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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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mehr, als viele Männer von sich behaupten konnten. Hannah hoffte, dass sie, wenn sie auch nur die geringste Möglichkeit dazu bekommen würde, den Erfolg dieser Frau kopieren könnte. Zumindest ein wenig.
    „Wie lange arbeiten Sie nun schon für Mrs Granbury, Miss Richards?“
    Hannah sprang bei dieser fast unfreundlichen Frage auf und ging mit dem Nähkästchen unter dem Arm schnell zurück zu Miss Victoria. „Fast zwei Jahre, Madam.“
    „Hm.“ Der Stock der Dame klopfte dreimal gegen das Sofabein. „Ich erzähle der Frau schon seit Jahren, dass sie endlich Mädchen anstellen soll, die ein bisschen Grips haben. Ich war froh, als sie meinen Rat endlich befolgt hat. Ihre Vorgängerinnen, Liebes, haben es nie länger als ein oder zwei Monate mit mir ausgehalten. Entweder war ich mit ihren Fähigkeiten nicht zufrieden oder sie kamen nicht mit meiner direkten Art zurecht. Es war ein ständiges Ärgernis, dass ich meine Wünsche immer und immer wieder erklären musste. Das vermisse ich nicht im Mindesten.“
    „Ja, Madam.“ Hannah zog ihre Stirn in Falten. Sie war sich nicht sicher, aber sie vermutete, dass Victoria Ashmont ihr gerade ein Kompliment gemacht hatte.
    „Haben Sie je daran gedacht, Ihr eigenes Geschäft zu eröffnen?“
    Hannahs Blick richtete sich auf das Gesicht ihrer Kundin. Die durchdringenden grauen Augen durchbohrten sie, als versuchte Miss Victoria, die Wahrheit aus ihr herauszusaugen.
    Schnell wandte Hannah den Blick ab und betrachtete das Nähkästchen in ihren Händen. „Mrs Granbury war bisher sehr gut zu mir, sodass ich schon ein wenig Geld zur Seite legen konnte. Es wird bestimmt noch ein paar Jahre dauern, aber eines Tages will ich mein eigenes Geschäft eröffnen.“
    „Gut. Und jetzt helfen Sie mir bitte aus diesem Kleid.“
    Verwirrt von dem abrupten Ende des Gespräches schwieg Hannah. Sie streifte die farbenfrohe Seide vorsichtig herunter, um weder den Stoff noch Miss Victorias Strümpfe durch die Stecknadeln in Mitleidenschaft zu ziehen. Als sie das Kleid behutsam entfernt hatte, legte sie es beiseite und half Miss Victoria, einen Morgenrock anzuziehen.
    „Ich fürchte, ich muss mich jetzt um einiges kümmern“, sagte Miss Victoria, als sie sich an ihr Schreibpult setzte. „Ich zahle Ihnen einen Bonus, wenn Sie das Kleid gleich hier fertig machen, bevor Sie gehen. Sie können den Stuhl in der Ecke benutzen.“ Sie deutete in Richtung eines kleinen gepolsterten Hockers, der neben dem Schreibtisch stand.
    Hannahs Hals zog sich zusammen. Hastig suchte sie nach einer angemessenen Entschuldigung, doch sie fand nichts, was Miss Victorias Überprüfung standgehalten hätte. Da sie offensichtlich keine Wahl hatte, schluckte sie ihre Bedenken hinunter und brachte eine passende Antwort über die Lippen.
    „Wie Sie wünschen.“
    Nachdem sie ihre Vorbereitungen getroffen hatte, stellte Hannah ihr Nähkästchen auf den Boden dicht neben Miss Victorias Stuhl und machte sich daran, an dem Kleid zu arbeiten.
    Sie mochte es nicht, vor ihren Kundinnen zu nähen. Obwohl ihr kleines Zimmer, das sie in einer Pension bewohnte, sehr dunkel war, genoss sie die Ruhe und Abgeschiedenheit. Dort konnte sie arbeiten, ohne auf ablenkende Fragen eingehen zu müssen.
    Hannah atmete tief ein. Ich werde das Beste daraus machen. Es war zwecklos, sich über das Unvermeidbare zu beklagen. Außerdem mussten ja nur der Saum gekürzt und ein paar zusätzliche Abnäher angebracht werden, da Miss Victoria in letzter Zeit viel Gewicht verloren hatte. In weniger als einer Stunde würde Hannah ihre Arbeit beendet haben.
    Zunächst war Miss Victoria eine hervorragende Gesellschaft. Sie war mit ihren eigenen Schreibarbeiten beschäftigt und hielt Hannah nicht von ihrer Arbeit ab. Nachdem sie ihre Brille aus einem Silberetui hervorgeholt hatte, sah sie einen Stapel Briefe durch. Doch als Hannah sich schon darauf freute, schnell mit ihrer Arbeit fertig zu werden, wandte Miss Victoria sich an sie.
    „Sie finden es bestimmt seltsam, dass ich meine Beerdigung schon im Vorhinein bis ins Kleinste plane.“
    Hannah hob den Blick von ihrer Arbeit. „Nicht seltsam, Madam. Eher … vorausschauend.“
    „Hm. Die Wahrheit ist, dass ich weiß, dass ich sterbe. Ich will auf eine Art und Weise gehen, mit der ich allen im Gedächtnis bleibe, und nicht einfach für immer verschwinden.“
    „Ich bin sicher, Ihr Neffe wird sich an Sie erinnern.“ Hannah drehte das Kleid, sodass sie besser an die Naht kam, die sie als nächste in

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