Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
vorbei zur Tür zu gelangen.
Alessandro packte sie ohne Mühe
an den Handgelenken und hielt sie fest. Einen langen Augenblick standen sie
beide mit angespannten Muskeln da, keiner wollte nachgeben.
Ihre Blicke trafen sich und für
den Bruchteil einer Sekunde hatte Lara dieselbe Empfindung wie früher: seine
Nähe, sein brennender Blick, die Wärme seiner Finger, das alles war ihr so
unendlich vertraut. Es war einmal Geborgenheit gewesen, Geborgenheit und – ja,
sie hasste sich dafür, dass in genau diesem Moment der wohlbekannte Funke der
Erregung in ihr zu glimmen begann.
In seinen Augen konnte sie
erkennen, dass es ihm genauso erging. Was dann kam, entzog sich vollständig
ihrer Kontrolle.
Sie fielen übereinander her wie
Verhungernde. Es hatte nichts Zärtliches, nichts Romantisches, es war beinahe
gewalttätig. Sie nahmen sich nicht einmal die Zeit, sich richtig auszuziehen, Lara
hörte Stoff reißen und Nähte platzen. Er presste sie mit erhobenen Handgelenken
gegen die Tür und nahm sie mit wildem Zorn. Wütend biss sie ihn in die Lippen,
doch gleichzeitig schlang sie mit verzweifelter Kraft ihre Beine um seine
Hüften, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen.
Sie spürte den Schmerz in ihrem
Rücken, den das harte Holz der Tür ihr bei jedem seiner heftigen Stöße verursachte,
hörte ihr eigenes Schluchzen, das wie ein animalisches Stöhnen klang und schmeckte
gleichzeitig mit dem Blut seiner Lippen auch das Salz ihrer Tränen.
Als es vorbei war, ließ er sie
schwer atmend los. Lara sank langsam zu Boden und Alessandro lehnte sich neben
sie an die Tür.
„Madonna santa!“, stieß er heiser
hervor. Das hatte er nicht gewollt!
Er hörte sie nicht schluchzen,
sie saß nur ganz ruhig da und starrte an ihm vorbei ins Nichts, doch aus ihren
Augen liefen noch immer Tränen ihre Wangen hinunter.
Als er spontan die Hand
ausstreckte, um sie abzuwischen, wandte sie das Gesicht von ihm weg.
„Fass mich nicht an“, fauchte sie
tonlos, “fass du mich nie wieder an!“
Alessandro schwieg. Was hatte er
auch erwartet? Dass ausgerechnet dieser Vorfall sie umstimmte? Wie hatte er nur
so die Kontrolle über sich verlieren können? Sie musste ihn dafür nur noch umso
mehr hassen!
Endlich stand sie wortlos auf und
brachte ihre Kleidung in Ordnung, so gut es eben ging. Sie vermied es dabei,
ihn anzusehen und schließlich erhob sich auch er.
„Lara“, begann er, doch unter
ihrem eisigen Blick verstummte er.
„Das hier ist nie passiert,
verstanden?“, zischte sie. „Es hat nichts zu bedeuten, und schon gar nicht,
dass ich meine Meinung geändert habe!“
Entschlossen griff sie nach ihrer
Handtasche und baute sich herausfordernd vor ihm auf.
„Und jetzt lässt du mich hier
raus!“
Alessandro nickte. Wenn es ihr
dabei half, sich zu beruhigen, dann würde er mit ihr eben nach unten gehen. Sie
konnte ja ohnehin nicht weg von hier, außer er fuhr sie nach Hause. Zu Fuß
würde sie schließlich nicht weit kommen.
„Komm, ich mache uns einen
Caffè.“
Widerspruchslos folgte sie ihm
nach draußen. Am Treppenabsatz blieb sie noch einmal stehen und sah ihn frontal
an. Ihre Augen waren groß und ein fassungsloser Ausdruck stand darin.
„Wie konnten wir nur …?“
Sie schüttelte den Kopf, ihre
Stimme war nur ein Flüstern. Das Eingeständnis ihrer eigenen Erregung lag
unausgesprochen im „wir“ dieser unvollendeten Frage. Sie erschien ihm in diesem
Augenblick so hilflos und verloren, dass er dem Impuls nicht länger widerstehen
konnte, sie tröstend in die Arme zu nehmen und inständig um Vergebung zu
bitten.
Als er eine Bewegung auf sie zu
machte, hob sie jedoch abwehrend die Hände.
„Komm mir bloß nicht nahe! Es
reicht!“
Sie tat reflexartig einen Schritt
zurück.
„Lara!“, entfuhr es ihm entsetzt,
doch es war schon zu spät.
Sie hatte bereits zu nahe an der
Treppe gestanden, ihr Fuß verfehlte die oberste Stufe, sie trat ins Leere und
strauchelte. Dann fiel sie.
Wie in Zeitlupe sah er sie die
Treppe hinunterfallen, ohne dass er eine Möglichkeit gehabt hätte, sie
festzuhalten. Er hastete ihr sofort nach, doch zu seiner Erleichterung fing sie
sich schon nach wenigen Stufen wieder.
Atemlos blieb sie einen Moment
lang sitzen, bis sie wieder Luft bekam. In der Zwischenzeit hatte sich
Alessandro neben sie gekauert.
„Dio, das wollte ich nicht!“,
fassungslos nahm er sie bei der Hand. „Komm, lass dich mal ansehen! Kannst du
aufstehen?“
Er half ihr auf die Beine und sah
ihr prüfend ins
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