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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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schöne Helena raubte,
    Gattin des griechischen Königs, des Rufers im Streit, Menelaos.
    Wie ein gewaltiges griechisches Heer gegen Troja gesegelt,
    Um die Geraubte zu holen, ein Heer von erlesenen Helden.
    Kennst du die Namen Achill, Agamemnon, Odysseus und Ajax,
    Die auf der Seite der Griechen gekämpft gegen Priamos’ Söhne,
    Hektor und Paris, und ganze zehn Jahre lang Troja belagert,
    Bis die Festung gefallen, verbrannt und schließlich zerstört ward?
    Weißt du auch noch, wie Odysseus, der schlaue und herrliche Redner,
    Lang auf dem Meer sich verirrt und Abenteuer die Menge
    Musste bestehen mit zaubernden Nymphen und grässlichen Riesen,
    Bis er doch endlich allein, auf fremden verzauberten Schiffen,
    Heim zu der Gattin gefunden, die ihm die Treue gehalten?
    – All das haben die griechischen Sänger zur Leier gesungen.
    Bei den Gelagen und Festen der Vornehmen, und zur Belohnung
    Gab man ihnen wohl auch ein fettes, gebratenes Fleischstück.
    Später schrieb die Gesänge man auf und glaubte und lehrte,
    Dass ein einziger Dichter, Homer, diese Lieder geschrieben,
    Die man heute noch liest – auch du wirst dich noch daran freuen;
    So lebendig und bunt, so reich an Kraft und an Weisheit
    Sind sie noch jetzt und werden so sein, solange die Welt steht.
    Aber – wirst du sagen – das sind Geschichten und nicht
Geschichte. Ich will wissen, wann und wie das gewesen ist. Genau so ging es
einem deutschen Kaufmann vor mehr als hundert Jahren. Der las immer wieder
Homer und wünschte sich nichts, als all die schönen Gegenden zu sehen, die dort
geschildert werden, und auch einmal die herrlichen Waffen in der Hand zu
halten, mit denen diese Helden kämpften. Und es ist ihm gelungen. Es hat sich
herausgestellt, dass es das alles wirklich gegeben hat. Natürlich nicht die
einzelnen in den Gesängen genannten Helden. Genausowenig wie die Märchenfiguren
der Riesen und Hexen. Aber die Zustände, die Homer schildert, die
Trinkgeschirre und Waffen, die Bauten und Schiffe, die Prinzen, die
gleichzeitig Hirten waren, und die Helden, die auch Seeräuber waren – all das
ist keine Erfindung. Als Schliemann – so hieß der deutsche Kaufmann – das sagte,
haben ihn alle Leute ausgelacht. Aber er ließ sich nicht einschüchtern. Er hat sein
Leben lang gespart, um endlich nach Griechenland reisen zu können. Und
als er genug Geld beisammen hatte, mietete er sich Erdarbeiter und grub in
allen Städten, die bei Homer erwähnt werden, nach. Da fand er in der Stadt
Mykenä Paläste und Gräber von Königen, Rüstungen und Schilde, alles wie in den
homerischen Liedern. Auch Troja fand er und grub es aus. Es stellte sich
heraus, dass es wirklich einmal durch Brand zerstört worden war. Aber in den
Gräbern und Palästen gab es keine Inschriften, und so wusste man lange nicht,
wann das eigentlich gewesen war, bis man in Mykenä zufällig einen Ring fand,
der nicht aus Mykenä stammte. Es standen Hieroglyphen darauf, und zwar der Name
eines ägyptischen Königs, der um 1400 vor Christus gelebt hatte. Es war der
Vorgänger des großen Erneuerers Echnaton.
    In dieser Zeit also wohnte in Griechenland und auf den vielen
benachbarten Inseln und an den nahen Küsten ein kriegerisches Volk mit großen
Reichtümern. Es gab dort kein einheitliches Reich, sondern kleine
Festungsstädte, in deren Palästen Könige herrschten. Sie waren wohl
hauptsächlich Seefahrer, wie die Phönizier, nur trieben sie weniger Handel und
führten mehr Krieg. Sie lagen oft miteinander im Streit, aber manchmal
verbündeten sie sich auch, um gemeinsam andere Küsten zu plündern. So wurden
sie reich an Gold und Schätzen und auch mutig. Denn zum Seeräubern gehört viel
Mut und Schlauheit. Darum war es wohl die Arbeit der Vornehmen in den Burgen;
die anderen waren einfache Bauern und Hirten.
    Die Vornehmen aber haben nicht viel Wert darauf gelegt, wie die
Ägypter oder die Babylonier und Assyrer, dass alles beim Alten bliebe. Auf
ihren vielen Raubfahrten und Kämpfen gegen fremde Völker bekamen sie einen
offenen Blick und Freude an Abwechslung. Darum geht seit damals in diesen
Gegenden die Weltgeschichte viel schneller vorwärts. Denn seit diesen Zeiten
waren die Menschen hier nie mehr überzeugt gewesen, dass es so am besten ist, wie
es gerade ist. Alles hat sich immer wieder verändert, und wenn man in der
Gegend von Griechenland oder sonst wo in Europa auch nur eine Topfscherbe
findet, so kann man sagen: »Die muß ungefähr aus dieser oder aus jener Zeit
sein,

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