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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hunderttausend Dollar drin. Nehmen Sie sie, mir ist das Geld völlig egal.
Es gehört Ihnen, und...«
    Der Knall tönte in dem kleinen
Raum ohrenbetäubend laut. Harris hörte plötzlich mitten im Satz zu reden auf
und starrte mit stumpfem Blick auf O’Neil ,
anscheinend ohne das Blut zu bemerken, das in Stößen aus dem Loch in seiner
Kehle quoll. Dann kippte er plötzlich seitwärts um und sackte auf dem Boden
zusammen. Ich blickte auf den rauchenden Lauf der Achtunddreißiger ,
und mein Herz schien aufgehört haben zu schlagen.
    »Drehen Sie sich um«, sagte O’Neil .
    Ich gehorchte, und er nahm den kurznasigen Zweiunddreißiger aus
meiner Gesäßtasche.
    »Bin ich froh, daß ich meine
eigene Waffe wiederhabe«, sagte er.
    Ich drehte mich zu ihm um. »Was
ist eigentlich mit Ihnen los?« fragte ich in verwundertem Ton. »Hassen Sie ganz
einfach die Menschheit?«
    Die langen Wimpern blinzelten
und verhüllten vorübergehend die Kälte in den dunkelgrauen Augen. »Spielt das
die geringste Rolle, solange ich den Revolver in der Hand halte?« knurrte er.
    »Vermutlich nicht«, gab ich zu.
»Was geschieht nun?«
    »Sie fahren mich zurück zum
Bergpalast.«
    »Wissen Sie was?« sagte ich.
»Ich glaube nicht, daß Ihr Herr und Meister Sie besonders gut leiden kann, wenn
er herausfindet, was Sie ohne seine Erlaubnis getan haben.«
    »Mein Herr und Meister hat in
erster Linie diese Phobie«, sagte er; »vor allem die ekligen kleinen Tierchen,
die um ihn in der Luft herumschwirren. Damit ist er schlimmer dran als ein
Invalide. Er lebt, ißt und schläft in seinem obersten
Stockwerk. Man sollte annehmen, jeder, der knapp gerechnet fünfzig Millionen
Dollar wert ist, müsse ein König sein. Barnaby ist ein König, okay, aber er hat
sich selbst zu lebenslänglicher Haft verurteilt.«
    »Und jetzt hat der Hofnarr die
Herrschaft in seiner Abwesenheit übernommen, ja?« sagte ich.
    »Sie kriegen schon noch Ihr
Fett ab. Wissen Sie das?« Seine Augen starrten mich haßerfüllt an. »Nicht so wie Harris. Bei Ihnen wird es langsam und sehr qualvoll sein!«
    »Sind Sie einsam?« erkundigte
ich mich. »Sie haben so eine fatale Neigung zu Selbstgesprächen.«
    »Vergessen Sie nicht, das Geld
mitzunehmen.« Er wies mit dem Kopf auf die Aktentasche, die ich nach wie vor in
der Hand hielt. »Es gibt da eine ganze Reihe Leute, die es kaum erwarten
können, Sie wiederzusehen. Der Wächter, den Sie niedergeschlagen haben,
Charlie, den Lift...«
    »Was ist mit Harris?«
unterbrach ich ihn. »Wollen Sie ihn einfach hierlassen?«
    »Warum denn nicht?« Er sah mich
ehrlich überrascht an. »Der Kerl ist doch tot. Oder nicht?«
    Wir verließen die Hütte und
gingen zu dem ungeteerten Fahrweg hinauf. O’Neils schwarze Limousine stand ordentlich geparkt hinter
meinem eigenen Kabriolett, und er wies mich an zu fahren. Nachdem er die
Aktenmappe auf den Rücksitz geworfen hatte, stieg er neben mir ein.
    » Eagle’s Rock«, sagte er. »Sie kennen den Weg.«
    Ich ließ den Motor an, legte
den Gang ein und wendete vorsichtig. »Die Flamini «,
sagte ich.
    »Was ist mit der Flamini ?«
    »Sie haben überhaupt nicht
gefragt.«
    »Wonach gefragt?«
    »Sie brachten Harris um, ohne
ihn erst nach ihr zu fragen«, sagte ich. » Manatti gab
mir hunderttausend Dollar, damit ich sie Harris als Lösegeld für die Flamini aushändigen sollte und Vince seine Abmachungen mit
Barnaby einhalten und ihm Anna ausliefern könne. Vielleicht haben Sie das
inzwischen einfach vergessen?«
    »Warum fahren Sie nicht
weiter?« brummte er. »Zermartern Sie sich nicht das Gehirn, Holman .
Bei der Miniaturzuteilung können Sie sich das nicht leisten.«
    »Wenn Sie sich nicht nach dem
Aufenthaltsort der Flamini zu erkundigen brauchen«,
sagte ich, »bedeutet das, daß Sie ihn bereits kennen.«
    »Wie man in der Filmbranche so
schön sagt«, seine Stimme klang wieder betont lässig, »jeder hat seine Rolle zu
spielen.«
    »Reden Sie von der Flamini ?«
    »Und von Ihnen, Holman «, sagte er munter.
    »Wollen Sie mir nicht mehr
erzählen?«
    »Ich ziehe vor, Ihnen das nicht
näher zu erläutern«, antwortete er. »Hat Ihnen noch niemand gesagt, daß es die
Furcht fördert, wenn man alles von vornherein weiß?«
    »Was ganz Neues!« sagte ich.
»Ein philosophisch angehauchter Sadist.«
    »Ich werde Ihnen was zum
Nachdenken geben«, sagte er großzügig. »Dreimal dürfen Sie raten, wessen
Pistole ich dazu benutzt habe, um Harris zu erschießen?«
    Der in mir schwelende Verdacht
wurde

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