Eine Lady zu gewinnen ...
übertragen, und Minerva hat jetzt einen Mann, der ihr jeden Wunsch erfüllen kann. Wenn du knapp bei Kasse bist, werden dir deine Geschwister bestimmt gern aushelfen.«
»Das ist es nicht.« Mit etwas mehr Zeit würde es ihm sowieso gelingen, finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. »Ich mache mir Sorgen um Celia.«
»Ach ja, ich hatte Celia ganz vergessen.«
Gabe schaute hinüber zu seiner Schwester, die mit irgendeinem Unbekannten tanzte, der doppelt so alt war wie sie. Sie schaute ausgesprochen verdrießlich drein. Gerade letzte Woche hatte sie Gabe mitgeteilt, dass sie nicht vorhatte zu heiraten, solange Gabe Junggeselle blieb. Wenn wir beide zusammenhalten, hatte sie gesagt, wird Großmutter nachgeben müssen. Sie hat drei von uns unter die Haube gebracht – damit sollte sie eigentlich zufrieden sein.
Gabe biss die Zähne zusammen. Seine Großmutter würde erst dann zufrieden sein, wenn die gesamte Familie paarweise nach ihrer Pfeife tanzte. Und solange er unverheiratet blieb, konnte Celia die Schuld, dass sie alle enterbt wurden, jederzeit auf ihn schieben.
Aber letztlich würde sie die Leidtragende sein. Während er sich seine finanzielle Unabhängigkeit aufbaute, würde sie in der Verwandtschaft hin- und hergeschoben werden. Sie behauptete zwar, dass sie auf einen Ehemann verzichten konnte, aber ohne eine Mitgift, die in den Augen potenzieller Heiratskandidaten das Gewicht des Familienskandals aufwog, blieb ihr gar keine Wahl: Sie würde als alte Jungfer enden.
Daran wollte er nicht schuld sein. Wenn Celia unverheiratet blieb, nachdem Gabe sich unter das Joch der Ehe begeben hatte, dann konnte sie zumindest nicht ihn dafür verantwortlich machen.
»Du suchst nicht zufällig eine gute Partie?«, fragte Gabe hoffnungsvoll.
Lyons sah ihn skeptisch an. »Deine liebreizende Schwester? Ich weiß nicht, ob ich eine Frau möchte, die mich auf zwanzig Schritte Abstand erschießen kann.«
Gabe lächelte gequält. »Das ist wohl der Einwand, den die meisten Männer gegen Celia haben.«
Angesichts von Lyons’ Familiengeschichte wog dieser Einwand bei ihm darüber hinaus schwerer als bei den meisten Männern.
Lyons wandte seine Aufmerksamkeit wieder Miss Waverly zu, die auf der Tanzfläche gerade eine anmutige Drehung vollführte. »Einigermaßen hübsch ist sie ja. Ein bisschen flach auf der Brust vielleicht.«
Flach auf der Brust? Da war er anderer Meinung. Frauen mit Busen wie prall gefüllte Sofakissen hatten auf Gabe nie anziehend gewirkt. Irgendwie gerieten dadurch die Proportionen durcheinander. Er mochte Brüste, die er in den Mund nehmen konnte, ohne das Gefühl zu haben, daran ersticken zu müssen.
Er hätte wetten können, dass sich unter Miss Waverlys kriegerischem Aufzug hübsche kleine Brüste verbargen … und ein wohlgeformter kleiner Hintern obendrein. Gottverdammt, sie war wahrhaftig ein Bild von einer Frau. Ihre hochgewachsene, schlanke Gestalt verriet, dass sie sich am liebsten zu Fuß oder auf einem Pferderücken fortbewegte.
Dann war da noch ihr wundervolles schwarz glänzendes Haar, das sie zu einem Kunstwerk aus Federn, Seidenbändern und Locken arrangiert hatte. Es juckte einen geradezu in den Fingern, es Locke für Locke zu lösen. Und ihr Gesicht: ein provozierend hübsches Gesicht, vom keck vorspringenden Kinn bis zu den hohen, aristokratischen Augenbrauen. Ganz zu schweigen von ihren Augen. Er hätte sich tagelang in den Tiefen dieser kühlen, Bergseen gleichenden Augen verlieren können.
Lyons leerte sein Weinglas und stellte es auf dem Tablett eines Dieners ab. »Sie hasst dich. Das scheint mir ein ernsthaftes Hindernis für deine Pläne zu sein. Besonders angesichts der Tatsache, dass du nicht mit Frauen umgehen kannst.«
»Was? Natürlich kann ich mit Frauen umgehen.«
»Ich meine nicht mit den Flittchen und den lustigen Witwen, die hinter dir her sind, weil du der Todesengel bist. Bei denen brauchst du dir keine Mühe zu geben – die wollen nur sehen, ob du im Bett genauso gefährlich bist wie auf der Rennstrecke.« Lyons sah wieder zu Miss Waverly hinüber. »Aber sie ist eine ehrbare Frau, und für die braucht man Feingefühl. Da geht es um mehr, als sie nur ins Bett zu locken. Du musst zum Beispiel mit ihnen reden können.«
Gabe schnaubte. »Ich bin sehr wohl in der Lage, mich mit Frauen zu unterhalten.«
»Über Pferde? Oder darüber, wie liebreizend sie nackt aussehen?«
»Ich weiß durchaus, wie man Süßholz raspelt.« Der Tanz war zu Ende. Gabe
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