Eine Lady zu gewinnen ...
beobachtete, wie Devonmont Miss Waverly vom Parkett führte. Als das Orchester zu einem Walzer ansetzte, zwinkerte Gabe Lyons zu. »Zehn Pfund, wenn sie den Walzer mit mir tanzt.«
»Zwanzig, und ich bin dabei.«
Grinsend schlenderte Gabe in Miss Waverlys Richtung davon. Devonmont schickte sich an, einen Punsch zur Erfrischung zu besorgen. Das machte die Sache einfacher. Während Gabe auf sie zuging, schien ein anderer Mann auf dieselbe Idee zu kommen, aber Gabe brauchte ihm nur einen warnenden Blick zuzuwerfen. Der Mann erbleichte und trollte sich in die entgegengesetzte Richtung.
Manchmal hatte es durchaus etwas für sich, der Todesengel zu sein.
Sie schien von alldem nichts bemerkt zu haben. Ihr Fuß wippte im Takt, während sie mit leuchtenden Augen den Paaren nachschaute, die auf die Tanzfläche zusteuerten. Es war nicht zu übersehen, dass sie darauf brannte, noch einmal zu tanzen. Er würde leichtes Spiel haben.
Gabe machte einen weiten Bogen und trat von hinten an sie heran. »Guten Abend, Miss Waverly.«
Sie erstarrte und hielt den Blick von ihm abgewendet. »Es überrascht mich, Sie bei einem so langweiligen Anlass zu treffen, Lord Gabriel. Mein verstorbener Bruder sagte immer, dass Sie sich nichts aus Bällen machen. Es fehlt die Gefahr, vermute ich. Und die Gelegenheit, Unheil anzurichten.«
Er ignorierte ihre Anspielung. »Jeder Mann muss sich von dem Unheil, das er anrichtet, auch einmal erholen. Und ich verabscheue zwar den abgestandenen Punsch, die falschen Komplimente und den unvermeidlichen Klatsch, aber ich tanze für mein Leben gern. Würden Sie mir den nächsten Tanz schenken?«
Scharf stieß sie den Atem aus, dann drehte sie sich endlich zu ihm um. Sie fixierte ihn mit einem kalten Blick. »Eher würde ich in ein Fass Blutegel steigen.«
Angesichts ihres plastischen Vergleichs musste er ein Lächeln unterdrücken.
»Gott sei Dank.« Als sie irritiert die Augen zusammenkniff, fügte er hinzu: »Ich hatte schon befürchtet, Sie würden annehmen, und dann hätten wir über dieses unsinnige Kutschenrennen sprechen müssen.«
Er wandte sich zum Gehen, doch sie sagte: »Warten Sie!«
Jetzt hatte er den Fisch an der Angel. Er drehte sich wieder zu ihr um. »Ja?«
»Warum können wir nicht gleich hier darüber sprechen?«
Er warf einen vielsagenden Blick auf die Umstehenden, die darauf brannten, die Unterhaltung zwischen dem berüchtigten Todesengel und der ebenso berüchtigten Frau mitanzuhören, von der man munkelte, sie habe ihn zum Rennen herausgefordert. »Weil wir bei einem Walzer unter vier Augen reden können, ohne dass Ihrem Großvater sogleich hinterbracht wird, was Sie vorhaben. Aber wenn Ihnen das egal ist …«
»Oh …« Sie blickte nervös um sich. »Vielleicht haben sie recht.«
»Es ist Ihre Entscheidung«, sagte er beiläufig. »Oder wir vergessen die ganze Angelegenheit. In diesem Fall …«
»Das kommt nicht infrage.« Sie reckte das Kinn vor und sagte so laut, dass es die Umstehenden hören konnten: »Es wäre mir ein Vergnügen, mit Ihnen zu tanzen, Lord Gabriel.«
»Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite.« Mit einem gewinnenden Lächeln führte er sie auf die Tanzfläche, nicht ohne sich noch einmal umzudrehen und Lyons einen triumphierenden Blick zuzuwerfen. Als der Herzog die Augen verdrehte, grinste Gabriel.
Er konnte also nicht mit Frauen umgehen. Ha! Was wusste Lyons schon davon?
Es stimmte, er hatte selten mit ehrbaren Frauen zu tun, aber er konnte dennoch eine Frau dazu bringen, ihn zu heiraten. Trotz des Skandals, der seine Familie umwitterte, war er eine gute Partie. Er galt allgemein als gut aussehend, und er würde schon bald ein hübsches Vermögen erben.
Gut, Miss Waverly war zwar in gewissem Maße gegen ihn voreingenommen, aber ihre augenblickliche Situation war höchst prekär. Er musste sich ihr bloß von seiner besten Seite zeigen, sie ein wenig aus der Reserve locken und ihr dann die praktischen Vorteile einer Heirat vor Augen führen.
Konnte das denn so schwierig sein?
2
Während Lord Gabriel sie auf die Tanzfläche führte, träumte Virginia mit offenen Augen. Im Geiste sah sie sich bereits am Tag ihres Kutschenrennens. Sie würde nicht zu betrunken sein, um zu gewinnen, wie ihr Bruder. Sie würde Lord Gabriel schon vor dem Nadelöhr den Weg abschneiden und die Ziellinie vor ihm erreichen. Die Zuschauer würden jubeln und einander versichern: »Schneid haben sie, diese Waverlys, das muss man ihnen lassen.« Und seine Freunde würden
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