Hände weg oder wir heiraten: Roman (German Edition)
D as Unheil in dieser Geschichte trägt den Namen Busenberg. Was das ist? Nun, in dem Fall nicht nur ein Ort, sondern auch eine Person. Zu der Person komme ich später, fangen wir bei dem Ort an. Und bei dem Ereignis, mit dem alles seinen Lauf nahm.
Vor der grandiosen Kulisse der Burgruine sprach der Pfarrer die magischen Worte.
»Willst du, Klaus Wagenbrecht, diese Frau lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, so antworte mit Ja .«
»Ja«, sagte Klaus mit fester und weithin hörbarer Stimme. Er sah gut aus in seinem klassischen schwarzen Cut, kein bisschen übergewichtig. Und sein Gesicht leuchtete so glücklich, dass kaum noch auffiel, wie kahl sein Kopf in den letzten paar Jahren geworden war.
»Und willst du, Annabel Wegner, diesen Mann lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, so antworte mit Ja .«
Annabel schlug langsam und dramatisch den feinen Organzaschleier zurück, genau wie wir es vorher gemeinsam einstudiert hatten. »Ja, ich will!«
Ich richtete die Kamera auf Annabels verzücktes Gesicht und drückte den Auslöser, genau in dem Augenblick, als sie zärtlich Ich liebe dich hervorhauchte. Kein Mensch konnte zu dem Zeitpunkt ahnen, dass sie es sich bis zum Abend anders überlegen sollte.
Die Ringe wurden getauscht, und der Pfarrer beendete die Zeremonie, indem er die beiden zu Mann und Frau erklärte. Dann der Kuss und schließlich der Abstieg von der Ruine zur Sektbar. Zufrieden schaute ich zu, wie die in niedlichen Kleidchen steckenden Blumenengelchen in ihre mit Schleifen verzierten Beutelchen griffen und apricotfarbene Rosenblätter in die Luft warfen, fertig sortierte Streu zu sieben Euro zwanzig die Packung. Es hatte den Vorteil, dass man sie hinterher einsammeln und bei der nächsten Hochzeit wieder verwenden konnte. Echte Rosen waren nicht nur ziemlich teuer, sondern auch nicht besonders haltbar, wenn man die Blüten erst mal in ihre Bestandteile zerlegt hatte.
Die Gäste jubelten, als das Brautpaar in einem wahren Rosenblätter- und Blitzlichtgewitter den Fels herabgeschritten kam. Es sah traumhaft aus. Meine Kamera klickte unaufhörlich.
Als Nächstes trat jemand genau zwischen das Brautpaar und die Linse meiner Kamera, sodass ich notgedrungen mit dem Fotografieren aufhören musste.
»Wohnen Sie in der Störtebekerstraße achtzehn?«
Ich ließ die Kamera sinken. »Ja, warum?«
»Man sagte mir, dass ich Sie hier finden würde«, meinte der Typ, der sich vor mir aufgebaut hatte. »Mein Name ist Bruckner. Sven Bruckner. Können wir kurz reden?«
»Geschäftlich?«
Er nickte und betrachtete mich aus durchdringend blauen Augen. Dieser Mann war bei weitem der bestausehende potenzielle Kunde, der mir je vor Augen gekommen war. Er war so groß, dass ich den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Er sah nicht so aus, als würde er zu dieser Hochzeitsgesellschaft passen, obwohl er, wie ich zugeben musste, in seinen Freizeitklamotten eine gute Figur machte. Er trug ausgewaschene Jeans und darüber ein T-Shirt, das trotz seiner sackartigen Konturen die gut ausgebildeten Muskeln an seinem Oberkörper nicht mal ansatzweise verbergen konnte.
»Wenn Sie eine Beratung möchten, sollten Sie mich während der Geschäftszeit anrufen«, sagte ich höflich. »Oder Sie mailen mir. Ich rufe dann sofort zurück und wir besprechen all Ihre Wünsche.« Lächelnd schaute ich zu ihm auf. »Was immer Sie möchten, ob klassisch oder Motto – ich mache es möglich.«
Er wirkte ein wenig irritiert. »Hören Sie, ich möchte nur … Eigentlich war es ausgemacht, dass ich morgen …«
»Hatten wir schon mal miteinander gesprochen?«, fragte ich verunsichert.
»Nein, nicht wir beide, aber meine Sekretärin hatte meines Wissens bei Ihnen angerufen.«
Ich runzelte die Stirn. »Wie ist ihr Name?«
»Bruckner. Sven Bruckner.«
In dem Fall meinte ich nicht seinen Namen, sondern den seiner Sekretärin. Doch im Augenblick hatte ich sowieso keine Zeit, ich steckte schließlich mitten in der Arbeit.
»Entschuldigen Sie, aber ich muss Sie bitten, alles Weitere in einem Extra-Termin zu klären. Rufen Sie mich an, ja? Im Moment geht es wirklich nicht.« Freundlich lächelnd schob ich mich an seinem massiven Körper vorbei. »Ich bin sozusagen im Dienst.«
Er war ein ziemlich attraktiver Typ, aber im Augenblick interessierte mich das nicht sonderlich. Nicht nur, weil ich schon vergeben war, sondern weil ich wirklich alle Hände voll zu tun hatte.
Es war eine
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