Eine Lüge macht noch keine Liebe! (German Edition)
Augen.
„Ich hatte keine andere Wahl“,
meinte er fast entschuldigend, „alle deine Sachen waren nass und ich wollte
nicht riskieren, dass du dich auch noch erkältest.“
Und sie war schließlich nicht die
erste Frau, die er ausgezogen hatte, ergänzte sie in Gedanken, doch sie schwieg
noch immer. Er strich ihr sanft eine Haarsträhne aus der Stirn und Lara schloss
unwillkürlich die Augen. Eigentlich erwartete sie, dass er sie küsste, doch er
tat es nicht. Stattdessen erhob er sich. Fast schien er vermeiden zu wollen,
dass sich die verheerende Spannung wieder zwischen ihnen ausbreitete.
„Dein Bad dürfte wohl jetzt
soweit sein.“
Er verließ das Zimmer und als sie
sicher war, dass er nicht zurückkam, stand sie auf und huschte nach nebenan ins
Badezimmer. Sie drehte den Hahn zu und stieg in die Wanne.
Langsam ließ sie sich ins Wasser
gleiten. Als ihre Kratzer an Bauch und Armen mit dem heißen Wasser in Berührung
kamen und höllisch zu brennen anfingen, biss sie stöhnend die Zähne zusammen.
Forschend sah sie an sich herunter und registrierte an ihrer rechten Seite
einen großen Bluterguss. Ihre Hüftknochen standen deutlich vor und der linke
war ebenfalls bereits blau angelaufen. Valerie hatte Recht, dachte sie, wäre sie
besser gepolstert, würde sie jetzt vielleicht nicht so erbärmlich aussehen!
Auch an ihren Oberschenkeln
zeichneten sich dunkle Flecken ab. Schürfwunden an ihrem Bauch und den
Unterarmen erinnerten sie daran, mit welchen Körperteilen sie an der Ufermauer
entlang geschrammt war. Da er sie entkleidet hatte, konnte ihm das alles nicht
entgangen sein. Das warme Wasser tat ihr gut und bei dem Gedanken, dass sie
noch immer den Sand und den Schmutz des Flusswassers und wer weiß was sonst
noch auf der Haut und in den Haaren hatte, schüttelte es sie ein wenig. Sie
atmete tief durch und lehnte sich zurück. Ihre Schmerzen ließen nach und sie
entspannte sich.
Es überraschte sie ein wenig,
dass Alessandro sich solche Sorgen um sie machte. Er hatte sich tatsächlich
richtig aufgeregt. Nun ja, dachte sie ironisch, er wollte sich seine neue
Eroberung in spe wohl um keinen Preis entgehen lassen. Trotzdem war sie froh,
dass er rechtzeitig zur Stelle gewesen war. Bei der Erinnerung an die
durchdringende Kälte und ihre erlahmenden Kräfte wurde ihr flau im Magen.
Anscheinend war ihre Situation doch ernster gewesen, als sie selber angenommen
hatte. Und es war nur natürlich, sich um das Leben eines Menschen zu sorgen,
den man persönlich kannte, das war der gleiche Instinkt, mit dem sie hinter
Elena hergejagt war. Gott sei Dank war dem Kind nichts passiert!
Lara sah sich um und stellte
überrascht fest, dass Alessandro alles für sie bereitgelegt hatte, von dem er
wohl annahm, dass sie es brauchen würde: Seife, Haarshampoo, Handtücher, Kamm
und sogar eine frische Zahnbürste fand sie neben der Wanne. Soviel
Einfühlungsvermögen hatte sie ihm auf Grund seiner saloppen, selbstsicheren Art
gar nicht zugetraut. Unter diesem Blickwinkel schien er nicht der typische
Aufreißer zu sein, der seinen männlichen Egoismus um jeden Preis über alles
andere stellte.
Kaum hatte sie den Gedanken zu
Ende geführt, da wurde ihr siedend heiß. Und was, wenn er ihre Situation
ausgenutzt hatte? Sie konnte schließlich nicht mit Sicherheit sagen, was er mit
ihr gemacht hatte, wenn sie sich schon nicht einmal mehr daran erinnern konnte,
wie er sie ins Bett gebracht hatte. Sie schob unwillig die Unterlippe vor und
mahnte sich zur Ruhe. Immerhin hatte sie ihm mit ihren Vermutungen schon
mehrmals unrecht getan, also wollte sie lieber einmal davon ausgehen, er würde
Sex mit einer Frau vorziehen, die zumindest halbwegs bei Bewusstsein war.
Schließlich tauchte sie unter, um
sich die Haare zu waschen. Mehrmals spülte sie sie nach, bis sie sicher war,
dass sie wieder richtig sauber waren. Dann seifte sie sich von oben bis unten
gründlich ein, wobei sie darauf achtete, ihre Kratzer nicht wieder aufzureißen.
Sie stieg aus der Wanne und griff
nach einem der Handtücher, um sich abzutrocknen, ein anderes wickelte sie sich
um die nassen Haare und putzte sich sorgfältig die Zähne. Ein Blick in den
Spiegel ließ sie erschrecken: ihre hohen Jochbögen warfen Schatten auf ihre
Wangen und ihre Haut war bleich, sie hatte sich auch das Gesicht und den Hals
aufgeschürft, die letzten Reste ihrer verschmierten Wimperntusche legten tiefe
Schatten unter ihre Augen. Sie bot einen geradezu erschreckenden Anblick. Sie
wusch
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