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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Nacht erzählten, in der Daphne Woodrow Big Daddy besucht hat?«
    »Ich nehme an, das ist der
Grund, weshalb er von mir und Klein Dixie nichts
wissen will. Er hat seine Spielkameraden gleich aus Rom mitgebracht.«
    »Glauben Sie, daß die Woodrow
seine Geliebte ist?« sagte ich. »Ich muß zugeben, der Gedanke ist mir auch
gekommen, aber erst neuerdings. Sie wurde im Motel untergebracht, um ein Auge
auf die Flamini zu haben, nur hat sie ihren Auftrag
irgendwie verpatzt.«
    »Wahrscheinlich«, sagte die
Dunkelhaarige leichthin. »Na, viel Glück, Rick! Und sehen Sie sich vor.«
    »Mein alter Freund Vince
behauptete, Sie und Dixie gehörten sozusagen zum
Haus.« Ich grinste sie an. »Ich vermute eher, jemand wie Kurt Manheim hat das Haus ausgestattet, aber vielleicht durch
einen Strohmann, so daß Vince Ihre eigentliche Funktion hier nicht kennt.
Stimmt’s?«
    »Meine Lippen sind versiegelt«,
sagte sie mit gespielt dramatischer Stimme, »und meine Ohren entzündet,
hauptsächlich vom Lauschen auf die kleine Abhörwanze, die ich in die Bibliothek
eingeschmuggelt habe. Wenn ich mehr von dem erfahren habe, was vorgeht, werde
ich es Ihnen mitteilen, Hand aufs Herz.« Ihr Zeigefinger fuhr gemächlich über
die vorspringende Kontur ihrer linker Brust. »Aber, rein spaßeshalber, ich
vermute, daß Sie hier in so etwas wie einen dreifachen Schwindel verwickelt
sind. Also behalten Sie einen klaren Kopf, Rick, dann besteht nach wie vor die
Chance, daß wir miteinander ins Bett hüpfen.«
    »Vergessen Sie Dixie nicht?« fragte ich in feierlichem Ton.
    »Zum Teufel mit ihr!« sagte
sie. »Sie kann am Morgen das Frühstück servieren !«
     
     
     

10
     
    Das Kabriolett rumpelte den
letzten Kilometer entlang, und die Reihe der zerfallenen Hütten kam in Sicht.
Mein Hals war bereits wund vom dauernden Umblicken, um mich zu vergewissern, ob
ich verfolgt wurde, und ich wünschte zum zwanzigstenmal ,
ich hätte nicht vergessen, einen neuen Rückspiegel anbringen zu lassen. Ich war
zwar einigermaßen sicher, daß mir niemand folgte, aber auch das erfüllte mich
nicht mit sonderlicher Zuversicht; zuviel Leute
wußten bereits von der Hütte.
    Ich hielt mit dem Wagen vor der
dritten Hütte und nahm die Aktenmappe neben mir vom Sitz. Ein Blick auf die düstere
Wildnis um mich herum, und ich war überzeugt, daß sie für ein Gräberfeld wie
geschaffen war. Vielleicht war Harris bereits zu der Ansicht gelangt, die beste
Taktik bestünde für ihn darin, das Geld zu ergreifen und davonzurennen; und von
dem Augenblick an, in dem ich aus dem Wagen stieg, würde ich eine erstklassige
Zielscheibe abgeben. Der Schweiß lief mir über den Rücken, als ich der Hütte
zustrebte; und es bedurfte einer verteufelten Anstrengung, nicht Groucho Marx zu spielen und mich zu ducken, während ich
ging. Der Irre, von dem der Spruch »Stirb wie ein Mann« stammt, hatte offenbar
über keinerlei Phantasie verfügt.
    Die Hüttentür stand halb offen,
aber ich klopfte trotzdem. In keinem Fall wollte ich Harris nervös machen. Die
Stille schien lediglich zuzunehmen, und so stieß ich zögernd die Tür vollends
auf und trat ins Innere der Hütte. Lonnies Leiche war verschwunden, und das
erleichterte mich bis zu einem gewissen Grad. Auf dem Holzboden waren ein paar
eingetrocknete Flecken zu sehen, aber dabei konnte es sich sowohl um Blut als
auch um Tomatenketchup handeln. Meiner Uhr zufolge war ich zehn Minuten zu früh
daran; aber ich sah sicherheitshalber im Schlaf- und Badezimmer nach. Beide
waren leer. Als ich wieder im Wohnraum angekommen war, stellte ich die
Aktenmappe auf einem Stuhl ab. Fünf Minuten später hatte ich den Eindruck,
ausgesetzt worden und zudem der letzte lebende Mensch auf Erden zu sein — ein
Gefühl, bei dem der Gedanke, sich die eigene Kehle durchzuschneiden,
vergleichsweise freudige Empfindungen auslöste.
    Dann geschah es. Eben noch war
da nur ich, allein gelassen inmitten der Ewigkeit, und nun stand — wie durch
Zauberhand — er vor mir im Türrahmen. Die Beschreibung, die Daphne Woodrow von
ihm abgegeben hatte, war durchaus zutreffend. Er war um fünfundzwanzig herum,
hatte dichtes blondes Haar und einen dazu passenden Schnauzbart, der über die
Winkel seines schmalen Mundes herabhing. Seine hellblauen Augen hatten schwere
Lider und einen berechnenden Ausdruck, und ganz eindeutig war er selber die
große Liebe seines Lebens.
    »Sie sind sicher Holman ?« Er trat zwei Schritte weit in den Raum. »Haben Sie
das Geld bei

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