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Eine Lady nach Maß

Eine Lady nach Maß

Titel: Eine Lady nach Maß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Witemeyer
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Bemerkungen überhaupt nicht lustig.
    Eine Schneiderin? Eine Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdiente, die Eitelkeit ihrer Kunden auszunutzen? So jemand sollte seinen Laden bekommen?
    Übelkeit machte sich in seinem Magen breit, als alte Erinnerungen, die er so gut hinter einer hohen Mauer in seinem Innern verborgen hatte, auszubrechen versuchten.
    „Also nehmen wir jetzt den General , J.T.?“
    Toms Frage brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück und half ihm dabei, die unangenehmen Gedanken an ihren Platz zurückzuschieben. Er löste seine Finger, von denen er gar nicht gemerkt hatte, dass er sie zur Faust ballte, und schob seinen Hut so ins Gesicht, dass er seine Augen bedeckte. Tom sollte die Wut darin nicht sehen. Am Ende würde er noch annehmen, er selbst hätte etwas falsch gemacht. Oder schlimmer, er könnte J.T. unangenehme Fragen stellen.
    Er räusperte sich und klopfte dem Jungen auf die Schulter. „Wenn du meinst, dass wir den Frachtwagen brauchen, dann nehmen wir ihn auch. Warum spannst du nicht schon mal die Grauen an?“
    „Jawohl, Sir!“ Tom rannte mit stolzgeschwellter Brust los, um die Pferde anzuspannen.
    J.T. ging in den Mietstall, schloss sein Büro ab und schritt dann zu dem großen Tor, durch das die Wagen auf die Straße gelangen konnten. Er griff nach dem ersten Torflügel und benutzte sein gesamtes Körpergewicht, um es aufzustoßen. Als seine Muskeln sich anspannten, rang er darum, seine aufsteigende Wut zu dämpfen.
    Er hatte mittlerweile akzeptiert, dass die Besitzerin des Grundstückes nicht an ihn hatte verkaufen wollen. J.T. glaubte daran, dass Gott seine Schritte leiten würde. Er war zwar immer noch der Meinung, dass er das Grundstück hätte gebrauchen können, aber so kam er mit dieser Situation klar. Jedenfalls bis vor ein paar Minuten. Der Gedanke, dass Gott es in Ordnung fand, das Grundstück einer Schneiderin zu geben, passte ihm überhaupt nicht.
    Er wollte das Geschäft ja nicht aus Eigennutz. Er hatte es als Möglichkeit gesehen, einer Witwe und ihren Kindern zu helfen. War es nicht das, was die Bibel als Nächstenliebe bezeichnete? Welcher besseren Verwendung hätte man das Geschäft denn zuführen sollen? Louisa James musste ihre drei kleinen Kinder versorgen und kam kaum über die Runden. Das Gebäude, in dem sie arbeitete, konnte ihr jeden Tag über dem Kopf zusammenbrechen, obwohl sie einen Großteil ihres Einkommens für die Miete ausgeben musste. Er hatte vorgehabt, den gegenüberliegenden Laden zu kaufen und ihn ihr für die Hälfte dessen zu vermieten, was sie momentan bezahlte. Er hätte den Kauf damit begründet, dass er die hinteren Lagerräume selbst nutzen wollte.
    J.T. blinzelte in die Nachmittagssonne, die jetzt in den Stall strömte, und ging an die andere Torseite. Seine Empörung wuchs mit jedem Schritt. Er ignorierte den Griff und warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Tor, um ihm seinen Willen aufzuzwingen.
    Wie konnten Modetand und Rüschen der Stadt mehr nutzen als ein neues Heim für eine bedürftige Familie? Die meisten Frauen in und um Coventry nähten ihre Kleider selbst und die, die das nicht taten, bestellten fertig genähte Kleider aus dem Katalog. Praktische, einfache Kleider, keine Gewänder für Modepuppen, die in den Frauen hier den Wunsch nach Dingen weckten, die sie sich eigentlich nicht leisten konnten. Eine Schneiderin hatte in Coventry keinen Platz.
    Das kann nicht Gottes Wille sein. Die Eitelkeit der Welt hatte diese Frau hierhergebracht, nicht Gott.
    Pferdehufe erklangen dumpf, als Tom die beiden Grauen vor den Stall führte.
    J.T. fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Was auch immer sie hierhergebracht hatte, diese Schneiderin war immerhin eine Frau und sein Vater hatte ihm beigebracht, dass man alle Frauen mit Höflichkeit und Respekt behandeln sollte. Also würde er lächeln und seinen Hut abnehmen und sich freundlich mit ihr unterhalten. Er würde sogar ihre schweren Koffer tragen. Aber sobald sie seinen Wagen verlassen hatte, würde er ihr sorgsam aus dem Weg gehen.
    * * *
    Hannah saß auf ihren fünf Koffern und wartete darauf, dass Tom zurückkam. Die meisten Reisenden hatten den Bahnsteig mittlerweile verlassen. Viele waren zu Fuß gegangen oder von ihren Familien und Bekannten abgeholt worden. Doch Hannah würde ihre Sachen nicht aus den Augen lassen – oder sie jemandem anvertrauen, den sie nicht kannte. Also wartete sie.
    Dank Victoria Ashmonts Großzügigkeit war es ihr möglich gewesen, ihr Erspartes

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