Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Beine half und sie dann der
Obhut der Sanitäter übergab. Dann schlossen sich die Türen vor ihm.
Hände, Nadeln, Stimmen, blinkende
Lichter.
Das Gerüttel des Wagens.
Und schließlich eine gnädige,
sanfte Dunkelheit.
Als Cesare Ronaldini das
Krankenzimmer betrat, fand er seinen Sohn müde und mit hängendem Kopf an Laras
Bett sitzen. Er trat auf ihn zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
„Schläft sie noch immer?“
„Ja, der Arzt sagt, das wird sie
auch noch eine Weile, sie haben ihr ziemlich starke Beruhigungsmittel gegeben.
Sie hat ziemlich viel geblutet und der Eingriff hat verdammt lang gedauert.“
Sie schwiegen beide.
„Eine schöne Frau“, meinte Cesare
schließlich leise und anerkennend, „ich kann verstehen, warum du dich in sie
verliebt hast.“
Alessandro nickte mit
versteinerter Miene. „Sie ist nicht nur schön.“
„Das glaube ich dir gern, es wäre
schließlich das erste Mal, dass du nur auf Äußerlichkeiten Wert gelegt hättest.
Aber leider hast du diesmal …“
„Ja, Ja, ich weiß! Diesmal habe
ich alles falsch gemacht“, unterbrach er seinen Vater unwirsch. „und es ist
meine Schuld, dass sie hier liegt und dass unser Kind nicht zur Welt kommen
wird.“
„Du kannst nicht jeden Menschen
zwingen, das zu tun, was du willst, du siehst ja, was dabei herauskommt.“
Alessandro antwortete leise und
er klang heiser.
„Ich war sicher, sie würde zur
Vernunft kommen …“
„Ja, zu deiner Vernunft.“
„Ich wollte uns eine letzte
Chance geben, schließlich war es mein Kind!“
„Richtig, es war dein Kind
und das ist das Ergebnis! Mit etwas weniger Glück hätte sie vielleicht auch
sterben können und du wärst für den Rest deines Lebens dafür verantwortlich
gewesen. Warum hast du ihr nicht einfach mehr Zeit gegeben, warum warst du so
verdammt ungeduldig!“
Cesare hatte sich in Rage
geredet, Alessandro stöhnte gequält.
„Glaubst du, ich mache mir keine
Vorwürfe für das, was passiert ist? Ich habe mich schon hundertmal für das
verflucht, was ich alles falsch gemacht habe und das ab dem ersten Tag, an dem
ich sie kennen gelernt habe! Heute würde ich alles anders machen, wenn ich nur
könnte!“
„Du kannst Gefühle nicht
erzwingen, nicht einmal du kannst das.“
„Sie liebt mich, ich weiß es ...“
„Ach Unsinn! Sie will nichts mehr
von dir wissen, das hast du doch gesehen!“
Alessandro sah auf. Ratlos suchte
sein Blick den seines Vaters. Einen Augenblick lang sahen sie sich schweigend
in die Augen.
„Und was rätst du mir also?“
Cesare traute seinen Ohren kaum.
Das war das erste Mal seit einer Ewigkeit, dass sein Sohn ihn um Rat fragte.
Und er machte sich die Antwort nicht leicht.
„Ich kann dir keinen Rat geben.
Das ist eine Entscheidung, die nur du alleine treffen kannst. Und du musst dir
dabei immer dessen bewusst sein, dass diese Entscheidung nicht nur dich allein
betrifft, sondern auch noch einen anderen Menschen.“
„Und wenn du an meiner Stelle
wärst? Was würdest du tun?“
Diesmal blieb Cesare seinem Sohn
eine Antwort schuldig.
Als Lara erwachte, schaffte sie
es kaum, sich aus der zähen Dunkelheit zu befreien, in der sie sich befand. Sie
konnte ihre Augen nur halb öffnen, es schien Nacht zu sein, aber sie war sich
nicht sicher.
Erst viel später wurde sie
richtig wach. Noch ein wenig benebelt rappelte sie sich auf. Sie befand sich in
einem der üblichen, wenn auch ziemlich modern eingerichteten Krankenhauszimmer.
Sie sah sich um: nüchterne, weiße Wände, ein funktionaler, kleiner Schrank, ein
Tisch mit Blumen und zwei Besucherstühle, das zweite Bett im Zimmer war nicht
belegt. Auf dem fahrbaren Container neben dem ihren entdeckte sie ihre
Armbanduhr, es war kurz nach sieben, hell draußen und daher wahrscheinlich
früher Morgen.
Sie ließ sich in die Kissen
zurücksinken. Schlagartig kehrte die Erinnerung an ihr Gespräch mit Alessandro
wieder, an ihren Streit, ihren heftigen, fast gewalttätigen Sex und ihren
unglücklichen Sturz die Treppe hinunter. Sie erinnerte sich deutlich an die
stechenden Schmerzen der Fehlgeburt. Sie hatte Alessandros Baby verloren,
nachdem sie sich gerade erst mit dem Gedanken hatte anfreunden können,
schwanger zu sein.
Der Gedanke an die hässliche
Szene in seiner Bibliothek verursachte ihr ein bohrendes Schamgefühl, so als hätten
sie sich gegenseitig etwas angetan, das nicht wiedergutzumachen war. Sie war
sich nicht ganz sicher, ob sie seine Anwesenheit hier in diesem
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