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Eine Liebesehe

Titel: Eine Liebesehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pearl S. Buck
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es über mich‹, dachte er verwundert und erregt. War dies der Anfang von etwas Neuem in seiner Arbeit, fragte er sich, etwas, auf das alles bisher Geleistete nur Vorbereitung war? Er hatte das Gefühl, als wüchse in ihm eine neue Kraft. Vielleicht hatte er endlich seine eigene Grundlage gefunden. Ganz entschieden hatte er heute mit Leichtigkeit und Sicherheit gemalt. Aber ob das Bild auch gut geworden war? Jetzt reute es ihn, daß er es nicht mitgenommen hatte. Er hätte es brennend gerne geprüft, um zu sehen, ob es wirklich gut war. Oder hatte er sich nur von der Einfachheit seines Motivs täuschen lassen? Ungeduldig sehnte er den nächsten Tag herbei, voller Angst, daß er sich getäuscht haben könnte.
    In seiner Unsicherheit beschloß er, bei Tisch überhaupt nichts zu erzählen. Es war ihm unmöglich, von seinem Erlebnis zu sprechen, entschied er in jähem Impuls, der den Zweifel an sich selbst kennzeichnete. Was, wenn das Bild nichts taugte?
    Er freute sich über seinen Entschluß. Als er hinunterging, traf er seine Schwester Louise und ihren Mann, Montrose Hubberd, die unerwartet nach Philadelphia gekommen waren. Daß sie von einer ausgedehnten Hochzeitsreise in Italien nach New York zurückgekehrt waren, hatte er gewußt, doch ihr erster Besuch war für Ende Juni vorgesehen gewesen, so daß seine Eltern mit Louise nach Bar Harbor fahren konnten. Auf der Treppe vernahm er Louises helle Stimme.
    »Ja, Italien hat uns riesig gefallen, nicht wahr, Monty?«
    Ein Gemurmel deutete Montys Antwort an. William hegte eine Abneigung gegen seinen Schwager, ohne daß er sich die Mühe nahm, den Grund zu erforschen. Eine große, üblicherweise gutgekleidete Gestalt, stellte Monty jederzeit ein schmückendes Beiwerk zum Hintergrund eines jeglichen Bildes dar, aber er trat nie von diesem Platz vor. Der gelegentliche Gedanke an das blasse, flachwangige Gesicht mit dem dunklen Schnurrbart hatte William Betrachtungen über die Flitterwochen anstellen lassen. Konnte eine Frau mit Monty wirkliche Flitterwochen verleben? Aber konnte andererseits ein Mann mit Louise Flitterwochen verleben? Es war schwer, sich das vorzustellen.
    In geringschätziger Stimmung betrat er den weißgoldenen Salon seiner Mutter. Der Anblick schien ihm so trivial wie eine Aquarellzeichnung aus dem achtzehnten Jahrhundert.
    »William, du kommst spät!«
    »Entschuldige, Mutter.« William beugte sich über seine Schwester, um ihr einen Kuß auf die Wange zu geben, und bedachte Monty mit einem Nicken. »Da bist du ja, Louise! Wie geht es dir, Monty?«
    Monty neigte seinen glatten schwarzen Kopf, und Louise ließ ihr Taschentuch flattern. Sie sah beinahe hübsch aus; ihre etwas fahle Blässe wurde durch das dunkelrote Kleid gemindert. Frau Barton erhob sich von ihrem Sessel.
    »William, bitte deinen Arm«, sagte sie.
    Sie schritten auf die Türe zu.
    »Wo hast du eigentlich gesteckt, William?«
    »Ich habe gearbeitet, Mutter.«
    Sogleich bereute er seine Antwort. Warum mußte er seiner Mutter auch mitteilen, daß er gearbeitet hatte? Jetzt würde sie ihn fragen, wo er gewesen sei und was er gemalt habe, all die Dinge, die er ihr nicht sagen wollte.
    »Gearbeitet? Wo?«
    »Oh … auf dem Lande.«
    »Dort findest du doch sicher kein Motiv.«
    Er ärgerte sich.
    »Doch, ich habe eins gefunden.«
    »Was für eins?«
    »Ein altes Bauernhaus.«
    »Pah, eine Ansichtspostkarte!«
    »Nein, Mutter, es war ein schönes Motiv.«
    Sie erwiderte nichts, denn sie hatte ihren Stuhl erreicht und gab Platzanweisungen. »Louise, du sitzt rechts von Vater. William, setz dich neben deine Schwester, und Monty, du sitzt auf der andern Seite. Harold, du darfst den Rotwein nicht anrühren. Ich sehe, daß Martin dir ein Glas hingestellt hat – obwohl ich ihm deutlich befohlen habe, es nicht zu tun. Martin!«
    »Jawohl, gnädige Frau.«
    Der Diener nahm das Glas fort, und Barton ließ sich mit einem Seufzer nieder.
    ›Sie hat mich vergessen‹, dachte William erleichtert zwischen Suppe und Fisch.
    Wie Speere warf sie Louise und Monty ihre Fragen zu und bohrte mit behutsamer Beharrlichkeit, bis sie die gewünschten Antworten erhalten hatte.
    »Louise, wart ihr in Venedig in der Markuskirche? An einem Sonntag, meine ich – werktags ist sie natürlich einfach nur ein Sammelpunkt für Touristen. Aber zum Gottesdienst – ich sage immer, man lernt eine Kirche eigentlich erst kennen, wenn man darin betet. Nun ja, ich bin ein religiöser Mensch, und du bist es nicht, Louise. Dir

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