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Eine Lady verschwindet

Eine Lady verschwindet

Titel: Eine Lady verschwindet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Rücken geschossen. Das bedeutete keinerlei
Risiko, und selbst ein kurzsichtiger und gelähmter alter Mann hätte ihn nicht
verfehlen können«, sagte ich kalt. »Ich war Ihnen zu diesem Zeitpunkt dankbar,
aber eine eindrucksvolle Leistung war das nicht.« Ich hob die Aktenmappe vom
Stuhl hoch und schwang sie leicht in meiner Linken, während ich auf ihn zutrat.
»Wenn es Ihnen das nächste Mal ernst mit einer Vereinbarung ist, rufen Sie mich
an.«
    »Stopp!« sagte er mit gepreßter Stimme.
    Ich ging unbeirrt auf ihn zu,
und was kommen würde, war vorauszusehen wie die entsprechende Szene in einem
Fernsehkrimi. Seine rechte Hand fuhr in die Jackentasche und kam mit einem
Revolver wieder heraus. Ich schwang die Aktenmappe ein bißchen heftiger und
schlug ihm damit die Waffe glatt aus der Hand. »Marty«, sagte ich mehr
sorgenvoll als ärgerlich, »Sie sind für derartige Abenteuer einfach nicht
geeignet.« Dann verpaßte ich ihm mit dem Handrücken
meiner Rechten einen Schlag übers Gesicht.
    Er taumelte ein paar Schritte
weit zurück und hob instinktiv beide Hände, um sein Gesicht zu schützen. Es war
fast ein Jammer, ihm die Faust so tief in den Solarplexus zu bohren, wie ich
das tat. Er gab tief in der Kehle einen wimmernden Laut von sich und klappte
zusammen.
    »Wirklich reizend«, sagte eine
Stimme von der Türschwelle her, »mit anzusehen, wie ein Lamm ein anderes
schlachtet.«
    Ich blickte auf und sah O’Neil dort stehen. Er hielt etwas in der Hand, das einer
38er Magnum verteufelt ähnlich sah. Wenn er es gewesen war, mit dessen Kommen
Harris gerechnet hatte, so hätte es sich eher um ein Lamm gehandelt, das auf
den Tiger wartet. Und insgesamt ergab das sowieso nicht viel Sinn.
    »Was ist bloß mit Ihnen?«
fragte ich in resigniertem Ton. »Haben Sie hellseherische Fähigkeiten? Wie
kommt es bloß, daß Sie immer im falschen Moment auftauchen?«
    »Vielleicht bin ich nur einfach
smarter als Sie, Holman .« Seine dunkelgrauen Augen
funkelten mich unheildrohend an. »Sie haben mich völlig zum Narren gemacht, als
Sie heute morgen erst mich, dann den Wächter und den
Liftfahrer fertiggemacht haben. Und noch idiotischer kam ich mir vor, als ich
Barnaby erklären mußte, wieso und weshalb die Woodrow nicht mehr bei uns sei.«
Er grinste gezwungen. »Und Sie haben mir nach wie vor nicht erzählt, was meinem
alten Freund Lonnie zugestoßen ist.«
    Harris richtete sich wieder
auf, mit beiden Händen fest den Magen umklammernd. » Holman hat ihn umgebracht«, sagte er mit belegter Stimme. »Ich war hier, als es
passierte. Ich habe es gesehen.«
    »Sie haben es geschert?« Die
mir vertraute gefährliche Gelassenheit war wieder in O’Neils Stimme. »Wo waren Sie denn?«
    »Im Schlafzimmer«, sagte Harris
eifrig. »Die beiden traten in den Wohnraum, und ich sah das Ganze durch den
Türspalt mit an.«
    »Wie geschah es also?« beharrte O’Neil .
    »Na ja, nachdem die beiden
eingetreten waren«, Harris’ Stimme schwankte einen Augenblick lang, »sagte Holman etwas von einer Zigarette, zog dann eine Pistole aus
der Tasche und erschoß den anderen.«
    »Und Lonnie stand einfach da
und sah ihm die ganze Zeit dabei zu ?«
    »Vermutlich hat ihn Holman überrumpelt.«
    Nach dieser profunden Aussage
stand Harris da, und ich konnte fast sehen, wie ihm das Eigelb übers Gesicht
lief. »Aber nicht Lonnie«, sagte O’Neil leise. »Er
war ein Profi, ein Bursche, der durch nichts überrumpelt werden konnte. Außer
vielleicht durch eine Kugel in seinen Rücken.«
    »Eine Kugel in seinen Rücken?«
wiederholte Harris wie betäubt.
    »Ich habe ein paar Minuten lang
vor der Hüttentür draußen gelauscht, bevor ich hereinkam«, sagte O’Neil . »So ziemlich die einzige Methode, Lonnie zu
erledigen, war ein Schuß von hinten, und zwar durch jemanden, von dessen
Vorhandensein er nichts wußte.«
    »Harris hat mir das Leben
gerettet, als er ihn erschoß «, sagte ich. »Wenn Sie
jemanden für Lonnies Tod verantwortlich machen wollen, dann am besten sich
selber. Sie waren es schließlich, der ihn anwies, mich zu ermorden, sobald wir
hierher zurückgekehrt waren.«
    »Halten Sie den Mund, Holman !« sagte O’Neil in scharfem
Ton. »Der einzige Grund, weshalb Sie noch am Leben sind, ist der, daß Sie
möglicherweise noch nützlich sein können. Aber für ihn«, er grinste zu Harris
hinüber, »ist die Zeit abgelaufen.«
    »Die Aktenmappe«, sagte Harris
verzweifelt. »Sehen Sie selber nach. Sie brauchen sie lediglich zu öffnen! Da
sind

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