben haben, nach den wimmelnden, fleißigen
Hafenstädten ihrer Heimat. Seitdem du das weißt, wirst du die Phönizier sicher
nicht mehr vergessen.
Helden und ihre Waffen
Hör auf die Worte: Sie klappern im Takt, eins hinter dem andern,
Wenn du es laut für dich liest, dann merkst du bestimmt, wie es
rumpelt.
So wie im Tunnel ein Eisenbahnzug, das vergisst man nie wieder.
Also: Hexameter nennt man, Hexameter, diese Art Verse!
Das ist der Takt, in dem die frühen griechischen Sänger
Einst die Leiden und Kämpfe der alten Helden besungen,
Was sie für Taten getan in längst vergangener Vorzeit,
Wie sie zur See und zu Land ihr Heldentum immer bewährten,
Wie sie mit eigener Kraft und mithilfe der listigen Götter
Städte erobert und Riesen besiegt. Du kennst die Geschichte
Vom Trojanischen Krieg, der entstand, als Paris, der Hirte,
Einst den goldenen Apfel der Göttin Venus verliehen,
Weil die Schönste sie sei von der Göttinnenschar im Olympos.
Wie er mithilfe der Venus die
Weitere Kostenlose Bücher