Eine Lady zu gewinnen ...
ihn damit aufziehen, dass er gegen eine Frau verloren hatte.
Sie würde ihm beweisen, dass er sie mit seinem schwarzen Phaeton, seinen schwarzen Kleidern und seinem Ruf nicht einschüchtern konnte. Sie würde diesem Todesengelspuk ein Ende bereiten, und Roger konnte endlich in Frieden ruhen. Außerdem würde sie das Gefühl loswerden, dass Lord Gabriel mit jedem seiner waghalsigen Rennen auf dem Grab ihres Bruders herumtrampelte.
»Sie sehen ganz entzückend aus heute Abend«, sagte Lord Gabriel.
Seine Bemerkung traf sie unvorbereitet. »Was tut das jetzt zur Sache?« Sie wollten doch über das Kutschenrennen reden!
Er zwinkerte ihr zu. »Ich meinte nur, dass sie in dem Kleid ganz reizend aussehen.«
Sie starrte ihn wütend an. »Glauben Sie, mir ist nicht klar, dass mein Kleid seit drei Jahren aus der Mode gekommen ist? Ich weiß, die Ärmel sehen lächerlich aus, aber ich habe mein Bestes getan, sie umzuarbeiten, und …«
»Miss Waverly! Ich versuche, Ihnen ein Kompliment zu machen.«
Das Blut stieg ihr in die Wangen. »Oh.« Ihre Augen wurden schmal. »Warum?«
»Weil ein Gentleman das üblicherweise tut, wenn er mit einer Lady tanzt«, sagte er leicht gereizt.
»Nicht, wenn er nur einen Walzer lang Zeit hat, um eine äußerst wichtige Angelegenheit mit ihr zu besprechen«, gab sie zurück. »Wir sollten uns darüber unterhalten, wann unser Rennen stattfinden kann. Und wir haben nicht viel Zeit.«
»Oh, um Himmels willen«, murmelte er leise.
»Dachten Sie, wenn Sie mir Komplimente machen, dann vergesse ich die ganze Angelegenheit?«
Das Grün seiner Augen sah im Licht der Kerzen irgendwie heller aus – es erinnerte jetzt weniger an einen Wald als an den Ozean. »Nein. Ich wollte Sie nur an Ihre gesellschaftliche Stellung erinnern.«
»Und die wäre?«
»Die eines geachteten Mitglieds der Gesellschaft, das Bälle besucht und von Gentlemen zum Tanzen aufgefordert wird.« Seine Stimme wurde eindringlicher. »Nicht die einer Frau, die gemieden wird, weil sie an einem skandalösen Rennen teilnehmen will.«
Zur Hölle mit ihm. Er war genauso schlimm wie Pierce. »In einem Kutschenrennen gegen sie anzutreten ist nichts Skandalöses«, erwiderte sie bissig. »Alle möglichen Leute machen das andauernd.«
»Für Männer gelten andere Regeln als für Frauen – besonders für unverheiratete Frauen. Das wissen Sie sehr gut. Ein Kutschenrennen gegen mich zu fahren würde Ihre Heiratsaussichten erheblich verschlechtern.«
Was kümmerten ihn ihre Heiratsaussichten? »Und Sie meinen, wenn ich nicht gegen Sie antrete, werden die Lords und reichen Kaufleute Schlange stehen, um vor mir auf die Knie zu fallen und mir einen Heiratsantrag zu machen?«
Mit bemüht unbeteiligter Miene fragte er: »Ist es das, was Sie wollen? Dass ein Lord vor Ihnen auf die Knie fällt und um Ihre Hand anhält?«
»Nein, ganz bestimmt nicht«, erwiderte sie, während er sie geschickt übers Parkett führte. Dass er ein guter Tänzer war, überraschte sie nicht. Er war wahrscheinlich in allen Lebenslagen gut darin, Frauen nach seinem Willen zu lenken. »Mein Wunsch ist es, zu Hause zu bleiben und mich um meinen Großvater zu kümmern, bis er stirbt. Das würde kein Lord akzeptieren. Selbst wenn ich einen finden würde, der vor mir auf die Knie fällt.«
»Ich verstehe. Und was hält Ihr Großvater von Ihrem Plan?«
Ihre Wangen röteten sich. »Ich wüsste nicht, was Sie das angehen sollte.«
»Aber es geht mich etwas an.« Er holte tief Luft. »Aufgrund von Rogers Tod verlieren Sie Ihr Zuhause, wenn der General stirbt. Waverly Farm fällt dann an Ihren Cousin.«
Es lief ihr kalt den Rücken herunter. »Woher wissen Sie das?«
»Ich habe einen Bow-Street-Ermittler damit beauftragt, Informationen über Ihre Verhältnisse einzuholen, nachdem Sie mich zu diesem Kutschenrennen herausgefordert hatten.«
Sie schnappte nach Luft. »Sie … Sie … haben was?«
»Er hat mir berichtet, dass Sie schwierige Zeiten durchlebt haben. Ihr Großvater hatte geplant, dass Roger in seine Fußstapfen tritt und das Gestüt übernimmt. Dann ist Roger gestorben. Und als Sie sechzehn Jahre alt waren, hat sich der General bei einem Sturz vom Pferd schwere Verletzungen zugezogen. Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis er wieder …«
»Wie können Sie es wagen?«, fauchte sie. Er hatte in ihren Familienangelegenheiten herumgeschnüffelt. Was für eine Demütigung! »Poppy geht es blendend. Uns geht es blendend, Sie … Sie überheblicher Schuft.«
Sie
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